Bürgerinitiative kämpft gegen Neubau eines Veranstaltungssaals

21.2.2015, 12:58 Uhr
Bürgerinitiative kämpft gegen Neubau eines Veranstaltungssaals

© Foto: Gerner

Der 1. März ist der Tag der Entscheidung über das Drei-Millionen-Euro-Projekt. Dann wird im ersten Bürgerentscheid in der Geschichte Rednitzhembachs darüber entschieden, ob das Gemeindezentrum einen Anbau mit einem neuen Konzert-, Theater- und Veranstaltungssaal enthält.

Warum, meine Damen und Herren, benötigt Rednitzhembach keinen weiteren Veranstaltungssaal?

Kusch: Ob Rednitzhembach einen solchen Saal benötigt, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass er nicht an dieser Stelle mitten im Zentrum gebaut werden sollte.

Sondern?

Wentzke: Ich denke, man könnte Alternativen finden, zum Beispiel beim Rewe nahe der Staatsstraße nach Roth. Wir haben schon ein paar Vorschläge gemacht. Aber die werden von der Gemeindespitze einfach weggelächelt.

Das Argument der Saal-Befürworter klingt doch einleuchtend. Ein Teil der Infrastruktur, die ich für einen solchen Saal benötige, ist schon da: Küche, Caterer, Heizung, zumindest ein Teil der Parkplätze. Diese Investition könnte sich die Gemeinde sparen, wenn sie nicht auf die grüne Wiese ausweicht.

Eberlein: Aber unser Argument sticht auch. Ein solcher Klotz passt einfach nicht in einen so eng bebauten Bereich. Selbst Bürgermeister Spahl hat ja eingeräumt, dass die enge Bebauung in diesem Bereich in den 1980er Jahren ein Fehler war. Diesem alten Fehler will er mit dem Konzertsaal einen noch größeren neuen Fehler folgen lassen.

Kusch: Für uns passt bei der Planung vieles nicht zusammen. Das Parkproblem, das es jetzt schon gibt, kann nie und nimmer gelöst werden.

Park-Leitsystem und 90 neue Stellplätze in unmittelbarer Umgebung des Gemeindezentrums, das klingt doch nicht schlecht.

Kusch: Ein Leitsystem für eine 7000-Einwohner-Gemeinde ist völlig abgehoben. Einheimische wissen, wo sie ihr Auto abstellen können. Und Auswärtige werden von ihrem Navi direkt zum Gemeindezentrum gelotst. Dann lassen die Fahrer ihre Begleiterin, die vielleicht hohe Schuhe trägt, aussteigen, und dann geht es im Karacho wieder zurück durch die Wohnstraßen, um doch noch einen Parkplatz zu suchen. Mit der steigenden Zahl von Veranstaltungen werden auch der Verkehr und der Park-Suchverkehr deutlich zunehmen. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand. Und der Gemeinde-Vorschlag mit dem Parkdeck auf dem sogenannten Langenberger-Grundstück erscheint mir unausgereift.

Warum? Der Gemeinde gehört doch das Grundstück.

Wentzke: So? Da haben wir aber andere Informationen.

Die Parkplätze sollen alle in fußläufiger Entfernung zum Gemeindezentrum entstehen.

Kusch: Wenn das möglich ist, warum gibt es diese Parkplätze dann nicht längst? Die Parkplatznot haben wir doch jetzt schon. Und zum Thema fußläufige Entfernung nur so viel: Die Entfernungen, die die Gemeinde angibt, sind arg geschönt. Wir haben nachgemessen.

Sie haben nicht nur Bedenken wegen des Verkehrs und wegen der bekannten Parkplatzproblematik. Sie fürchten auch zunehmenden Lärm.

Kusch: Stellen Sie sich vor, eine Veranstaltung mit 350 Leuten. Die strömen alle gleichzeitig um 23 Uhr aus dem Saal und laufen plaudernd durch die Wohnstraßen zu ihrem Auto. Dann ist es mit der Nachtruhe vorbei.

Mit diesem Argument könnte man aber nirgends mehr ein größeres Projekt bauen.

Kusch: Doch. Sehen Sie in Schwabach den Markgrafensaal oder in Nürnberg die Meistersingerhalle. Die sind über eine Hauptverkehrsstraße zu erreichen, und die Parkplätze sind direkt neben dem Gebäude. Deshalb auch unser Vorschlag, einen Veranstaltungssaal, wenn wir ihn denn überhaupt brauchen sollten, an den Ortsrand zu setzen.

Kommen wir mal auf den Saal selbst zu sprechen.

