Heimspiel für Egersdörfer: So kam der Franken-Tatort in Fürth an

10.4.2017, 06:00 Uhr
Heimspiel für Egersdörfer: So kam der Franken-Tatort in Fürth an

© BR

Um kurz vor 20.15 Uhr scheint das Interesse der Fürther Kofferfabrikgänger noch recht mäßig für den neuen Franken-Tatort zu sein. Zu Filmbeginn füllt sich die gut bestuhlte Galerie jedoch schlagartig, jung und alt reden heiter durcheinander, als die wohlbekannte Vorspannmelodie einsetzt. „Eine Flüchtlingsgeschichte, ziemlich tagespolitisch“, hört man es aus dem abgedunkelten Raum.

Äußerst sympathisch wirkt Kommissarin Paula Ringelhahn auf das Fürther Publikum, ihr trockener Humor erntet kräftigen Applaus - vor allem in der Szene, als sie im Verhör mit einem rechtsradikalen Tatverdächtigen, der allen Muslimen Frauenfeindlichkeit unterstellt, kontert: "Ach, Sie sind Feminist, das wusste ich nicht."

Auch Jan Roth und Edith Rilke, die unter den Zuschauern in der Kofferfabrik waren, hat der dritte Franken-Tatort sehr gut gefallen. Besonders die charmante Schlagfertigkeit der Ermittlerin ist ihnen in Erinnerung geblieben - und natürlich sei es immer wieder toll, den eigenen Dialekt in großen Fernsehproduktionen zu hören.

Heimspiel für Egersdörfer: So kam der Franken-Tatort in Fürth an

© Robin Lindner

Dass der Tatort mit dem Flüchtlingsthema ein sehr aktuelles Thema aufgriff, das Deutschland spaltet, empfanden manche als sehr gewagt. Und die Umsetzung überzeugte nicht jeden. Geschichte und Figuren seien zu klischeehaft, war etwa zu hören. „Dieser Franken-Tatort war im Vergleich zu den vorherigen leider etwas schwach, er wirkte auf mich seicht und emotionslos, auch war das Ende zu vorhersehbar, hart und unnötig, insgesamt bin ich daher eher enttäuscht“, sagt Leon Baumann beim Verlassen der Kofferfabrik.

"Der beste Franken-Tatort bisher"

Völlig anders fällt das Urteil einer kleinen Gruppe aus, die nach dem Ende des Films noch vor dem Babylon-Kino zusammensteht. "Das war der beste Franken-Tatort bisher", sagt Thomas Knab, ohne überlegen zu müssen. Knab ist ausgebildeter Schauspieler, hat sogar 1994 selbst mal im Tatort mitgespielt - und achtet beim Schauen noch einmal auf andere Details als der durchschnittliche Zuschauer: "Ein gutes Drehbuch, klasse Inhalte, eine einfache, prägnante Kameraführung." Die beiden Ermittler hätten in ihren Rollen überzeugt.

Seine Freunde sehen das genauso. "Inhaltlich war's schon mal klasse, es hat den Nerv der Zeit getroffen", finden Johanna Schiefbahn und auch Angie Thamm. Der Film habe ihn mit der Schilderung der verschiedenen Schicksale der Flüchtlinge sogar viel mehr berührt als Nachrichtenbeiträge oder auch Dokumentationen, sagt Knab.

Unrealistisch dagegen, da ist sich die Gruppe einig, klang einmal mehr das Fränkisch einzelner Figuren. Wobei der Dialekt immerhin weniger "überkandidelt" rübergekommen sei als im zweiten Franken-Tatort. Froh ist das Quartett, dass es sich ins Kino begeben hat: Den lokalen Stoff gemeinsam mit anderen anzusehen, die in den Szenen ähnlich reagieren wie man selbst, mache das Filmerlebnis noch einmal schöner.

Apropos: Die Auftritte von Matthias Egersdörfer als Spurensicherer schien das Publikum - wie schon im ersten Franken-Tatort - auch diesmal besonders zu genießen. Weil Egersdörfer Egersdörfer ist. Und ein bisschen vielleicht auch, weil er eben der Fürther in diesem Tatort-Team ist.

Eine Kritik des dritten Franken-Tatorts lesen Sie hier.

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