Wöhrl über Air-Berlin-Pläne: "Es gibt nur Verlierer"

22.9.2017, 19:31 Uhr
Wöhrl über Air-Berlin-Pläne:

© Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Hans-Rudolf Wöhrl ist entsetzt darüber, "was in diesem Land möglich ist". Dass die Lufthansa offenbar einen Großteil von Air Berlin übernehmen werde, "ist ein Skandal", wettert der Unternehmer, der bisher von offizieller Seite keine Antwort erhalten hat.

Air Berlin hatte in einer Pflichtmitteilung an die Börse angekündigt, einen Verkauf an Lufthansa und Easyjet anzustreben. Laut Wöhrl gibt es dabei nur Verlierer: Die Kunden, die mit steigenden Preisen rechnen müssten, die Gläubiger, die bei anderen Angeboten mehr erhalten hätten, und vor allem die Mitarbeiter, die teilweise auf der Strecke bleiben würden.

"Wir hätten alle Mitarbeiter übernommen", betont Wöhrl erneut und schimpft: "Der Staat nimmt 150 Mio. Euro in die Hand, um 3000 Arbeitsplätze zu vernichten." Er verdeutlicht: "Von den 8000 Mitarbeitern wird Lufthansa offenbar rund 3000 übernehmen, rund 2000 andere Gesellschaften, die zum Zug kommen, bleiben 3000 übrig." Bangen müssen laut Wöhrl vor allem Mitarbeiter in der Verwaltung und der Technik sowie die Langstreckenpiloten. Der Staat, der laut Wöhrl mit 34 Prozent an Lufthansa beteiligt ist, setze sich über alles hinweg. Er hofft, dass wenigstens Condor für Teilbereiche den Zuschlag erhalte und damit zumindest im touristischen Bereich der Wettbewerb nicht ganz zum Erliegen komme. Das von ihm und seinen Partnern erarbeitete Konzept sei dagegen - so zumindest seine Vermutung - nie ernsthaft geprüft worden.

Die offensichtliche Vorentscheidung für die Lufthansa kritisieren auch andere Bieter: "Wenn das gefingert war, wird es eine gewaschene Kartellklage geben", sagte ein Sprecher des vorerst unterlegenen Bieters Utz Claassen der Nachrichtenagentur dpa. Claassen kritisierte auch die geplante Aufspaltung des Unternehmens, die zulasten der Beschäftigten, des Wettbewerbs und des Markenauftritts gehe. Air Berlin werde verstümmelt, hieß es mit Blick auf gestrichene Langstreckenverbindungen.

Die Gewerkschaft ver.di hat sich dagegen grundsätzlich positiv zu einem möglichen Verkauf an Lufthansa, Easyjet und Condor geäußert. "Wir werten es als gutes Zeichen, dass alle drei Unternehmen, die offenbar als Käufer im Gespräch sind, Unternehmen mit guten Tarifverträgen und einer guten Mitbestimmungskultur sind", sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle.

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