Stellenabbau bei MAN: Tostmann überrascht Arbeitnehmer

2.12.2020, 18:14 Uhr
Im vergangenen September protestierten in Nürnberg zahlreiche MAN-Beschäftigte gegen den drohenden Stellenabbau.

© Daniel Karmann, NN Im vergangenen September protestierten in Nürnberg zahlreiche MAN-Beschäftigte gegen den drohenden Stellenabbau.

Im Umfeld des Gesamtbetriebsrat (GBR) reagierte man zwar erstaunt über die Ansage vor Arbeitgeberseite, wollte sie inhaltlich aber nicht dementieren.

Am 11. November hatten Gewerkschafter und Betriebsräte die Verhandlungen noch mit einem Knall verlassen und abgebrochen. GBR-Chef Saki Stimoniaris warf der VW-Tochter vor, keinen Millimeter von ihren Kahlschlag-Plänen abzurücken. MAN strebt an, konzernweit bis zu 9500 der 36.000 Stellen zu streichen.

Stimoniaris: "Wir lassen uns nicht vorführen"

Allein im Nürnberger Motorenwerk steht mehr als jeder vierte Arbeitsplatz auf dem Spiel. „ Wir lassen uns nicht vorführen“, hatte Stimoniaris erklärt und angekündigt, erst an den Tisch zurückzukehren, wenn MAN ernsthaft zu Verhandlungen bereit sei.

Das scheint nun der Fall – wenn auch nicht völlig aus freien Stücken, sondern nicht zuletzt aufgrund des Drucks von Seiten des Mutterkonzern Volkswagen, sich noch dieses Jahr zu einigen. Das bestätigten mehrere Insider beider Seiten gegenüber den "Nürnberger Nachrichten".

1,8 Milliarden Euro will MAN mit seinem Programm dauerhaft einsparen und ist von dieser Summe bisher auch nicht abgerückt. Allerdings gibt es inzwischen erste Signale, dass man dabei zumindest über ein Tabu für betriebsbedingte Kündigungen reden könne. Es wäre das von Arbeitnehmerseite ersehnte Zugeständnis, das wieder Schwung in die Sache bringen würde.

Hoffnung für das MAN-Motorenwerk Nürnberg

Eine vorsichtig positive Entwicklung zeichnet sich zugleich für den Standort Nürnberg ab. Etwa 3700 Beschäftigte hatte das Motorenwerk zuletzt noch. Zwischendurch geisterte durch die Gespräche, bis zu 1300 davon müssten um ihre Jobs bangen. Diese Zahl aber ist, so die Insider, inzwischen vom Tisch. Es dürften deutlich weniger werden.


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In trockenen Tüchern freilich ist davon noch nichts. Beide Seiten stehen unter enormem Erfolgsdruck – das macht eine Einigung so kompliziert.

Beide Seiten unter Erfolgsdruck

Mit den Geschäftszahlen von MAN ist man in der VW-Konzernspitze schon länger nicht uneingeschränkt zufrieden, insbesondere im Vergleich zu den Bilanzen, die Scania, die zweite Nutzfahrzeugtochter im Imperium, abliefert. Wiederholte Personalwechsel im Management waren die Folge, MAN-Chef Tostmann sitzt selbst erst seit Sommer auf diesem Posten. Und muss nun liefern.

Auf der anderen Seite wissen auch MAN-Gesamtbetriebsrat und IG Metall, dass dem Unternehmen in den kommenden Jahren ein Kraftakt bevorsteht. Der Wandel hin zu alternativen Antrieben wird viel Geld kosten, dazu kommt der aktuelle Einbruch der Märkte als Folge der Corona-Pandemie. Klappt es jetzt nicht, dürfte die Ausgangslage für einen gut ausgestatteten Abschluss in den kommenden Monaten eher nicht besser werden.

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