Neuer Veranstaltungssaal für Rednitzhembach wäre zeitgemäß

21.2.2015, 12:57 Uhr
Neuer Veranstaltungssaal für Rednitzhembach wäre zeitgemäß

© Foto: Gerner

Der 1. März ist der Tag der Entscheidung. Dann wird im ersten Bürgerentscheid in der Geschichte Rednitzhembachs darüber entschieden, ob das Gemeindezentrum einen Anbau mit einem neuen Konzert-, Theater und Veranstaltungssaal enthält. Das Schwabacher Tagblatt sprach mit Befürwortern des Drei-Millionen-Projekts, vertreten durch die Gemeinderäte Ralf Schmidt, Jörg Deffner (zugleich Spielleiter des Theaters), Volker Schaffer (zugleich 3. Bürgermeister) und Jürgen Spahl. Letzterer legt Wert darauf, als „einer von 21 Gemeinderäten“ Stellung zu nehmen. Als Bürgermeister ist er beim Bürgerentscheid nämlich zu strikter Neutralität verpflichtet.

Warum, meine Herren, benötigt Rednitzhembach einen weiteren Veranstaltungssaal?

Schmidt: Weil das eine sinnvolle Weiterentwicklung unserer Gemeinde ist. Die bestehenden Säle sind überlastet. Wir bekommen viele Anfragen für Veranstaltungen, die wir ablehnen müssen. Es geht dabei nicht nur um die Kultur. Es geht auch um eine wirtschaftliche Weiterentwicklung.

Deffner: Ein neuer Saal würde Rednitzhembach noch attraktiver machen. Etwas Vergleichbares gibt es in unserer Nachbarschaft nicht. Wir brauchen den Saal noch aus einem anderen Grund. Ohne einen Neubau wären größere Produktionen wie Anatevka oder My Fair Lady in Rednitzhembach nicht mehr möglich. Denn die begleitenden Musiker versperren im jetzigen Saal zum Teil den Notausgang. Nach geltendem Versammlungsstättengesetz geht so etwas nicht. Man kann auch nicht, wie in der Vergangenheit, einfach ein Auge zudrücken.

Schaffer: Wir dürfen auch den Sport nicht vergessen. Derzeit haben wir fünf, sechs große kulturelle Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle. Wenn man den Auf- und Abbau betrachtet, muss ich die Dreifachhalle für eine Veranstaltung fünf Tage lang, von Donnerstag bis Montag, sperren. Sie steht dann für den Sport nicht zur Verfügung. Im Jahr kommen da ganz schnell 30 Tage zusammen. Mit einem zusätzlichen Saal hätten wir dieses Problem gelöst.

Doch warum muss der neue Saal unbedingt ins Zentrum?

Schaffer: Weil Kultur nicht an den Rand geschoben werden darf, sondern in die Mitte des Ortes gehört.

Spahl: Und weil hier die ganze Infrastruktur schon vorhanden ist. Wir haben die Küche und den Caterer. Wir haben die Heizung. Wir haben hier schon 120 öffentliche Stellplätze. Wenn ein Saal kommt, dann muss er einfach an das Gemeindezentrum angebaut werden. Schon aus wirtschaftlichen, aus finanziellen Gründen. Wenn ich einen solchen Saal im Gewerbegebiet baue, dann wird das viel, viel teurer.

Aber Sie ziehen mit einem Veranstaltungssaal auch mehr Lärm, mehr Verkehr in das ohnehin dicht bebaute Zentrum.

Schmidt: Etwas mehr Verkehr vielleicht schon. Mehr Lärm nicht. Der neue Veranstaltungssaal lässt nichts nach draußen. Der hat eine ganz andere Qualität als man es jetzt von unserem Gemeindezentrum kennt. Wenn in den Saal etwas geliefert wird, dann wird das nicht über die enge Schützenstraße erfolgen, sondern über den Rathausplatz, ebenso wie jetzt auch.

Spahl: Die Verkehrs- beziehungsweise Parkplatzfrage war seit Beginn aller Überlegungen zum Neubau immer ein ganz zentraler Bestandteil. Wir werden für eine gute halbe Million Euro rund 90 neue öffentliche Stellflächen schaffen und den Verkehr durch ein modernes Parkleitsystem zu diesen Parkplätzen lotsen. Das wird das Zentrum entlasten. Das heißt: Durch den neuen Veranstaltungssaal wird die zugegebenermaßen bereits jetzt unbefriedigende Parkplatzsituation nicht schlechter, sondern besser.

