Keine Revision: Hoeneß akzeptiert Haftstrafe

14.3.2014, 17:20 Uhr
Keine Revision: Hoeneß akzeptiert Haftstrafe

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In einem spektakulären Entschluss hat Uli Hoeneß seine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wegen Steuerhinterziehung akzeptiert. Zudem tritt Hoeneß mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Bayern München zurück. Das teilte der 62-Jährige am Freitag in einer persönlichen Erklärung mit. „Nach Gesprächen mit meiner Familie habe ich mich entschlossen, das Urteil des Landgerichts München II in meiner Steuerangelegenheit anzunehmen. Ich habe meine Anwälte beauftragt, nicht dagegen in Revision zu gehen. Das entspricht meinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung. Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich“, hieß es in der Erklärung von Hoeneß.

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Die Münchner Staatsanwaltschaft will Anfang der kommenden Woche entscheiden, ob sie ebenfalls auf eine Revision verzichtet, sagte Ken Heidenreich, der Sprecher der Behörde. Staatsanwalt Achim von Engel hatte ein deutlich höheres Strafmaß von fünf Jahren und sechs Monaten für Hoeneß gefordert. Hoeneß wird seine Haft frühestens in einigen Wochen antreten müssen. Der Vereinspatron des Club-Weltmeisters war wegen der Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro in einem der spektakulärsten Steuerprozesse Deutschlands verurteilt worden. Seine Anwälte hatten unmittelbar nach dem Urteil am Donnerstagnachmittag noch angekündigt, in Revision zu gehen.

Die Gremien des FC Bayern nahmen Beratungen auf, hatten sich aber am Tag des Urteils öffentlich nicht geäußert. Nun hat Hoeneß selbst den Weg beim Champions-League-Sieger frei gemacht. „Außerdem lege ich mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München e.V. und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG nieder“, äußerte Hoeneß in seiner Erklärung. „Ich möchte damit Schaden vom meinem Verein abwenden. Der FC Bayern München ist mein Lebenswerk und er wird es immer bleiben. Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben solange ich lebe. Meinen persönlichen Freunden und den Anhängern des FC Bayern München danke ich von Herzen für ihre Unterstützung.“ Dazu zählen auch die langjährigen Weggefährten beim Verein.

Zwar ist der Triplesieger sportlich und finanziell bestens aufgestellt, aber der Rücktritt des omnipräsenten Machers sorgt für eine lange nicht vorstellbare Zäsur. Wie die Nachfolge in den Spitzenämtern geregelt wird, ist offen. Im Gespräch für die Hoeneß-Posten sind der langjährige Finanzvorstand und jetzige Vizepräsident Karl Hopfner (61) und der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (72). Beide gehören dem mit hochkarätigen Wirtschaftsführern besetzten Aufsichtsrat der FC Bayern München AG an. Der Autobauer Audi, der Sportartikelhersteller Adidas und der Versicherungskonzern Allianz sind sogar Anteilseigner.

Hoeneß gehörte zur großen Bayern-Spielergeneration der 1970er Jahre mit Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Er wurde Welt- und Europameister, gewann praktisch alle Vereinstitel. In seiner 30-jährigen Schaffensphase als Manager entwickelte sich der FC Bayern von einem Verein mit Schulden zu einem Global Player und ist aktuell die beste Mannschaft der Welt. Im Jahr 2009 wurde Hoeneß mit beeindruckenden 99,3 Prozent als Präsident inthronisiert. „Ich werde dem FC Bayern dienen, bis ich nicht mehr atmen kann“, hatte Hoeneß bei der Jahreshauptversammlung der Münchner im November betont.

„Uli ist ohne Übertreibung der Spiritus Rector des FC Bayern. Ohne sein unglaubliches Engagement, ohne sein Zutun, wäre der FC Bayern nicht das, was er glücklicherweise ist und darstellt“, hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den Freund bei der selben Veranstaltung gepriesen. Nun muss der Verein zeigen, wie er ohne seinen Architekten weitermachen wird.

Für seine Erklärung hat Hoeneß in Politik, Gesellschaft und Sport Achtung gewonnen. So äußerte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „hohen Respekt“ für die Entscheidung des 62-Jährigen, das Hafturteil wegen Steuerbetrugs zu akzeptieren. Nachdem Hoeneß zu Beginn des Prozesses auch Häme einstecken musste und er nach dem Urteil aus der Fußball-Bundesliga Aufmunterung bekam, bekundeten am Freitag auch andere Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer, Linke-Fraktionschef Gregor Gysi und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ihren „Respekt“. Viele Menschen äußerten ihre Meinung zu dem Fall bei der Internet-Plattform Twitter.

Dieser Artikel wurde am 14. März um 17.20 Uhr aktualisiert.

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