Wunder Punkt ist das System der Dämmung

2.1.2017, 06:00 Uhr
Wunder Punkt ist das System der Dämmung

© Fotos: Michael Matejka

Nein, das findet der Veitsbronner Harald Grüner von der Innungsberatung auch nicht in Ordnung. Zwei Meister von Nürnberger Dachdeckerbetrieben waren ins Haus, Baujahr 1930, gekommen und hatten sich angeschaut, was alles zu tun wäre. Doch das war’s dann auch, danach taten sie selbst nichts mehr für den Kunden. Kein Kostenvoranschlag, keine Begründung dafür, alle Nachfragen liefen ins Leere.

Gut ausgelastet

Gewiss, in Zeiten des Niedrigzinses für Geldanlagen kommt vielen Hausbesitzern in den Sinn, in ihr Objekt zu investieren. Kein Wunder, dass die Auftragslage der Handwerker prima ist, bei manchen stößt die Auslastung sogar ans Limit. Dann aber, findet Grüner, sollte die Firma das dem Auftraggeber auch offen eingestehen anstatt sich einfach tot zu stellen. Dem Kunden keinen reinen Wein einzuschenken, werfe ein schlechtes Licht auf den gesamten Berufsstand.

Immerhin liegen zwei Kostenvoranschläge auf dem Tisch bei der Geschäftsstelle der Dachdecker-Innung für Mittelfranken. Einmal im Monat können sich hier in der Ostendstraße 202 Verbraucher für 25 Ã Gebühr beraten lassen, oft ist es der Job von Vorstandsmitglied Grüner.

Als Erstes studiert der Dachdeckermeister die Berechnungen im günstigeren Angebot. Und findet bald den wunden Punkt. „Die Art der Dämmung ist nicht geeignet. Sie widerspricht den gesetzlichen Normen.“ Die Verlegung der Dampfbremse in Schlaufenform sei zwar nicht mehr zeitgemäß, ginge aber noch durch. Wenn, ja wenn eine zusätzliche Dämmung über den Sparren vorgesehen wäre, was sie offensichtlich nicht ist. Im Ergebnis sei damit die Gefahr sehr groß, dass sich Feuchtigkeit bildet.

Der Mann aus Veitsbronn greift zu Papier und Stift und zeichnet zwei gerade Linien, dazwischen Schlaufen. An der kalten Seite könne sich also Kondenswasser bilden, insbesondere Fäulnis an den Kanthölzern. So ganz klar gehe das jedoch aus der Kostenrechnung nicht hervor, da die Art der Befestigung der Dampfbremse nicht beschrieben sei.

Bei dieser Variante ist seiner Meinung nach zusätzlich eine hygrothermische Berechnung notwendig. Damit wird der Wärme- und Feuchtetransport simuliert, um spätere Schäden auszuschließen. „Das kann teuer werden.“ Grüners Urteil: „Insgesamt weisen die vorgeschlagenen Maßnahmen technische Schwächen auf.“ Ganz abgesehen davon, dass sie zu wenig ins Detail gingen.

Die Alternative: Die untere Wärmedämmung, darüber die glatte Dampfbremse in gerader Bahn, zusätzlich ein Dämmsystem obendrauf. Das sei auch nicht viel aufwendiger, möglicherweise treibe aber das Material die Kosten hoch. Der Rat lautet, um eine Nachbesserung dieses ersten Vorschlages zu bitten.

Der zweite vorliegende Kostenvoranschlag sei da schon besser. Allerdings wählt auch dieser Betrieb die verschlaufte Verlegung der Dampfbremse, was laut Regelwerk nicht sein sollte. Vorteilhaft jedoch in diesem Entwurf: Der Handwerker hat an die Brandwände zur Doppelhaushälfte nebenan gedacht, ebenso wie an ein Belüftungskonzept. Auf der Plusseite steht zudem, dass die Beschreibung detailgetreuer ausfällt. Trotzdem: „Die Lösung ist nicht optimal, weil auch hier Feuchtigkeit entstehen kann.“

Teures Gerüst

Nicht optimal und dennoch über 11 000 Ã teurer als der erste Kostenvoranschlag? Am Gerüst allein kann es nicht liegen, das erstaunliche dreieinhalb mal so viel kosten soll als im ersten Kostenvoranschlag. Und ist ein extra WC wirklich nötig?

Na ja, sagt Dachdeckermeister Grüner, darüber lasse sich mit Sicherheit noch reden mit dem Betrieb. Der Kunde muss sagen, was er will — und was nicht.

Einige Innungen bieten regelmäßig Beratungen für Verbraucher an. Dazu sollte sich der Interessent einen Termin geben lassen. Die Dachdecker-Innung für Mittelfranken ist ab 9. Januar wieder erreichbar unter Tel. 0911- 5 41 68 6 oder info@dachdecker-innung-mittelfranken.de

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