Kritiker befürchten, dass vor allem Fußgänger, die nach abendlichen Veranstaltungen zu ihren Autos gehen, viel Lärm verursachen.

Deffner: Hallo? Geht’s noch? Sollen wir jetzt den Fußgängerverkehr unterbinden? Dass Leute abends noch auf der Straße unterwegs sind, gehört halt zum Leben dazu.

Spahl: Die Kritik ist wirklich ein wenig weit hergeholt. Die Veranstaltungen enden doch in aller Regel nicht mitten in der Nacht.

Die Gemeinde hat relativ lange gebraucht, um eine Wirtschaftlichkeitsrechnung vorzulegen. Demnach soll es ein Defizit von nur 13 000 Euro pro Jahr geben. Ist das realistisch?

Spahl: Mehr wird es tatsächlich nicht sein. Wir könnten im laufenden Betrieb locker schwarze Zahlen schreiben. Aber Rednitzhembacher Vereine und das Theater können den Veranstaltungssaal natürlich kostenfrei nutzen. Die 13 000 Euro sind also eigentlich gar kein Defizit, sondern eine Vereinsförderung.

Deffner: Das machen wir, weil wir es uns leisten können. Und weil uns das die Vereine wert sind.

Leisten kann sich die Gemeinde dank hoher Rücklagen auch die Investition von knapp drei Millionen für den Saal und eine halbe Million für neue Parkplätze. Trotzdem werfen Ihnen die Gegner des Projekts die Verschwendung von Steuergeldern vor. Viel sinnvoller sei es, beispielsweise seniorengerechte Wohnungen zu bauen, die in der Gemeinde fehlen.

Schaffer: Das ist, bei allem Verständnis, aber nicht Aufgabe einer Gemeinde. Hier können wir Investoren ermuntern, wenn wir als Gemeinderat Bedarf sehen. Aber selbst kann eine Gemeinde bei so etwas nicht in die Bütt’ gehen.

Spahl: Ich weise den Vorwurf, dass wir Steuergeld verschwenden, zurück. Wer so argumentiert, der darf auch noch nie eine Veranstaltung im Schwabacher Markgrafensaal, in der Rother Kulturfabrik oder im Nürnberger Opernhaus besucht haben. Diese Spielstätten wurden auch von Steuergeldern bezahlt. Ein Veranstaltungssaal in Rednitzhembach ist eine sinnvolle Investition, die allen zugutekommt. Rednitzhembachern und unseren Gästen aus der Region.

Mit wie vielen Veranstaltungen rechnen Sie eigentlich im neuen Saal?

Spahl: Das sind natürlich nur Schätzwerte. Wir haben bislang etwa 280 Veranstaltungen pro Jahr in den beiden Sälen, im Tagungsraum und im Foyer des Gemeindezentrums. Im neuen Saal könnten 70 bezahlte Veranstaltungen und dann noch einmal einige Dutzend von heimischen Vereinen dazukommen. Alleine die Schule hat Interesse, den Saal bis zu sechs Mal im Jahr zu nutzen. Ich bin überzeugt, dass sich mit einem Saal noch vieles entwickeln wird, woran wir heute noch gar nicht denken.  Das war schon beim Bau des Gemeindezentrums in den 1980er Jahren so. Ohne dieses Gemeindezentrum gäbe es heute keinen Badminton-Club, die Jugendkapelle wäre in ihrer jetzigen Größe nicht vorstellbar, das Theater hätte niemals diese großen Produktionen, für die es weit über Rednitzhembach hinaus bekannt ist.

In einem Extra-Bürgerbrief hat die Gemeinde zwei Animationen gegenübergestellt. Einmal wie sich ein Veranstaltungssaal in das Umfeld einpasst. Und zum Vergleich wie dieses Grundstück aussehen würde mit einem dreistöckigen, massiven Wohnblock. Kein Wunder, dass Ihnen die Anwohner vorwerfen, dass dadurch Ängste geschürt werden sollen.

Schaffer: Das wichtigste Wort haben Sie gesagt: Es handelt sich um eine Animation.

