Polizeistatistik: Weniger Kriminelle im Internet unterwegs

23.4.2016, 16:47 Uhr
Gestohlene EC-Karten werden von Kriminellen oft und gerne missbraucht.

© dpa Gestohlene EC-Karten werden von Kriminellen oft und gerne missbraucht.

Zum Teil erhebliche Rückgänge registrierte die Polizei dem Bericht zufolge bei der Computersabotage, bei der Datenverarbeitungsanlagen gekapert und Trojaner installiert werden. Das berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf die polizeiliche Kriminalstatistik.

Hier betrug der Rückgang fast 38 Prozent auf 3537 Fälle. Beim Delikt Ausspähen und Abfangen von Daten wurden demnach 19 Prozent weniger Fälle registriert, nämlich 9629. Dazu gehören etwa das Abzapfen von geschützten Netzwerkleitungen und das heimliche Mitlesen von Daten.

Betrug mit EC-Karten hat Hochkonjunktur

Bei anderen Delikten gab es dagegen Steigerungen: Hochkonjunktur habe 2015 der Betrug mit gestohlenen EC-Karten gehabt, mit der Täter per Lastschriftverfahren einkaufen gehen, wie die Welt am Sonntag berichtete. Hier habe es einen Anstieg um 15 Prozent auf 18.487 Fälle gegeben. Auch der sogenannte Computerbetrug nahm demnach um 5,6 Prozent auf 23.562 Fälle zu. Dazu zählen Taten, durch die sich Kriminelle einen "Vermögensvorteil" verschaffen, indem sie EDV-Systeme manipulieren und gestohlene Daten verwenden.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) schätzt allerdings, dass die Dunkelziffer bei Computer- und Internetkriminalität etwa 90 Prozent beträgt. Der für Informationstechnologie zuständige Bundesvorstand Michael Marufke sagte der Zeitung, es werde nur ein Bruchteil der Straftaten angezeigt. "Und viele Geschädigte merken gar nicht, dass sie Opfer von Attacken geworden sind."

Gesetze und Personal fehlen

Die Polizei sei überdies nicht gut gerüstet, sagte Marufke weiter. "Die Internetkriminalität ist für die Polizei immer noch ein relativ neues Phänomen, für das die Werkzeuge, Personal und wirksame Gesetze fehlen." Cybercrime-Ermittler hätten es deshalb schwer, rechtskräftige Beweise zu erheben und Täter zu überführen.

Der Branchenverband Bitkom beurteilt die Statistik ebenfalls kritisch. Viele Unternehmen scheuten sich, selbst schwerwiegende Vorfälle den Behörden zu melden, um ihre Reputation nicht zu gefährden, sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder der Zeitung. Bitkom veranschlagt den Schaden für die Wirtschaft, den allein der Ausfall, der Diebstahl oder die Schädigung von IT-Systemen verursachen, auf 13 Milliarden Euro pro Jahr.

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