Prinovis: Bündnis soll Arbeitsplätze sichern

9.7.2008, 00:00 Uhr
Prinovis: Bündnis soll Arbeitsplätze sichern

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Das Bündnis sei erforderlich, weil der Markt nach wie vor unter einem überproportionalen Margendruck steht, begründet Prinovis-Chef Stephan Krauss die Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu verbessern. Zwar geht der Manager davon aus, dass die Talsohle mittlerweile erreicht worden ist. Doch stehe einer nachhaltigen Gesundung des Marktes der dramatische Anstieg der Rohstoff- und Beschaffungskosten entgegen. Allein in den vergangenen drei Jahren hätten sich die Energiekosten mehr als verdoppelt.

Alle Möglichkeiten ausgeschöpft

Entsprechend deutlich war der Ergebnisrückgang im vergangenen Jahr. «Wir haben zuerst unserer Tradition und sozialen Verantwortung entsprechend alle anderen Möglichkeiten zur Kostenreduzierung ausgeschöpft«, sagt Krauss. Doch sei man angesichts der Marktsituation nicht umhin gekommen, auch von den Beschäftigten einen Beitrag zu fordern.

Rückkehr zur 38-Sunden-Woche

Der sieht nun vor, dass die knapp 1000 Mitarbeiter am Standort Nürnberg jetzt pro Woche auf zwei, ab 1. Januar 2010 auf drei Stunden Freizeit verzichten und so schrittweise zur 38-Stunden-Woche zurückkehren. Zusätzlich ist in der Vereinbarung festgelegt worden, dass die Arbeitsorganisation, beispielsweise bei der tariflich festgelegten Maschinenbesetzung, flexibler wird.

Im Gegenzug sichert Prinovis den Beschäftigten zu, bis Ende 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten und so lange auch die weit über den tariflichen Zahlungen liegenden Sonderleistungen beizubehalten - beispielsweise für Überstunden und Mehrarbeit an den Wochenenden sowie den Vier-Schichtbetrieb. Der Einsatz von Leiharbeitern wird begrenzt. Zusätzlich gibt es erfolgsabhängige Einkommenskomponenten - gemessen an der Umsatzrendite, die von zuletzt 5,7 Prozent auf acht Prozent steigen soll.

«Sehr zufrieden« mit der Einigung

Betriebsratsvorsitzender Thomas Scharrer ist mit Blick auf die Situation in Konkurrenzunternehmen der Tiefdruckbranche «sehr zufrieden« mit der Einigung: «Während in anderen Betrieben über Stellenabbau, Sozialplan und Streichungen von ganzen Schichten verhandelt wird, konnten wir die Beschäftigungsgarantie und die komfortablen Zuschläge aus den guten Zeiten auf Jahre hinaus sichern«, sieht er den Kurs des Betriebsrates bestätigt. Scharrer wie auch Prinovis-Chef Krauss hoben insbesondere die breite Zustimmung der Beschäftigten hervor, die in allen Abteilungen über der erforderlichen Mehrheit von 90 Prozent gelegen habe.

Und das trotz des erheblichen Gegenwindes seitens der Gewerkschaft ver.di, die das Bündnis in Teilen als rechtswidrig bezeichnet. ver.di-Vertreter Kurt Buschner nennt die Vereinbarung in mehreren Punkten «unausgegoren«. Insbesondere kritisierte er die Möglichkeit des Arbeitgebers, Lohn und Gehalt zu kürzen, wenn der vereinbarte Freizeitverzicht vom Arbeitnehmer nicht erbracht wird. Auch der flexible Einsatz der Drucker ist der Gewerkschaft ein Dorn im Auge.

ver.di warnt

Insbesondere weist ver.di darauf hin, dass das ganze Vertragswerk außer Kraft tritt, sobald Prinovis in Nürnberg in einem Jahr rote Zahlen schreibt und für das Folgejahr gleichfalls ein Fehlbetrag eingeplant ist. «Genau in dem Moment, in dem die Mitarbeiter den Schutz der Beschäftigungssicherung bräuchten, will der Arbeitgeber sie aufkündigen«, moniert Buschner.

Verärgert ist der ver.di-Vertreter insbesondere darüber, dass der Betriebsrat die Einwände der Gewerkschaft ignoriert habe. Wie tief der Riss zwischen den Prinovis-Arbeitnehmervertretern und ver.di geht, ist allein schon daran abzulesen, dass Buschner ganz offen das Ergebnis der Abstimmung mit der 95-prozentigen Zustimmung zum Bündnis anzweifelt. «Wer kann das nachprüfen?«, fragt der ver.di-Vertreter.

Vorwurf «ungeheuerlich«

Ein Vorwurf, den der Betriebsrat als «ungeheuerlich« zurückweist. Das Ergebnis sei anhand der von den Mitarbeitern unterschriebenen Zusatz-Arbeitsverträge jederzeit nachprüfbar - «und das haben wir auch getan«, bekräftigt Betriebsratsvorsitzender Scharrer. Im Übrigen habe ver.di keine alternativen Lösungen angeboten.