Fliegen die Falcons zukünftig doch am Flughafen?

18.10.2018, 13:08 Uhr
Die Zeit läuft für Trainer Ralph Junge und seine Falcons bei der Suche nach einer neuen Halle langsam davon.

© Sportfoto Zink/WoZi Die Zeit läuft für Trainer Ralph Junge und seine Falcons bei der Suche nach einer neuen Halle langsam davon.

Wie schnell sich diese Kooperation auszahlen würde, konnten sie im Januar dieses Jahres natürlich noch nicht ahnen. Bei einer Pressekonferenz erklärten Ralph Junge und Christopher Dietz, dass die Basketballer der Nürnberg Falcons und die Agentur werk:b Events fortan zusammenarbeiten. Wie genau das aussehen könnte, dazu wollten sich damals beide Seiten nicht allzu konkret äußern, man blieb lieber im Ungefähren. "Kleine Nadelstiche" wolle man setzen, um die Heimspiele von Nürnbergs Zweitliga-Basketballern attraktiver zu machen, erklärte Dietz, einer von zwei Geschäftsführern von werk:b. Junge, der Falcons-Chef, hoffte auf ein besseres Netzwerk und neue Sponsoren. In einem waren sich beide einig: "Es braucht ganz klar eine neue Halle", sagte Dietz, lange, fanden der Eventmanager und der Basketballtrainer, könne das nicht gutgehen mit dem in die Jahre gekommenen BBZ. Es ging noch ganze sieben Monate lang gut.

Bei Renovierungsarbeiten wurde bemerkt, dass die Turnhalle am Stadtpark nicht mehr sicher ist – dass der Basketballverein seit diesem Jahr mit einer Eventagentur kooperiert, zahlte sich schneller aus als es alle Beteiligten vermutet hatten. Bei werk:b sind sie Experten darin, dort Veranstaltungsorte und Stimmungsnester zu schaffen, wo bislang keine waren und wo die meisten Menschen sie so in dieser Form vielleicht auch nicht für möglich gehalten hätten. Public Viewing auf der Wöhrder Wiese, das Beachvolleyball-Turnier auf dem Hauptmarkt, die deutsche Meisterschaft im Weitsprung und im Kugelstoßen ebenfalls im Herzen der Stadt, Mallorca-Partys am Flughafen – die Veranstaltungen treffen aus verschiedensten Gründen nicht immer nur auf Gegenliebe, aber dass die Agentur Nürnberg lebendiger macht, würden wohl nicht einmal die Kritiker bestreiten.

Hockey in Schwabach?

Nun also eine Halle, in der Schulen wie Vereine Sport anbieten können, und in der die Nürnberg Falcons Basketballspiele in einem Format austragen, dass den Vorgaben der zweiten Liga, der Pro A, entspricht. Zwei Körbe aufzustellen und etwas Parkett zu verlegen, reicht da nicht, Bedingung sind auch ein VIP-Bereich und die technische Ausstattung, um zum Beispiel eine Live-Übertragung im Internet zu ermöglichen sowie Platz für mindestens 1500 Zuschauer.

Vor allem bei den Basketballern drängt die Zeit. Während die Hockeyspieler vom NHTC und der HGN zum Teil in die – ebenfalls schon mehr als in die Jahre gekommene – Siedlerhalle ausweichen können und sich Hallenzeiten in Schwabach und Erlangen reserviert haben, hat die Saison für die Falcons bereits begonnen. Die beiden Auswärtsspiele haben sie gewonnen, zwei Heimspiele mussten sie aber bereits verschieben und es werden wohl noch weitere dazukommen. "Es nervt", sagt Kapitän Sebastian Schröder zur aktuellen Situation, "wenn man gut im Rhythmus ist, will man natürlich gleich daran anknüpfen." Elf Jahre lang ist er im BBZ aufgelaufen, "und in der Zeit", sagt er, "hat sich dort eigentlich nie etwas getan". Mit irgendwelchen Horrorszenarien will er sich nicht befassen, Schröder bleibt optimistisch, dass er in der vergangenen Saison nicht sein letztes Heimspiel in Nürnberg bestritten hat.

So optimistisch wie er sind längst nicht mehr alle, seitdem ein erster möglicher Standort für eine Zelthalle geplatzt ist. Am Flughafen, westlich des alten Towers, hätte sie errichtet werden sollen, Zauneidechsen, Lärmbelästigung und fehlende Ausgleichsflächen machten die Pläne aber wieder zunichte. Mehr als zwölf Alternativstandorte habe man bei der Stadt geprüft, sagt Jürgen Thielemann, der Leiter des Sportservice. Übrig geblieben sind lediglich zwei Grundstücke, an denen zeitnah ein Zelt errichtet werden könnte. Oder bereits eines steht.

Eine naheliegende Option ist die Brachfläche hinter dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Nürnberger Süden. Dort könnte künftig auch eine weitere Eishalle stehen, aktuell wird der Ort aber von der Messe genutzt, die Vereinbarung ist laut Thielemann nicht so einfach aufzuheben. Realistischer ist deshalb die zweite Option, die beinahe zum Ausgangspunkt zurückführt: zum Flughafen.

Was die Infrastruktur angeht, kennt man sich bei werk:b vor Ort bereits aus. Neben den Open-Air-Veranstaltungen gibt es dort auch noch den sogenannten "Eventpalast", eine Zelthalle, die in etwa der entspricht, die man bei der Stadt ohnehin anschaffen wollte. "Wir prüfen das", sagt Thielemann, der vorsichtig optimistisch ist, dass diesmal ein passender Ort gefunden wurde. Christian Kohlert, zweiter Geschäftsführer bei werk:b und quasi der Bauleiter im Unternehmen, ist noch vorsichtiger. Nur so viel: Sollte es auf den Eventpalast hinauslaufen, würde auf die Anwohner in Almoshof keine zusätzliche Belastung zukommen; die Basketballspiele würden anstelle anderer Veranstaltungen stattfinden und wären im Vergleich zu Konzerten deutlich leiser.

"Völlig indiskutabel"

Letzte Ausfahrt Ballermann? Letzte Chance auf einem Areal, das eigentlich mit Partys den angeschlagenen Flughafen wiederbeleben sollte? Die betroffenen Vereine wären vorerst wohl auch damit zufrieden. "Völlig indiskutabel" nennt Matthias Schmeiser, Trainer bei der HGN, die Hallensituation, "die seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, bekannt ist". Norbert Wolff, sein Amtskollege beim NHTC, sieht ein "strukturelles Problem" und vermutet, dass bei der Stadt regelmäßig nur "von jetzt auf morgen" geplant wird.

Bei den Falcons äußert man sich im Moment eher zurückhaltend oder gar nicht. Für die Profi-Basketballer geht es ums Überleben. Dass sie sich nicht selbst in diese Situation gebracht haben, ist für die Liga "zweitrangig", sagt Daniel Müller, der Geschäftsführer. Die Verantwortlichen in Köln wollen nun schnell Bewegung sehen in Nürnberg, sonst droht im schlimmsten Fall der Lizenzentzug.

Ob der fragile Basketball-Standort Nürnberg das verkraften würde, ist ungewiss. Vielleicht rettet sie kurzfristig nun eine Kooperation, die eigentlich langfristig angelegt war.

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