Kusch: Vom Nutzungskonzept bin ich nach wie vor nicht überzeugt. Und die Wirtschaftlichkeitsberechnung, die jetzt auf der gemeindlichen Homepage ist, das ist keine genaue Analyse, sondern ein Wunschkonzert. Da hat jemand gesagt, das Minus darf nicht höher als, sagen wir mal, 15 000 Euro pro Jahr sein. Und siehe da, herausgekommen sind 13 000 Euro. Mit einer seriösen Untersuchung hat das nichts zu tun. Ich hätte mir ein Vorgehen wie in Schwabach gewünscht. Die Stadt hat jemanden von auswärts beauftragt und den Bau eines neuen Markgrafensaals mit Kongresszentrum untersuchen lassen. Das Ergebnis: Es rechnet sich für Schwabach angesichts der Nähe zu Nürnberg nicht. Jetzt hübschen sie halt nach und nach ihren alten Markgrafensaal auf. Vielleicht sollten wir das auch mit unserem Gemeindezentrum tun. Mit 3,5 Millionen Euro könnte man viel erreichen.

Sie glauben also dem prognostizierten jährlichen Minus von 13 000 Euro nicht?

Kusch: Eine solche Wirtschaftlichkeitsberechnung würde man jedem Betriebswirtschaftsstudenten im ersten Semester um die Ohren hauen. Ich bin wahrlich kein Experte. Aber die haben ja noch nicht einmal die Abschreibung für die Millionen-Investition hineingerechnet. Alleine das belastet die Bilanz mit 100 000 Euro jährlich.

Wenn der Veranstaltungssaal beim Bürgerentscheid am 1. März keine Mehrheit erhält, dann ist, so hat es Bürgermeister Spahl sinngemäß formuliert, an dieser Stelle Geschosswohnungsbau eine denkbare, ja realistische Alternative. Klingt das für Sie wie eine Drohung?

Eder: Die Fläche sollte so bleiben, wie sie jetzt ist. Sie wird von Kindern gerne genutzt, im Übrigen auch von Kindern, die bei Veranstaltungen im Gemeindezentrum sind.

Aber eigentlich ist es offiziell keine Grünfläche, sondern Bauland.

Eberlein: 30 Jahre lang hat das keinen interessiert. Ich weiß gar nicht, warum jetzt so ein Druck erzeugt wird.

Wentzke: Die Gemeinde hätte die Möglichkeit, aus dem Bauland wieder Grünland zu machen. Ich habe schon vor Monaten vorgeschlagen, daraus einen kleinen Park, eine Bürgerbegegnungsstätte zu machen.

Bürgerinitiative kämpft gegen Neubau eines Veranstaltungssaals

© Foto: Gemeinde Rednitzhembach/Werbeagentur Gärtner

Und wenn der Gemeinderat das Grundstück doch an einen Investor verkauft? Wohnraum ist auch in Rednitzhembach knapp.

Kusch: Dann würden wir das bedauern. Aber eine Wohnbebauung ist noch eine bessere Alternative als der Konzertsaal.

Wentzke: Genau, das sind dann Leute, die hier wohnen. Keine Heuschrecken, die kommen, zwei Stunden Kultur genießen und dann wieder verschwunden sind.

Dann sind wir aber alle Heuschrecken, wenn wir mal in einen anderen Ort fahren, um dort Kultur zu genießen.

Wentzke: So hart war das vielleicht nicht gemeint. Trotzdem: Im Zweifelsfall ist mir Wohnbebauung lieber.

In den vergangenen Wochen gewinnen Beobachter den Eindruck, dass sich die Tonlage zwischen Befürwortern und Gegner des Saales verschärft.

Kusch: Der Begriff der Fairness, zu der unser Bürgermeister bei der Übergabe unserer Unterschriften aufgerufen hat, wird halt manchmal ein wenig einseitig ausgelegt.

Das heißt?

Eder: Das sind so unterschwellige Einschüchterungsversuche, so nach dem Motto: Unser Engagement gegen den Saal werde schon noch Folgen haben.

Kusch: Zum Beispiel bei unserer Seite im Extra-Bürgerbrief. Da wurde ich mehr oder weniger genötigt, Textpassagen zu ändern und den Bildschnitt zu ändern. Nichts Gravierendes. Aber das sind so kleine Nadelstiche.

Angesichts der vielen Unterschriften bei Ihrem Bürgerbegehren scheinen Sie beim Bürgerentscheid am 1. März gute Karten zu haben. Aber was, wenn es doch anders kommt?

Wentzke: Erst einmal bin ich in der Tat verhalten optimistisch. Wir bekommen viel Zustimmung. Wir haben innerhalb von vier Wochen 1558 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt. Das sind fast 30 Prozent der Wähler in Rednitzhembach. Wenn wir den Bürgerentscheid verlieren sollten, muss man sich das Ergebnis halt mal anschauen. Wenn das eine 51:49-Prozent-Sache ist, dann weiß ich nicht, ob ich das so akzeptieren könnte. Ein Gemeinderat kann sich nicht einfach über so viele Stimmen hinwegsetzen.

Kusch: Naja, Mehrheit ist Mehrheit, so ist das in der Demokratie nun mal. Aber wir hoffen halt mal, dass diese Mehrheit wir haben.

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