Immobilien

Warum es für Hauskäufer jetzt noch teurer wird

23.5.2021, 05:55 Uhr
Nicht nur die Preise, sondern auch die Kreditzinsen steigen wieder

© Rolf Vennenbernd/dpa/dpa-tmn Nicht nur die Preise, sondern auch die Kreditzinsen steigen wieder

"Allein in dieser Woche haben 69 Banken Erhöhungen gemeldet“, heißt es bei Finanzportal FMH. Besonders deutlich hätten sich Darlehen bei Wüstenrot mit 0,31 Prozentpunkten und bei der Degussa-Bank mit 0,2 Prozentpunkten bei 20 Jahren Laufzeit verteuert. "Der Aufwärtstrend wird auch nach Pfingsten weitergehen“, sagt FMH-Chef Max Herbst. "Momentan treiben vor allem die Inflationsrate und die höheren Renditen der Bundesanleihen die Zinsen nach oben.“ Die Bundesbank rechnet zum Jahresende mit einer Inflationsrate von bis zu vier Prozent.

Höhere Inflationsrate

Zwar gebe es im Sommer traditionell Zinserhöhungen, so Herbst, weil Banken in der Urlaubszeit weniger Sachbearbeiter einsetzten, aber dennoch gut verdienen wollten. Die aktuellen Verteuerungen aber allein darauf schieben zu wollen, wäre falsch, sagt er, und verweist auf die höhere Inflationsrate und die gestiegenen Renditen. Zehnjährige Bundesanleihen werfen aktuell zwar noch immer eine Minus-Rendite ab. Sie liegt aber nur noch bei minus 0,11 Prozent, Ende vergangenen Jahres waren es noch minus 0,58 Prozent.

Die Inflationsrate ist im April in Deutschland von 2,0 Prozent, im März auf 2,1 Prozent gestiegen und könnte zum Jahresende vorübergehend, wie die Bundesbank in ihrem neuen Monatsbericht schreibt, wegen Sonder- und Basiseffekten – etwa der im zweiten Halbjahr 2020 abgesenkten Mehrwertsteuer – sogar vier Prozent erreichen. Allerdings rechnen Notenbanker und Volkswirte 2022 und 2023 wieder mit einer deutlichen Abschwächung. In der Eurozone lag die Rate im April bei 1,6 Prozent.

Kunden mit wenig Eigenkapital besonders betroffen

Ärgerlich ist nach Angaben von Herbst, dass viele Geldhäuser derzeit auch die Beleihungsaufschläge erhöhen. Das verteuere Baugeld zusätzlich und treffe vor allem Kunden mit wenig Eigenkapital. Seit Januar sei die mittlere Zinsbelastung bei einem Darlehen mit 15 Jahren Laufzeit und 70 Prozent Beleihung von 0,96 Prozent auf aktuell effektiv 1,19 Prozent gestiegen. Dabei habe die Spanne im Januar noch zwischen 0,69 und 1,53 Prozent gelegen. Jetzt verlange der günstigste Anbieter bereits 0,94 Prozent, der teuerste 2,24 Prozent Zinsen. "Damit lohnt sich ein Zinsvergleich mehr denn je.“

Laut FMH liegt der Zins bei zehn Jahren Laufzeit im Schnitt derzeit bei 0,93 Prozent. Verglichen werden dabei die Konditionen von 40 Anbietern. Die Spanne reicht von 0,64 bis 1,48 Prozent. Bei 15 Jahren sind es im Durchschnitt 1,24 Prozent mit einer Spanne von 0,98 bis 1,84 Prozent. Auch das Vergleichsportal Biallo.de berichtet seit Tagen bei vielen Banken von steigenden Bauzinsen.

Biallo nennt für den günstigsten Anbieter derzeit für zehn Jahre knapp 0,80 Prozent, bei 15 Jahren mehr als ein Prozent. Anfang Mai hieß es auf der Plattform allerdings aufgrund einer Umfrage unter Banken, dass in diesem Jahr allenfalls mit geringen und leichten Steigerungen zu rechnen sei. Grund seien vor allem die anhaltenden Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank.


Grundstückspreise in Nürnberg: Es geht munter weiter bergauf


Der Online-Plattform Immoscout24 zufolge sind die Immobilienpreise im ersten Quartal gegenüber Ende 2020 im Schnitt um 5,2 Prozent gestiegen – gegenüber dem ersten Vierteljahr 2020 sogar um 12,7 Prozent.

4 Kommentare