«Wo ist das Problem?»

26.10.2007, 00:00 Uhr

Noch immer genössen vor allem Sparkassen Privilegien, die keine faire Konkurrenz zuließen, kritisierte Ulrich von Kenne vom Bundesverband deutscher Banken auf einer Veranstaltung des Forschungsinstituts für Genossenschaftswesen an der Universität Erlangen-Nürnberg. Mit dem Aus für die Gewährträgerhaftung sei es noch lange nicht getan, so von Kemme. Diese Garantie der jeweiligen Kommune, für Schulden der örtlichen Sparkasse einzustehen, ist mittlerweile abgeschafft.

Was von Kenne umtreibt: Sparkassen können nicht von privaten Banken übernommen werden. Umgekehrt sei das System aber durchlässig. Dieses Veräußerungsverbot behindere den Wettbewerb, der derzeit allenfalls in der Stadt funktioniere. Zudem könnten sich so keine großen Marktteilnehmer entwickeln. Deshalb sei unter den zehn größten Banken der Welt kein deutsches Institut mehr zu finden. Matthias Everding kann die Debatte über das Drei-Säulen-Modell der Finanzwirtschaft indes nicht mehr hören: «Wo ist eigentlich unser Problem?», so der Vorstandschef der Sparkasse Nürnberg. Das deutsche Bankensystem finde sich bei der Leistungsfähigkeit weltweit auf Platz sieben. Die oft beklagte Bankendichte liegt im europäischen Mittelfeld.

Differenzierung als Vorteil

Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, sieht die Differenzierung der Bankenlandschaft als Vorteil. Neben Großbanken, die Konzerne ins Ausland begleiten, muss es auch Geldhäuser geben, die sich um den Mittelstand kümmern und Privatkunden auch auf dem Land mit Geld versorgen. Letzteres «wollen oder können sich die großen Banken nicht leisten», so Götzl. In Brüssel will der oberste Genosse künftig vor allem eines klarmachen: Die Aktiengesellschaft ist nicht die einzig gute Unternehmensform. Die Vertreterin der EU-Kommission gibt sich derweil bedeckt: Das deutsche Bankensystem werde nicht grundsätzlich infrage gestellt, aber der Wettbewerb müsse funktionieren, so Elke Graeper. MARKUS HACK