Wein, Wellness und Kultur locken Touristen nach Franken

20.6.2017, 06:00 Uhr
Wein, Wellness und Kultur locken Touristen nach Franken

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"Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr wieder so ein Ergebnis wie 2016 erreichen", sagt Olaf Seifert, Geschäftsführer des Tourismusverbands Franken, mit Blick auf 23,75 Mio. Übernachtungen, die der Region bereits das vierte Rekordjahr in Folge beschert haben. Die Gästeanmeldungen ließen jedenfalls ein ordentliches Maß an Zuversicht zu, so Seifert.

Doch auch über Franken hängt das Damoklesschwert des Terrorismus: "Ein Anschlag macht sich von heute auf morgen bemerkbar", weiß Seifert. "Nach dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 hat es Stornierungen besonders aus dem Ausland gehagelt. Das hat vor allem den Städtetourismus getroffen." Bereits jeder fünfte Gast, der nach Franken reist, kommt aus dem Ausland, vor allem aus den Niederlanden, den USA und Österreich. Reisewarnungen fallen da stark ins Gewicht.

Das Reiseland Franken boomt dennoch: Trotz der Ausfälle verzeichnete die Region 2016 ein Plus von 3,1 Prozent bei den Übernachtungen. Damit ist die Region in Deutschland ganz vorne dabei, wie Seifert sagt. Ein bisschen profitiert "Franken" dabei auch von seinen Nachbarn: das oberbayerische Eichstätt im Süden oder das nördlich gelegene Sonneberg in Thüringen gehören zum fränkischen Tourismusverband. Die Erklärung ist einfach: "Der Gast kennt keine Verwaltungsgrenzen", so Seifert. "Das Altmühltal geht eben weiter."

22 zertifizierte Fernwanderwege in Franken

Die touristische Bedeutung Frankens schlägt sich auch in den Umsatzzahlen nieder: 9,1 Milliarden wurden vergangenes Jahr verbucht - zu zwei Dritteln stammen sie aus dem Tagestourismus, zu einem Drittel von den Übernachtungsgästen. Fast 150.000 Arbeitsplätze hängen direkt und indirekt an der fränkischen Reisebranche.

Deshalb ist man sehr darauf bedacht, sich als "Marke Franken" zu positionieren. Die Städte - allen voran Nürnberg mit 3,2 Mio. Übernachtungen - sind die Anziehungspunkte schlechthin. In Kombination mit Kulturattraktionen, in diesem Jahr steht Martin Luther ganz oben, hat das Auswirkungen auf die gesamte Region. Gesucht wird in Franken aber auch die Natur. Mit 22 zertifizierten Fernwanderwegen ist Franken in Deutschland nicht zu toppen, und der Main-Radweg wird vom ADFC in den Top 5 gelistet.

Auch Wellness und Kulinarisches steht in Franken ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Angeführt von Bad Kissingen werden die fränkischen Kurbäder rege besucht - 5,6 Mio. Übernachtungen zählte man 2016 allein hier. Frankenwein, Bier und die fränkischen Spezialitäten machen das Reiseland Franken zudem attraktiv. Das bestätigt auch Stefan Rottner, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) für Nürnberg: "Die Kampagne "Kulinarik in Nürnberg" hat viele Besucher auf uns aufmerksam gemacht. Die Leute kommen aus ganz Deutschland und in jeder Altersgruppe."

Stadt statt See

Auch seitens der Gastronomie geht man deshalb positiv gestimmt in den Sommer. Dazu braucht es aber auch schönes Wetter — Rottner bemüht dafür sogar den Hundertjährigen Kalender: "Der sagt ein Sonnenjahr voraus und nach dem durchwachsenen Mai deutet alles auf eine stabile Wetterlage hin."

Diese Prognose dürfte auch die Tourismusbranche freuen. "Das Wetter spielt eine Riesenrolle", sagt Olaf Seifert. "Und je nachdem wie man bucht, können Reisende deswegen auch mal zurücktreten. Unsere Gastbetriebe sind bei Direktbuchungen jedenfalls sehr kulant." Das macht sich dann zusammen mit ausbleibenden Spontan-Reisenden schon bemerkbar. Doch zum Glück biete Franken auch viel Abwechslung bei jedem Wetter. Wer im Seenland Urlaub macht, der kann bei schlechterem Wetter schnell auch Nürnberg besuchen, vom Steigerwald aus sind Bamberg oder die Kurbäder mit ihren Thermen nicht weit. Kombinationen, die einen Urlaub auch bei Sonnenschein abwechslungsreich gestalten, wie Seifert betont.

In Sachen Abwechslung hat Seifert einen weiteren Trend ausgemacht: "Der Wohnmobiltourismus bekommt immer größere Bedeutung." Trotz Campingplatz sind die so mobil Reisenden wirtschaftlich durchaus Schwergewichte: "Sie kaufen viel ein, gehen aber auch gerne Essen, anstatt in ihren oft luxuriösen Mobilen selbst zu kochen."

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