Warum Thomas Cook im Kern ein deutsches Unternehmen ist

24.9.2019, 15:23 Uhr
Der britische Touristikkonzern Thomas Cook hat einen Insolvenzantrag gestellt. Von der Pleite betroffen sind auch viele deutsche Urlauber.

© INA FASSBENDER, AFP Der britische Touristikkonzern Thomas Cook hat einen Insolvenzantrag gestellt. Von der Pleite betroffen sind auch viele deutsche Urlauber.

Der Schweizer Peter Fankhauser war über Jahrzehnte einer der wichtigsten Akteure der hiesigen Reisebranche. Er führte lange die deutsche Fluggesellschaft LTU und räumte dort 2001 seinen Posten. Er war Chef von Thomas Cook Deutschland und unter anderem Vorstand des Deutschen Reiseverbands DRV, der Lobbyorganisation der Reisewirtschaft. 2014 kam Fankhauser an die Spitze der Muttergesellschaft Thomas Cook Group mit Sitz in London. Das äußerst verworrene Firmenkonstrukt mit seinen vielen Untermarken entstand aber erst 2007 nach einer Fusion deutscher und britischer Unternehmen.


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Der Markenname Thomas Cook war da schon längst in deutscher Hand: 1992 übernahmen die Westdeutsche Landesbank (WestLB) und die LTU die britische Touristikfirma Thomas Cook. Über die Preussag (einem Vorläufer der TUI) kam sie an die C&N Touristik, die aus Neckermann Reisen beziehungsweise NUR Touristik hervorging. Miteigentümer waren noch KarstadtQuelle, später Arcandor und die Lufthansa mit ihrer Tochter Condor. 2002 gab sich das Konglomerat den prägnanten Markennamen Thomas Cook.

2007 fusionierte die Firma mit der britischen MyTravel Group. Die daraus entstandene Thomas Cook Group wurde offiziell britisch, was steuerliche und rechtliche Vorteile brachte. Die Tochter Thomas Cook AG behielt ihren Sitz in Oberursel.


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Den Namen Thomas Cook kannten die Deutschen bis 2002 meist nur von den Reiseschecks (traveller cheques) mit dem Konterfei des englischen Verlegers Thomas Cook. Der erfand 1841 die Pauschalreise, indem er für 500 ehemalige Alkoholiker eine Zugfahrt von Leicester nach Loughborough zu einem Abstinenzlertreffen organisierte. Die gemeinsame Reise kam so gut an und war so effizient und kostengünstig, dass die Firma schon 1855 auch Europa-Rundreisen für britische Touristen über Brüssel nach Heidelberg, Baden-Baden, Straßburg und Paris organisierte. 1866 kamen die ersten Amerika-Reisen ins Programm, 1871 wurde mit dem Reisekreditbrief der Reisescheck erfunden. 1919 verkaufte die Firma die ersten Flugtickets, 1948 ging sie an British Railways.


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