Nürnberger Tafel: Erste Ausgabestelle wieder geöffnet

20.10.2016, 15:26 Uhr
Die Bedürftigen aus Nürnberg können endlich aufatmen: Die Tafel hat seit Donnerstag wieder geöffnet.

© Philipp Rothenbacher Die Bedürftigen aus Nürnberg können endlich aufatmen: Die Tafel hat seit Donnerstag wieder geöffnet.

Eine lange Schlange von Kunden mit Einkaufswägelchen lief im strömenden Regen von der Bushaltestelle an der Nopitschstraße zur Ausgabestelle Ernst-Sachs-Straße (Stadtteil Werderau). "Für uns ist die 'Tafel' einfach sehr wichtig", sagt Beatrix V., die seit 2006 Kundin ist. Obst, Brot, Getränke — die 45-Jährige ist für alles dankbar, was sie für zwei Euro bekommt. Sonst käme sie mit ihrem Hartz-IV-Budget nicht zurecht.

Die Tafel in Nürnberg hatte ihre Ausgabestellen überraschend geschlossen, weil sich der neu gewählte Vorstand überfordert sah. "Es ist ein Mittelstands-Unternehmen, das kann man nicht ehrenamtlich stemmen", erklärt Ingrid Göke, stellvertretende Vorsitzende der Nürnberger Tafel, die rund 6000 Kunden versorgt. Das Bayerische Rote Kreuz hatte sich daraufhin zur Unterstützung bereit erklärt.

Übergangslösung bis zum Jahresende

Drei Mitarbeiter sollen Logistik, Routen-Planung für die Lkw-Fahrer und Büroarbeiten erledigen. Laut Göke ist dies eine Übergangslösung bis zum Jahresende, um die Versorgung mit Lebensmitteln am Laufen zu halten. Bis dahin will der Verein in Verhandlungen mit Wohlfahrtsverbänden klären, wie es dauerhaft weitergehen kann.

Für die etwa 160 Kunden in der Ernst-Sachs-Straße war die Öffnung am Donnerstag auf jeden Fall ein gutes Signal. Auch für die Rentnerin Christa Hagemann, die als einstige Kundin nun auf die andere Seite der Ausgabetheke gewechselt hat. Seit zwei Jahren hilft die Rentnerin einmal wöchentlich bei der Verteilung der Waren.

"Die Atmosphäre ist toll"

Morgens um 7.15 Uhr ist Beginn: Da werden die Tische aufgebaut und Kaffee für die Fahrer gekocht, die gegen acht Uhr die Lebensmittel anliefern. Mit dem Schlichten und Präsentieren des Angebots vergeht die Vormittag. Nach der Ausgabe ist die 67-Jährige noch mit dem Aufräumen beschäftigt. Meist sei dann gegen 18 Uhr Schluss, berichtet sie: "Ich wurde so nett angefragt, ob ich mithelfe — da musste ich mitmachen. Die Atmosphäre ist toll, wir vertrauen einander und halten zusammen wie eine Familie."

Nach dem Start in der Werderau öffnen am Freitag nun auch die Standorte in der Geisseestraße (St. Leonhard) und in der Konradstraße in (Doos). Dann ist der Regelbetrieb wieder hergestellt, meint die Stadtverwaltung, alle Ausgabestellen würden dann wieder wie gewohnt laufen.

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