Flüchtlingskapazitäten in Schwabach ausgereizt

8.9.2014, 09:46 Uhr
Flüchtlingskapazitäten in Schwabach ausgereizt

© Karg

Im Laufe des Nachmittags meldete Stadt-Sprecher Jürgen Ramspeck, dass mittlerweile 175 Flüchtlinge, Erwachsene und Kinder, in Schwabach beherbergt würden.

Die Zentrale Aufnahmeeinrichtung des Freistaats Bayern in Zirndorf ist seit geraumer Zeit heillos überbelegt. Die Regierung von Mittelfranken hatte sich deshalb Mitte letzter Woche bemüht, weitere Unterkünfte zu finden. Schwabach, Erlangen und Fürth wurden angegangen, Schwabach richtete mit tatkräftiger Unterstützung der Hilfsorganisationen Johanniter-Unfallhilfe, Bayerisches Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk sowohl die Hans-Hocheder-Halle als auch die Sporthalle auf dem früheren Kasernengelände als Quartiere ein.

„Unwürdige Unterbringung“

Die prekäre Situation, die sich schon seit Längerem abgezeichnet hatte, hat Roths Landrat Herbert Eckstein (SPD) in Rage gebracht. Er hat damit gedroht, die zum großen Teil leerstehende Bundeswehr-Kaserne in der Kreisstadt in einem rechtlichen Akt zu „beschlagnahmen“ und Flüchtlinge aus den Krisenregionen der Welt dort vorübergehend unterzubringen. „Die früheren Mannschaftsquartiere sind besser als die für ein reiches Land wie Deutschland unwürdige Unterbringung in Zelten“, hatte sich Eckstein gegenüber unserer Zeitung geäußert, der auch der bayerischen Landespolitik schwere Versäumnisse vorwarf, zumal die Probleme jahrelang vor sich hergeschoben worden seien.

Nun scheint sich tatsächlich abzuzeichnen, dass eine Belegung der Rother Kaserne mit Asylbewerbern näher rückt. Nachdem zunächst die Nürnberger Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl (CSU) mit drastischen Worten die ihrer Meinung nach untragbare und unwürdige Unterbringung der Flüchtlinge vor allem in der Noris angeprangert und dabei mit heftiger Kritik in Richtung bayerische Staatsregierung nicht gespart hatte, hat sich nun auch der Fürther Bundestagsabgeordnete und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) eingeschaltet.

Besichtigung in Roth

Schmidt war früher Staatssekretär im Verteidigungsministerium und hat bereits für den heutigen Montag eine Besichtigung der Rother Otto-Lilienthal-Kaserne durch Beteiligte aus Bund, Freistaat und Kommune auf seine Initiative hin angekündigt mit dem Ziel, geeignete Gebäude zu finden, die dem Freistaat kurzfristig zur Nutzung für die Unterbringung von Asylbewerbern angeboten werden können. Schmidt: „Ich bin zuversichtlich, dass wir zumindest eine Teil-Lösung hinbekommen werden und bin sehr froh, dass jetzt zügig geprüft wird, welche Möglichkeiten sich uns bieten, um für eine Unterkunft zu sorgen.“

In Schwabach ist seit Samstagnachmittag auch die Turnhalle in der Nähe des Förderzentrums mit Flüchtlingen belegt. Hierhin wurden vor allem Familien mit Kindern gebracht, während in der Hans-Hocheder-Halle in erster Linie Einzelpersonen untergebracht sind.

Viele Helfer

Dank des großen ehrenamtlichen Engagements durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Asylcafés, der Arbeiterwohlfahrt und der Diakonie ist es gelungen, die Ankömmlinge, die vor allem aus Syrien, der Ukraine und aus Eritrea stammen, zu betreuen. Helferinnen und Helfer der beiden Sanitätsorganisationen Rotes Kreuz und Johanniter sind ebenfalls praktisch rund um die Uhr in den beiden Hallen präsent, kümmern sich um medizinische Belange und auch um die Essensausgabe. Die Küche des Stadtkrankenhauses sorgt für warme Mahlzeiten.

Für die medizinische Betreuung der Menschen engagieren sich Ärzte und Pflegekräfte des Stadtkrankenhauses, nachdem offenbar Mediziner des staatlichen Gesundheitsamtes dafür nicht zur Verfügung stehen. Mit Bussen werden die Neuankömmlinge aus Zirndorf, wo erste Formalitäten im Zuge des Asylverfahrens absolviert werden, nach Schwabach gefahren. Hier findet dann zuerst eine medizinische Untersuchung statt.

Dank der Spendenbereitschaft der Schwabacherinnen und Schwabacher kann das Asylcafé aus seinem bereits vorhandenen Fundus mit Kleidung helfen.

Wie es am Sonntag hieß, benötigen die Neuankömmlinge nun vor allem Reisetaschen und Rucksäcke. Wer solches entbehren kann, kann die Gegenstände am Montag, Dienstag und Mittwoch, jeweils von zehn bis zwölf Uhr, zur Hocheder-Halle bringen. In einem Raum der Realschule hat man ein Lager eingerichtet, von dem aus die Gegenstände dann an Bedürftige weitergegeben werden.

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