Verantwortlicher nicht mehr erreichbar

Über 2000 Euro: Rohrreiniger-Firma zieht Fränkin über den Tisch

25.8.2021, 05:55 Uhr
Ein Problem mit den Abflüssen in ihrem Haus kostete eine Fränkin über 2000 Euro. 

© imago images/Shotshop, NNZ Ein Problem mit den Abflüssen in ihrem Haus kostete eine Fränkin über 2000 Euro. 

Auch Wochen nach dem Vorfall merkt man Andrea Zimmermann (Name geändert) ihren Frust noch an. "Ich ärgere mich natürlich auch darüber, dass ich auf so eine Masche hereingefallen bin und dadurch so viel Geld verloren habe."

Rückblick: Mitte Juli bemerkt Zimmermann Probleme mit den Abflüssen in ihrem Haus. Weil sie an dem Samstag in ihrer Umgebung keinen Handwerker erreicht, sucht sie schließlich über Google einen Notfalldienst. Am Telefon sichert man ihr zu, eine Firma vor Ort zu beauftragen. Über die Preise für die Arbeiten sprechen sie nicht.

Stunden später kommen zwei Männer in einem Auto mit Oberhausener Kennzeichen. "Das liegt in Nordrhein-Westfalen, was mich schon stutzig machte." Nichtsdestotrotz lässt sie die beiden gewähren, besprochen wird, den Anfahrtsweg nicht zu berechnen, dafür aber die Reinigung pro Meter. "Während der Arbeit haben sie den Schaden ziemlich dramatisiert. Also sie meinten, die Rohre seien sehr verstopft und man müsste noch ein paar Meter mehr machen."

Handwerker verlangen Bezahlung vor Ort

Am Ende legen ihr die beiden Handwerker, angeblich von der Firma Berr und Söhne, die Rechnung vor: 2035 Euro soll sie zahlen und zwar direkt vor Ort. "Der Mann meinte, ich würde das Geld von meiner Versicherung zurückbekommen. Und dass sie mir noch eine Endabrechnung schicken würden, dies sei nur eine vorläufige." Bekommen hat Zimmermann nie etwas - das Dokument, das sie vor Ort erhielt und das der Redaktion vorliegt, enthält weder eine Rechnungs- noch eine Steuernummer. Unter der angegebenen Telefonnummer ist niemand erreichbar, auf eine Anfrage unserer Redaktion per Mail reagierte niemand. "Und mein Abfluss-Problem war auch nicht gelöst, sondern trat kurz darauf wieder auf", seufzt Zimmermann.

Bei der Verbraucherzentrale Bayern ist die Masche mit Rohrreinigungen ein Dauerbrenner. Wie in diesem Fall laufe der Betrug meist über Vermittler, die in der Google-Suche ganz oben erscheinen und die dann wiederum Firmen beauftragen würden, erklärt Verbraucherzentrale-Expertin Simone Bueb. "Wir gehen davon aus, dass sich Handwerker und Vermittler am Ende das Geld teilen."

Um die Preise für die Arbeiten hochzutreiben, würden die Betrüger verschiedene Tricks nutzen: "Manche berechnen den laufenden Meter und die Arbeitszeit. Das ist beispielsweise nicht zulässig. Andere verlangen horrende Wochenend- oder Nachtzuschläge oder horrende Preise für den laufenden Meter, wie in diesem Fall." Für letztere gebe es zwar keine Vorgaben, "normale Preise bewegen sich dafür aber zwischen zehn und 25 Euro. Das, was in diesem Fall gezahlt wurde, ist Wucher".

Tatsächlich ist Wucher eine Straftat und kann, wenn dafür eine Notfallsituation ausgenutzt wurde, sogar mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden. In jedem Fall lohnt sich laut Bueb eine Anzeige bei der Polizei. "Wer sich auch noch einen Anwalt dazu holt, kann sogar versuchen, das Geld zurückzufordern, wenn die Firma denn ausfindig gemacht werden kann."

Grundsätzlich rät sie Verbrauchern sich schon vor einem möglichen Notfall Kontakte von seriösen Firmen zu suchen. "Hat man das nicht, empfiehlt es sich, das Impressum auf der Firmenwebseite auf Adresse und Nummer zu checken und beim Anruf nach den Preisen für laufende Meter und Anfahrtskosten zu fragen."

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