Spahl: Es muss in der Tat nicht zwangsweise soweit kommen. Aber das 1380 Quadratmeter große Grundstück, um das es geht, liegt in einem rechtsverbindlichen Bebauungsplan aus den 1980er Jahren. Und das sieht an dieser Stelle eine mehrgeschossige Wohnbebauung vor. 16 Wohnungen würden wohl hineinpassen, hat der Architekt gesagt. Es wäre übrigens nicht das erste Mal, dass es konkrete Pläne für eine vergleichsweise massive Wohnbebauung gibt. Schon in den 1990er Jahren war der Bau eines kleinen Seniorenzentrums im Gespräch. Daraus wurde nichts, weil das Grundstück nicht groß genug war. Im Wahlkampf 2014 hat meine Gegenkandidatin ein „Haus der Vereine“ auf diesem Grundstück ins Gespräch gebracht.

Unabhängig von alten Ideen: Niemand zwingt Sie dazu, das Grundstück an einen Investor zu verkaufen. Dann bliebe alles so, wie es jetzt ist.

Deffner: Ich möchte aber nicht, dass immer alles so bleibt, wie es jetzt ist. Ich möchte, dass es noch einen Fortschritt geben kann in diesem Land und auch in dieser Gemeinde. Man kann doch nicht einfach die Welt anhalten.

Schmidt: Selbstverständlich muss die Gemeinde das Grundstück nicht unbedingt verkaufen. Aber wenn die Mehrheit beim Bürgerentscheid entscheidet, dass an dieser Stelle diese öffentliche Nutzung nicht gewollt ist, dann fällt natürlich einer der Hauptgründe weg, dieses Grundstück in zentraler Lage in Reserve zu halten.

Neuer Veranstaltungssaal für Rednitzhembach wäre zeitgemäß

Ein Grund wäre, das Grundstück als Grünfläche zu belassen. Das schlagen auch die Gegner des Veranstaltungssaales vor.

Spahl: Das Grundstück ist aber nun einmal keine Grünfläche, sondern Bauland.

Deffner: Das ist einer der Punkte, die mich bei den Gegnern des Baus eines neuen Saals stören. Da werden viele falsche Dinge behauptet, da wird mit Halbwahrheiten argumentiert. Da wird das Bauland zur Grünfläche gemacht. Da heißt es, dass der Spielplatz am Gemeindezentrum wegfällt. Stimmt nicht. Da ist die Rede davon, dass große Fahrzeuge durch die „Spielstraße“ fahren. Die Haupt-Anlieferung ist aber von der anderen Seite geplant.

Ich habe fast den Eindruck, den Gegnern geht es gar nicht mehr um die Sache, sondern nur noch darum, dem Bürgermeister und dem Gemeinderat einmal zu zeigen, dass er nicht alles durchbringt, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Argumente dringen einfach nicht mehr durch.

Noch ein Kritikpunkt der Neubau-Gegner: Durch das Ratsbegehren, das der Gemeinderat mit Zwei-Drittel-Mehrheit auf den Bürgerentscheid draufgesattelt hat, wird die Sache unnötig verkompliziert.

Schmidt: Aber Entschuldigung. Das haben die Initiatoren doch selbst in der Hand gehabt. Wenn sie ihre Frage andersherum formuliert hätten, also eine Frage gewählt hätten, bei der ein Ja „Ja zum Bau“ und ein Nein „Nein zum Bau“ geheißen hätte, dann hätte es das Ratsbegehren nie gegeben. Kompliziert wurde es alleine durch die Fragestellung der Initiatoren („Sind Sie dafür, dass das Gemeindezentrum Rednitzhembach NICHT um einen Musik-/Theatersaal erweitert wird“, Anm. d. Red.). Darauf müssen Saal-Gegner mit „Ja“ antworten und Saal-Befürworter mit „Nein“. Das ist doch paradox. Das ist das Hauptproblem, und das hat die Mehrheit im Gemeinderat dazu bewogen, dem ersten Bürgerentscheid ein Ratsbegehren entgegenzusetzen.

Deffner: Wenn jetzt dem Gemeinderat vorgeworfen wird, er will die Leute in die Irre führen, dann finde ich das fast böswillig. Wir Gemeinderäte haben immer das Wohl der Bürger im Blick.

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