Werben bis zum Ende fürs Semesterticket

18.1.2015, 06:00 Uhr
Werben bis zum Ende fürs Semesterticket

© Harald Hoffmann

Carolin Kister gibt nicht auf. „Wenn Du außerhalb wohnen würdest, wärst Du doch auch froh, wenn es ein Ticket gäbe“, gibt sie einem jungen Mann zu denken. Bestückt mit Broschüren und Aufklebern steht sie an diesem Mittag an einem Infostand in der Südmensa – und leistet in Sachen Semesterticket Überzeugungsarbeit. Auch im Freundeskreis und ihrer WG versucht sie möglichst jeden von der Abstimmung zu überzeugen. Im Gespräch, sagt sie, ließen sich Argumente austauschen: „Und das ist doch besser als sich nur im Internet zu informieren.“

Das machen die meisten Studenten ohnehin. Aber bei einigen bleiben da Fragen offen: „Manche sind unschlüssig darüber, ob und wie sie abstimmen sollen — und diese möchten wir noch motivieren.“ Mitstreiterin Carolin Kister hat von dem Votum persönlich nichts mehr, egal, wie die Entscheidung ausfällt. Denn falls das Semesterticket, wie geplant, zum Wintersemester 2015/16 in Kraft tritt, hat sie ihr Studium hinter sich. Eines aber nimmt die 23-Jährige mit: dass politische Arbeit Spaß machen — und im besten Fall — etwas bewirken kann.

Das weiß Henriette Hofmeier schon von ihrer Tätigkeit in der Studentenvertretung (Stuve). Die 22-Jährige, die 2014 auch die Rede beim Dies Academicus, dem Akademischen Jahrestag gehalten hat, verteilt an diesem Tag ebenfalls Flyer an ihre Kommilitonen — wie schon die Tage zuvor. Sie selbst wohnt und studiert in Erlangen und ist daher vor allem mit dem Fahrrad unterwegs, — gehört also zu der Gruppe, die einem Semesterticket eher skeptisch gegenübersteht.

Trotzdem, sagt sie, würde sich auch für sie ein Ticket lohnen: „Ich besuche am Wochenende gerne mal Freunde in Nürnberg oder gehe dort ins Kino; mit dem Rad ist das zu weit.“

Die Informatik-Studentin ist seit etwa einem halben Jahr aktiv beim Aktionsbündnis Semesterticket dabei, hat unter anderem den englischen Teil der Homepage übersetzt. Die Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg und der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg stimmen noch bis 21. Januar online über ein VGN-Angebot ab. Der Entwurf sieht einen Sockelbetrag von 65 Euro vor.

FAU-Kanzlerin am Infostand

In vielen Gesprächen hat das Aktionsbündnis Semesterticket das Angebot mit auf den Weg gebracht. Und genau das, der permanente Austausch mit Vertretern von Stadt, Studentenwerk oder auch den „Kollegen“ vom Münchner Aktionsbündnis, hat Henriette Hofmeier spannend gefunden. Auch die Unileitung saß mit den Aktivisten an einem Tisch.

FAU-Kanzlerin Sybille Reichert steht am Dienstag sogar selbst am Stand beim Langemarckplatz: „Die FAU unterstützt nicht nur die Durchführung der Abstimmung, sondern wirbt auch für die Zustimmung zum Semesterticket, weil sie dessen Einführung befürwortet“, erläutert Reichert auf Anfrage.

Das Semesterticket sei für die FAU ein wichtiger Standortfaktor, das Fehlen benachteilige die FAU beim Werben um Studierende spürbar. Das vorliegende Angebot sei zwar nicht so vorteilhaft wie im Vorfeld erhofft, räumt sie ein, doch stelle es für die meisten Studierenden eine Verbesserung dar.

Tipps von den Münchner „Vorreitern“, die ein Ticket zum Wintersemester 2013 eingeführt hatten, holte sich in den vergangenen Wochen indes vor allem Johannes Schilling — und zwar für den fast wichtigsten Teil der Abstimmung, nämlich die Umsetzung im Internet. Der 23-Jährige war bereits beim offiziellen Auftakt der Abstimmung dabei; an diesen Tag verteilt er ebenfalls Flugblätter.

Das alles aber ist eher Nebensache im Vergleich zu seinem technischen Know How: Gemeinsam mit dem Uni-Rechenzentrum hat der Informatik-Student das PC-Programm für das Online-Voting entwickelt. Die meiste Zeit habe es gekostet, eine Kennung mit einer Zufallszeichenkette aus Groß- und Kleinbuchstaben zu schaffen — und dann zu garantieren, dass jeder wirklich nur ein Mal abstimmen kann. „Bis auf kleine Probleme sei bisher alles gut gelaufen, erzählt der 23-Jährige — nicht ohne ein bisschen Tüftler-Stolz in der Stimme.

Seine Mitstreiterinnen sind mit dem Verlauf der Online-Abstimmung ebenfalls zufrieden. „Wir sind froh, dass wir die Mindestbeteiligung geschafft haben“, sagt Henriette Hofmeier. „Es wäre für uns das Schlimmste gewesen, wenn wir das nicht erreicht hätten.“ Eine Prognose wolle sie nicht abgeben. Und wenn die Studenten das Angebot ablehnen? „Das ist dann in Ordnung“, antwortet die Studentin“, „dann hat die Mehrheit es so gewollt.“

FAU-Kanzlerin Sybille Reichert wirbt am Dienstag, 20. Januar, 13.15 – 13.45 Uhr, in der Mensa Werksgärtla am Langemarckplatz für die Wahl.
Am Mittwoch, 21. Januar, steht OB Florian Janik, 12.30 bis 13.30 Uhr, an diesem Stand.

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