Siemens baut massiv Stellen ab - auch in Franken

9.3.2016, 17:15 Uhr
Siemens plant Einschnitte in der Antriebssparte. Nürnberg betrifft das mit rund 750 Stellen.

© dpa Siemens plant Einschnitte in der Antriebssparte. Nürnberg betrifft das mit rund 750 Stellen.

Der Elektrokonzern Siemens reagiert mit Einschnitten auf die Probleme in seiner Sparte Prozessindustrie und Antriebe. Weltweit seien rund 2500 Arbeitsplätze betroffen, davon rund 2000 in Deutschland und hier schwerpunktmäßig in Bayern, teilte das Unternehmen am Mittwoch in München mit. Etwa jeweils die Hälfte der Jobs solle gestrichen beziehungsweise verlagert werden. Eine zunehmende Wettbewerbsintensität in den Branchen Öl und Gas sowie Metall und Bergbau mache eine Neuordnung der Kapazitäten notwendig, erklärte Siemens.

Konkret sind am Standort Ruhstorf nahe Passau rund 700 Arbeitsplätze betroffen, in Bad Neustadt/Saale rund 350, in Nürnberg rund 750 und in Erlangen gut 150 Stellen. In Berlin soll es um etwa 20 bis 30 Jobs gehen.

Die IG Metall wies die Pläne umgehend zurück und kündigte entschiedenen Widerstand an. Von der von Siemens-Chef Joe Kaeser versprochenen Ruhe im Unternehmen sei nichts zu spüren, kritisierte Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler. Erneut reagiere Siemens "reflexartig und ideenlos" mit Stellenstreichungen auf Marktveränderungen.

"Ein herber Schlag für den Standort Nürnberg"

Auch in Nürnberg fallen die Reaktionen eher verhalten aus. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly und Wirtschaftsreferent Michael Fraas erklären in einer Pressemitteilung: "Das ist ein herber Schlag für den Industriestandort Nürnberg. Denn es gehen Arbeitsplätze, aber auch industrielle Wertschöpfung verloren. Wir gehen davon aus, dass der Siemens-Konzern sozialverträgliche Lösungen für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbietet. Seitens der Stadt werden wir alles tun, um die Beschäftigten bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen in unserer Region zu unterstützen."

Die Sparte baut unter anderem große Elektroantriebe für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Seit einiger Zeit lässt die Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie nach, denn die Kunden halten sich angesichts des Ölpreisverfalls mit Bestellungen zurück. Wegen der Probleme wurde im vergangenen Jahr auch der Chef der Sparte ausgetauscht, mittlerweile wird sie von Jürgen Brandes geführt. In Deutschland beschäftigt Siemens in dem Geschäftsfeld mit einem Jahresumsatz von rund neun Milliarden Euro rund 16.000 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 46.000 Beschäftigte.

Siemens will auch einstellen

Siemens-Chef Joe Kaeser hatte seit seinem Amtsantritt bereits mehrfach den Rotstift angesetzt. Wegen des Konzernumbaus und der Schwierigkeiten in der Stromerzeugungssparte sowie in anderen schwächelnden Geschäftsfeldern strich er insgesamt rund 13.000 Jobs.

Zugleich will Siemens aber auch einstellen: Der Wandel zum digitalen Industrieunternehmen werde vorangetrieben, erklärte das Unternehmen. Angesichts der Ausweitung der Investitionen unter anderem in Forschung und Entwicklung rechne man in den kommenden Jahren mit mindestens 25 000 Neueinstellungen weltweit jährlich, davon rund 3000 in Deutschland, erklärte das Unternehmen.

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