Wo Bürger ihre Schätze unterstellen können

1.7.2009, 00:00 Uhr
Wo Bürger ihre Schätze unterstellen können

© Eduard Weigert

Feuchte, staubige und schwer zugängige Keller und akuter Platzmangel in den eigenen vier Wänden sind vor allem in Großstädten häufig der Fall. Bei «MyPlace - SelfStorage» können die eigenen Dinge dagegen trocken, sauber und günstig gelagert werden. «Schon ab 35 € je vier Wochen kann der Kunde sein Hab und Gut bei MyPlace, wie der Name schon sagt, selbst einlagern,» verkünden die Anbieter, die in Schweinau und seit einigen Wochen auch in Schoppershof externe Stauräume anbieten.

Der typische MyPlace-Firmenkunde sucht nach Angaben des Unternehmens zum Beispiel ein flexibles Außenlager für Sonderposten oder für sein kleines, teures Innenstadtgeschäft gewerblichen Lagerraum zu günstigen Bedingungen. Oder er lagert Akten, die aufgehoben werden müssen, sowie alte Büromöbel und Messestände im Büroraum und hat kaum mehr Platz für den eigenen Schreibtisch.

Zwar könnten gewerbliche Kunden die Lagerflächen nutzen, aber meistens sind es private Interessenten, die ihre Möbel, Kleidung oder andere Habseligkeiten unterstellen wollen. «Einlagern kann man bei uns eigentlich alles, außer verderblichen Waren, also zum Beispiel Lebensmitteln, außer Gefahrgütern oder Tieren,» sagt Claudia Wedel, eine der Store-Managerinnen bei MyPlace in der Äußeren Bayreuther Straße.

Kurzfristige Verträge

Die Verträge sind kurzfristig und können jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. Dadurch ist das Lagern günstiger als bei klassischen Lageranbietern. MyPlace-Kunden mieten sichtgeschützte Lagerräume zwischen einem und 50 Quadratmetern, die mit eigenem Schlüssel versperrt werden. «Außer dem Kunden hat niemand Zutritt zu dem blickdichten Abteil und den eingelagerten Dingen», sagt Wedel. Dazu verfügt die Anlage über eine code-gestützte Zugangskontrolle, eine 24-Stunden Videoüberwachung, eine moderne Alarmanlage und einen Wachdienst in der Nacht.

Zwar sind bei MyPlace auch schon die ersten Langzeitmieter registriert, die ihren persönlichen Tand in den nächsten drei Jahren dort lagern möchten, aber die meisten Stauraum-Nutzer geben sich mit kürzeren Mietzeiten zufrieden. So berichtet Wedel von Studenten, die für ein Auslandsemester ihre Möbel unterstellen, oder von Familien, die ihre bisherige Mietwohnung gekündigt und bereits geräumt haben, aber noch einige Wochen auf den Einzug in ihr neues Domizil warten müssen. Statistisch betrachtet sollte Otto Normalverbraucher genügend Platz für seinen Trödel und Tand eigentlich zu Hause finden. Denn recht komfortabel wohnen die Bundesdeutschen allemal.

Der durchschnittliche Westdeutsche hat etwas mehr als zwei Zimmer für sich, 42 Quadratmeter Wohnfläche. Das sind zwölf Quadratmeter mehr als 1980. Auch in den neuen Bundesländern nahm das Platzangebot in den vergangenen Jahren zu: Hier hat rein rechnerisch jeder Einwohner rund 38 Quadratmeter zur Verfügung. Und gleichzeitig stieg das Ausstattungsniveau - rund 95 Prozent der Wohnungen in West und Ost entsprechen modernen Standards.

«Insgesamt gehören die Wohnverhältnisse damit zweifellos zu den Bereichen des Lebens, in denen die Deutschen im Verlauf der Zeit die größten Wohlfahrtsgewinne erzielt haben», sagt Stefan Weick vom Sozialforschungsinstitut Gesis. Nach seiner Meinung gehört die Verbesserung der Wohnqualität zu den «besonders erfolgreichen Aspekten der gesellschaftlichen Transformation nach der Wiedervereinigung».

Ausgeprägter Sammeltrieb

So müssen sich nur vier Prozent der Haushalte mit beengten Wohnverhältnissen arrangieren. Darunter verstehen Sozialforscher Wohnungen, in denen es weniger Zimmer als Personen gibt. In den übrigen Ländern der alten EU liegt diese Quote bei sieben Prozent, in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten bei 32 Prozent. Allerdings hat der wachsende Wohlstand und ein ausgeprägter Sammeltrieb in deutschen Landen die persönliche Habe zahlreicher Haushalte in den vergangenen Jahrzehnten erheblich wachsen lassen. Viele Bundesbürger können sich von ihren persönlichen Schätzen nur schwer trennen.