Wo Regenwasser Lämpchen zum Leuchten bringt

25.5.2010, 00:00 Uhr
Wo Regenwasser Lämpchen zum Leuchten bringt

© Astrid Menhardt

»Jetzt weiß ich auch wieder, wie Enzyme funktionieren«, sagt Maschinenbautechniker Willi Weigand vom Automobilzulieferer Federal Mogul. In den vergangenen Monaten hat der Ausbildungsleiter fünf Schüler vom nahe gelegenen Pirckheimer Gymnasium unterstützt, die gemeinsam mit dem Kolbenhersteller ein Modell entwickeln wollten, das die Funktionsweise von Enzymen im menschlichen Körper veranschaulicht. »Die Idee zu unserem Wettbewerbsbeitrag wurde im Unterricht geboren«, berichtet Biologie- und Chemielehrer Andreas Bathelt, der den Kontakt zu Weigand hergestellt hat und die Jugendlichen betreut.

»Die Lehrer sind die Projektmanager und für die Organisation zuständig, ansonsten sollten sie möglichst wenig aktiv tun«, erläutert Ulrike Flemming, Leiterin der Geschäftsstelle des Förderkreises Ingenieurstudium in Erlangen, der den Vision-Ing21-Wettbewerb veranstaltet. Oft würden die Schüler aber von Auszubildenden in den kooperierenden Unternehmen unterstützt.

Anleitung beim Fräsen

So auch bei Federal Mogul: Drei angehende Industrie- und ein Gießereimechaniker haben den Gymnasiasten beispielsweise gezeigt, wie Teile gefräst und gedreht werden. Zwar hätten die Zehnt- und Elftklässler das Modell nicht komplett selbst fertigen können, aber einen guten Einblick in die Metallverarbeitung erhalten, resümiert Weigand. Offen räumt er ein, dass dieses Engagement des Automobilzulieferers nicht ohne Hintergedanken geschehe: »Wir wollen auf unser Unternehmen aufmerksam machen und gute Bewerber für unsere Ingenieurausbildung finden.«

Neben dem in Kooperation mit Federal Mogul gebauten Objekt, das anschaulich das Schlüssel-Schloss-Prinzip demonstriert, nach dem Enzyme arbeiten, haben die Schüler in ihrer Freizeit noch weitere Modelle in Eigenregie entworfen: Während Tom Baumann und Martin Dilly am PC an einer 3D-Animation getüftelt haben, bastelten Sascha Avenius, Maximilian Porombka und Burkhard Ringlein am Innenleben zweier roter Plastikkugeln, die Zuckermoleküle symbolisieren, die beispielsweise im Verdauungsprozess von den Enzymen zerlegt werden.

»Die Finger verbrannt«

Anfänglich waren die beiden Kugeln zu schwer, ihre Kontaktflächen zu groß und die elektrischen Schaltungen nicht richtig aufgebaut gewesen. »Dabei haben wir uns schon mal die Finger verbrannt, überhaupt ist uns einiges durchgeschmort«, berichtet das Trio. Aber das Ziel, an dem Wettbewerb teilzunehmen, habe sie angespornt. »Ich will außerdem gerne etwas selbst machen und nicht immer nur Theorie hören«, erklärt Avenius. Ähnlich argumentiert Mitschüler Ringlein, der später in der Entwicklung arbeiten will: »So ein Projekt ist mehr als Schule, wo man kurz ein Modell sieht, bespricht und dann eine Ex darüber schreibt.«

»Solche Erfahrungen kann man in keinem Unternehmen und auch nicht an der Uni sammeln«, ist Bernd Eichberger, Informatik- und Mathematiklehrer an der Lothar-von-Faber-Schule, überzeugt. Deshalb und auch weil die Fachoberschüler durch Probezeit, Praktika oder bevorstehende Abschlussprüfungen eingespannt seien, freut er sich über jeden, der in seiner Freizeit noch an dem Wettbewerb teilnimmt. Heuer hat sich sogar eine neunköpfige Gruppe gefunden, die ein Regenkraftwerk entworfen hat.

Vorhandene Energie besser nutzen

»Energie ist ja ein großes Thema«, meint Elftklässler Christoph Huxhagen. »Da haben wir uns gefragt, wie wir vorhandene Energie besser nutzen können und sind auf das Regenwasser gekommen.« Allein mit dem Wasser, das jährlich auf das Dach der Lothar-von-Faber-Schule fällt, lässt sich nach Berechnung der Schüler eine kleine Lampe zum Leuchten bringen.

Weitere Einsatzgebiete sieht die Gruppe auf den Dächern von Stadien und anderen großen Gebäuden. »Wir haben schon die Vision, dass das Regenkraftwerk mal in der Praxis einsetzbar wird«, sagt Mitstreiter Nico Richter. Herzstück des Modells sind ein Wasser- und ein Riemenrad sowie ein Nabendynamo aus dem Fahrradbereich. »Beim Aufbau habe ich gelernt, dass man wirklich sehr exakt arbeiten muss«, resümiert Richter.

Beim Finale am 9.Juli in Erlangen präsentieren alle Teilnehmer ihre Ergebnisse.