VW wagt sich als erster deutscher Autobauer an Batteriezellfertigung

14.5.2019, 09:36 Uhr
Das neue Elektroauto ID der Marke Volkswagen wird in einem Glaswürfel präsentiert. VW-Konzernchef Herbert Diess setzt ganz auf die Karte Elektromobilität. Jetzt will der Autobauer auch die Batteriefertigung in die eigene Hand nehmen.

© Kay Nietfeld, dpa Das neue Elektroauto ID der Marke Volkswagen wird in einem Glaswürfel präsentiert. VW-Konzernchef Herbert Diess setzt ganz auf die Karte Elektromobilität. Jetzt will der Autobauer auch die Batteriefertigung in die eigene Hand nehmen.

Paukenschlag bei Volkswagen: Kurz vor der Hauptversammlung bastelt Konzernchef Herbert Diess an einem großen Wurf. Die Arbeitnehmer bekommen die lange geforderte Batteriezellfertigung, in Salzgitter will der Konzern dafür knapp eine Milliarde Euro investieren, wie das Unternehmen am Montagabend mitteilte.

"Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat begrüßen die Entscheidungen und unterstützen sie ausdrücklich", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh. "Es handelt sich um Weichenstellungen, mit denen wir sowohl Beschäftigungssicherung als auch Wirtschaftlichkeit nachhaltig weiterentwickeln können."

Volkswagen sammelte in Salzgitter schon Erfahrung

Volkswagen ist der erste deutsche Autobauer, der in die Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos einsteigt. In Salzgitter erforscht der Konzern bereits die Zellfertigung in einer Pilotlinie, nun soll es allerdings mit einem bis dato noch unbekannten Partner auch eine Serienfertigung werden.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann erklärte, Volkswagen habe damit eine "wichtige und richtige strategische Entscheidung" getroffen. Die IG Metall fordere seit Jahren den Bau einer Batteriezellenfabrik in Deutschland. Die Batteriezelle sei die zentrale Leistungskomponente im Elektrofahrzeug, hieran entscheide sich der Wettbewerb. "Die eigene Produktion sichert Knowhow über wichtige Teile der Wertschöpfung und vermeidet Abhängigkeit von asiatischen Herstellern", sagte Hofmann. Für die Innovationskraft der deutschen Automobilindustrie sei das wesentlich: "Die Politik muss solche Entscheidungen der Unternehmen befördern und erleichtern."

Die Batteriezellfertigung gilt als teures Unterfangen, das mit hohen Investitionskosten verbunden ist. Die Arbeitnehmerseite hatte den Einstieg lange gefordert, auch um damit den Bedeutungsverlust der herkömmlichen Verbrennerproduktion aufzufangen. In Salzgitter baut VW derzeit vor allem Verbrennungsmotoren.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erfreut

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, hatte die Batteriezellfertigung für Elektroautos als "ganz und gar unverzichtbar" am Standort Deutschland bezeichnet. Der große Bedarf für eine solche Produktion stehe fest, auch stehe fest, dass damit Tausende Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, hatte der SPD-Politiker kürzlich gesagt. Niedersachsen ist ein großer Anteilseigner von VW und hat großes Stimmgewicht.

VW hatte kürzlich bekannt gegeben, die Forschung zu Batteriezellen gemeinsam mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt voranbringen zu wollen. Das von Volkswagen und Northvolt geführte Konsortium will sich auch an der von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ausgelobten Förderung der industriellen Fertigung von Batterien beteiligen.

Europa und China machen Druck auf Autoindustrie

Diess forciert aktuell den Richtungswechsel des Konzerns hin zur Elektromobilität, auch gegen Widerstände in der Branche. In reinen Elektroantrieben sieht der Manager auf absehbare Zeit die größte Chance, Autoabgase nennenswert zu reduzieren und damit verschärfte Emissionsregeln in Europa und Quotenvorgaben in China einzuhalten.

Volkswagen will in den kommenden zehn Jahren auf der eigenen Produktionsplattform 22 Millionen Elektroautos bauen. Bis 2028 stehen knapp 70 neue Elektromodelle auf dem Plan. Dafür braucht VW auch die Versorgungssicherheit bei den Batterien. Auch der US-Elektroautopionier und VW-Rivale Tesla stellt seine Batterien inklusive den Zellen selbst in eigenen Fabriken her.

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