Werbegemeinschaft Forchheim: Zoff ums Geld

18.4.2017, 17:13 Uhr
Werbegemeinschaft Forchheim: Zoff ums Geld

© Archivfoto: Roland Huber

Ein bitteres Sprichwort lautet: "Willst Du drei Einzelhändler unter einen Hut bekommen, musst Du zwei davon erschlagen." Dass darin zumindest ein Körnchen Wahrheit steckt, war bei der Mitgliederversammlung zu sehen und zu hören: An der Arbeit des neuen Führungsduos Michael Csepai und Haldun Yildirim ließ mancher Teilnehmer kein gutes Haar.

Als erstes scheiterte Csepai mit dem Vorschlag, den für das Altstadtfest geplanten verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt zu kippen, stattdessen in die Südstadt zu verlagern und mit dem nächsten Food-Truck-Festival zu verbinden. Csepai argumentierte, dass für das Altstadtfest keine brauchbaren Besucherzählungen vorlägen. Solche wären aber notwendig, um belegen zu können, dass das Fest mehr Besucher anzieht als der verkaufsoffene Sonntag.

Händler tragen Folgen

Dieser dürfe nicht mehr Publikum anlocken als die Veranstaltung, an die er gekoppelt sei, erläuterte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). Wenn die von der Stadt erlassene Verordnung für den verkaufsoffenen Sonntag im schlimmsten Fall am Freitagnachmittag kurzfristig gerichtlich aufgehoben werde, müssten allein die Händler die wirtschaftlichen Konsequenzen tragen.

Csepais Alternativvorschlag erregte jedoch heftigen Widerspruch von seinem Amtsvorgänger Stefan Schick: Er könne nicht verstehen, dass die Werbegemeinschaft einen verkaufsoffenen Sonntag für das Sondergebiet in der Südstadt anbieten wolle, "das der Innenstadt am meisten schadet". Als Alternativtermin regte Schick den Jahrmarkt am 1. Oktober an, da sei die Stadt beim letzten Mal "knallvoll" gewesen. Als Csepai dieses "Zurück zum alten Konzept" zur Abstimmung stellte, gab es keine Gegenstimme und keine Enthaltung. Anschließend zog Zweiter Vorsitzender Yildirim die Kritik auf sich. Er erklärte, die Werbegemeinschaft habe beim letzten Altstadtfest ein Defizit von 1000 bis 2000 Euro erwirtschaftet. Einzelne Schausteller hätten ihr Standgeld nicht bezahlt. Außerdem würden seit letztem Jahr erhöhte Sicherheitsanforderungen gelten, was Mehrkosten auslöse. "Ich denke, dass wir heuer auf eine ‚schwarze Null‘ kommen", lautete Yildirims Fazit.

Auch hier schaltete sich Stefan Schick ein: "Das Altstadtfest war früher unser Haupt-Umsatz­Bringer" und mit einer "schwarzen Null" solle man nicht planen. Es sei außerdem beabsichtigt gewesen, im Januar Gespräche über das Festkonzept zu führen. Der Vorstand habe inzwischen aber schon Verträge mit Schaustellern geschlossen, so dass man nichts mehr ändern könne. Das sei ein "schlechter Umgang" miteinander.

Auf Nachfrage von Marina Gerber räumte Yildirim ein, dass die Schausteller nicht gerade Schlange stehen, um beim Altstadtfest dabei zu sein: "Inzwischen muss man die drum bitten." Dann stimme das Konzept für die Veranstaltung nicht, so Gerber. Das nächste Fest vom 23. bis zum 25. Juni könne man noch abwarten, aber spätestens im Oktober müsse eine Entscheidung fallen, "ob wir das Altstadtfest nochmal in der Form machen können oder nicht", forderte Schick.

"Ich finde Forchheim schmuddelig und dreckig", meinte Gerber: "In anderen Städten blühen Blumen am Straßenrand", aber an der Willy-Brandt-Allee wachse nur Unkraut. OB Uwe Kirschstein sagte, er sei hier machtlos: Die Grünflächenpflege an der Willy-Brandt-Allee sei Sache des Staatlichen Straßenbauamts, an das sich die Stadt mit der Bitte um optische Verschönerungen schon mehrfach erfolglos gewandt habe.

Leerstehende Läden in der Altstadt wollen Csepai und der Künstler Stefan Bentzel mit einer Idee aus England und den USA reaktivieren: Pop-Up-Stores (wir berichteten). Leere Verkaufsräume sollen dazu kurzfristig für jeweils zwei bis vier Monate mit wechselnden Angeboten von Künstlern, Existenzgründern und Vereinen belebt werden. Bentzel selbst will bald im "Buchdruckerhaus" in der Hauptstraße einen 80-Quadratmeter-Laden auf diese Art mit Leben füllen. Er kenne sechs weitere Künstler, die ebenfalls Interesse an dem Konzept hätten. "Ich halte das für eine clevere Idee", meinte der Oberbürgermeister: Ein leeres Objekt wirke dadurch nicht mehr leer und es sei gut, "dass in den Gebäuden irgendetwas passiert".

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