Nürnberger "Hexenhäusle" entpuppt sich als Schwarzbau

15.5.2013, 09:50 Uhr
Nürnberger

© Stefan Hippel

Bereits im März 2012 hatte Charly Krestel, einst bekannter Szene-Gastronom, nach einem Vierteljahrhundert droben am Vestnertor die Segel gestrichen. Weil das ehemalige Torwärterhäuschen aus dem 16. Jahrhundert samt Grund der Stadt gehört, schaute sich die Bauordnungsbehörde (BOB) dort einmal genauer um. Und siehe da: Manche der An- und Neubauten waren nie genehmigt worden. Dabei ist die historische Kaiserburg nur einen Steinwurf entfernt, Ströme von Bustouristen pilgern täglich dort vorbei.

2001 sei das winzige Lokal „großzügig und teilweise ohne Genehmigung“ erweitert worden, sagt BOB-Chef Daniel Ulrich. Das alles wurde inzwischen „problemlos nachgenehmigt“, so heißt es. Einen Glasanbau Krestels, für den sogar ein Teil der Mauer zum Graben niedergelegt wurde, sowie die Erweiterung der Küche hatte der damalige Baureferent Walter Anderle „Promi-Wirt“ Krestel persönlich zugesagt. Auf die Einhaltung der Vorschriften schaute dann offenbar niemand mehr.

Es sei „kein totaler Schwarzbau“, so balanciert Wolfram Gäbisch vom städtischen Liegenschaftsamt durch die komplizierte Materie. Damals sei leider nicht alles korrekt gelaufen, fügt er hinzu. Den fraglichen Anbau hat Charly Krestel vor seinem Ausstieg übrigens an die Nürnberger Tucher-Bräu verkauft. Die Brauerei ist außerdem Pächterin des gesamten Areals und hat Volksfestwirt Peter Lössel („Gigerlas Lössel“) als Unterpächter auserkoren. Am 1. Juli sollte die Sanierung abgeschlossen sein und das erste Fass angestochen werden. Doch die Sache ist geplatzt, bevor es richtig losgehen konnte.

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Lössel haben die laufenden Bauarbeiten viel zu lange gedauert, er sei ausgestiegen, verriet er gestern. Von der Tucher-Bräu war dazu trotz mehrfacher Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten. Auch nicht zu einem weiteren Altstadt-Wirtshaus mit Traum-Biergarten, das leersteht: dem „Kettensteg“ am Hallertor.

Hier war Charly Krestel ebenfalls von 2007 an ein paar Jahre lang Wirt. Seine Nachfolger, ein dreiköpfiges Team, hielten nur kurz durch. Ein origineller Mini-Stadtstrand am Pegnitzufer erinnert an diese Phase.

Der „Kettensteg“ sei schon immer ein schwieriges Objekt gewesen, unkt ein erfahrener Insider aus der Gastrobranche; im Sommer wegen des idyllischen Biergartens mit den alten Bäumen lukrativ, im Winter ein Problemfall. Es gebe Lokale, die stünden unter keinem guten Stern.

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