Erfolg der P-Klasse: Fast alle haben eine Azubi-Stelle

13.5.2013, 10:05 Uhr
Erfolg der P-Klasse: Fast alle haben eine Azubi-Stelle

© Gerner

Von den elf Neuntklässlern haben neun bereits eine Ausbildungsstelle gefunden. Die anderen zwei stehen in aussichtsreichen Verhandlungen.

Phatthamaphorn muss demnächst früh raus aus dem Bett. Die 18-jährige gebürtige Thailänderin mit dem unaussprechlichen Namen, die vor knapp vier Jahren nach Deutschland kam, wird nämlich Bäckerin. Ihren Lehrvertrag hat sie in der Tasche. Hält sie die Ausbildung durch, wäre das ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu ihrem Traumberuf. „Eigentlich will ich nämlich Konditorin werden“, erzählt sie.

Von Traumberufen hat die 18-Jährige vor einem Jahr – wie der Name schon sagt – nur träumen können. Phatthamaphorn gehörte zu denen Schülern, die auf dem Arbeitsmarkt die schlechtesten Prognosen hatten. Weil sie noch nicht so gut Deutsch spricht, konnte sie dem Unterricht nicht folgen. Die Leistungen in allen wichtigen Fächern waren unterdurchschnittlich. Ein einfacher Hauptschulabschluss lag für sie in weiter, weiter Ferne.

Für junge Leute wie für Phatthamaphorn ist die Praxisklasse, die es schulamtsweit bislang nur in Rednitzhembach gibt, gemacht. Leute, die in der Theorie Schwächen haben, die aber motiviert sind und anpacken können.

Von Altenpfleger bis Schreiner

So unterschiedlich die Schülerinnen und Schüler sind, so unterschiedlich sind auch die Berufskarrieren, die sie jetzt anstreben. Riccardo wird Altenpfleger und Sozialbetreuer im Hans-Herbst-Haus in Schwabach. Robin hat eine Azubi-Stelle zum Kfz-Mechatroniker beim Nutzfahrzeugservicecenter in Roth ergattert. Dennis wird Konstruktionsmechaniker, Bastian lernt das Schreinerhandwerk, Eva wechselt auf eine Kosmetikerinnen-Schule.

Karsten hat in den vergangenen Monaten sichtlich Selbstvertrauen getankt. „Ich habe mich voll angestrengt“, sagt er, „und es hat sich ausgezahlt.“ Im September beginnt der 15-Jährige in Schwabach eine dreijährige Ausbildung zum Energie- und Gebäudetechniker. Angestrengt hat sich der Schwabacher auch früher schon. Aber der Erfolg war – zumindest was die Noten angeht – überschaubar.

Doppelt betreut

Die Betreuung der Noch-Schüler lässt sich die Gesellschaft einiges kosten. Denn die Jugendlichen werden nicht nur von Lehrer Wolfgang Ebeling unterrichtet. Im Hintergrund werkelt immer auch noch Sozialpädagogin Gabriele Kruska mit. Gespräche mit den Schülern, mit den Eltern, mit (potenziellen) Arbeitgebern müssen geführt werden. Konflikte müssen entschärft, Rückschläge verarbeitet werden. „Ohne den Herrn Ebeling und die Frau Kruska hätten wir das nicht geschafft“, lobt Karsten, dessen Eltern aus Rumänien stammen.

Der Aufwand scheint sich auszuzahlen. Wolfgang Ebeling war im September 2012 mit dem Anspruch angetreten, jedem seiner elf Schüler einen Ausbildungsplatz auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ zu vermitteln. In der Tat sieht es jetzt so aus, als könnte er Ende des Schuljahres Vollzug melden. „Eine 100-Prozent-Quote wäre schon der Hammer“, sagt er.

Die „9 PK“, wie die Praxisklasse ganz offiziell heißt, unterscheidet sich ganz erheblich von den anderen Abschlussklassen in den Mittelschulen. Der Stoff ist „theorieentlastet“, wie der künftige Schreiner Bastian sagt. Das heißt: „Wir machen zwar auch normalen Stoff“, erklärt Lehrer Ebeling, aber letztlich steht die Hinführung auf eine mögliche Arbeitsstelle im Vordergrund, nicht die Vorbereitung auf den Schulabschluss.“

Praxis konnten die elf Neuntklässler schon übers Jahr verteilt fleißig einüben. Dreimal stand für jeden ein einwöchiges Praktikum auf dem Stundenplan. Darüber hinaus waren sie jeden Dienstag schon in ihrer (künftigen) Firma. „Da haben die (möglichen) Arbeitgeber gut hinschauen können. Und einige haben dann tatsächlich gesagt: „Den kenne ich, den nehme ich.“

„Quali“ als Ziel

Der Erfolg im Beruf hat dem einen oder anderen auch wieder einen Schub für die Schule gegeben. Immerhin gut die Hälfte der „PK9“ versucht sich in den nächsten Wochen am normalen Hauptschulabschluss. Und Daniel, der im September in Roth eine Ausbildung zum Kälte- und Klimaanlagentechniker beginnt, greift sogar den anspruchsvollen „Quali“, den qualifizierenden Hauptschulabschluss, an.

Bislang war das Projekt „P-Klasse“ beschränkt auf den Mittelschulverbund „Schwabach Stadt und Land“. Dass die Praxisklasse nicht in Schwabach, sondern in Rednitzhembach angesiedelt ist, liegt an den optimalen Rahmenbedingungen, die die Volksschule bietet. Und daran, dass das die Gemeinde im Mittelschulvertrag mit Schwabach und Schwanstetten festschreiben ließ. Bürgermeister Jürgen Spahl sieht darin einen wichtigen Mosaikstein, den Schulort Rednitzhembach breiter aufzustellen.

Gesamter Schulamtsbereich

Im zweiten Jahr wird die P-Klasse nicht mehr nur Schüler aus Schwabach und Rednitzhembach haben. Die Schule darf sich dem gesamten Schulamtsbereich öffnen. „Wir haben schon einige Anmeldungen aus Roth“, berichtet Rektorin Silke Blomeyer. „Die Skepsis wird sich legen“, hatte Blomeyer schon im September gemutmaßt. Jetzt sieht sie sich in dieser Aussage bestätigt: „Ich glaube, das ist das, was zwischen Nürnberg und Gunzenhausen (den nächstgelegenen P-Klassen, Anm. d. Red.) noch gefehlt hat.“

Wer sich für die Praxisklasse interessiert, kann sich an der Schule Rednitzhembach unter der Nummer (09122) 8790699 oder (09122) 635995 melden. Anmeldeschluss für das Schuljahr 2013/14 ist der 15. Mai. Am 6. Juni um 18 Uhr bietet die Schule einen Info-Abend für Eltern und Schüler an.

Keine Kommentare