Rednitzhembach: Planung für neuen Konzertsaal läuft

27.9.2014, 09:45 Uhr
Rednitzhembach: Planung für neuen Konzertsaal läuft

© F.: Gemeinde Rednitzhembach

Das ist das Ergebnis der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag – einer Sitzung für die Geschichtsbücher. Denn es kommt nur äußerst selten vor, dass vor der Debatte rund 100 Stühle für Zuschauer aufgestellt werden. Die wurden auch gebraucht.

Den möglichen Neubau eines Kulturtempels mit gut 350 Sitzplätzen, mit einer 95 Quadratmeter großen Bühne und mit einem Orchestergraben auf einer noch freien Fläche direkt hinter dem Gemeindezentrum hatte Bürgermeister Jürgen Spahl kurz nach der Kommunalwahl im Frühjahr ins Gespräch gebracht.

Ein vom Gemeinderat eingesetzter Beirat hat mit dem Rother Architekten Thomas Wenzel in vier Sitzungen eine Art Machbarkeitsstudie erstellt. Ergebnis: Der Neubau kostet rund drei Millionen Euro, kann sich durch Mieteinnahmen weitgehend selbst tragen und kann architektonisch so gestaltet werden, dass Anwohner nicht über die Maßen beeinträchtigt werden.

Unterschriften und Flugblätter

Aber: Teile der Nachbarschaft sind auf den Barrikaden. Sie haben Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt, und sie haben in den vergangenen Tagen Flugblätter verteilt. Sie fürchten erstens mehr Lärm und zweitens eine weitere Verstopfung der engen Straßen im Zentrum durch parkende Autos. Schließlich soll die Zahl der Veranstaltungen im Gemeindezentrum von derzeit 240 auf rund 340 pro Jahr steigen.

In der Sitzung versuchte Bürgermeister Jürgen Spahl die Befürchtungen zu zerstreuen. Konzert- und Theaterlärm werde aufgrund der speziellen Bauweise des Neubaus nicht nach außen dringen. Und beim Parkplatzmanagement setzt Spahl erstens auf verstärkte Kontrollen und zweitens auf ein Leitsystem, wie man es sonst nur aus großen Städten kennt.

Direkt am Gemeindezentrum (und in der Tiefgarage unter dem Rathausplatz) gibt es derzeit 120 öffentliche Stellplätze. Doch in weniger als 200 Metern Entfernung stünden weitere 40, in einem Umkreis von 500 Metern weitere 60 Parkplätze zur Verfügung.

Und: Die Stellflächen am sogenannten Langenberger-Grundstück an der S-Bahn nur 150 Meter vom Gemeindezentrum entfernt könnten nach Vorstellungen der CSU zu einem Parkdeck ausgebaut werden. Das würde zwar eine halbe Million Euro extra kosten, aber noch einmal 45 Parkplätze bringen.

Das klingst alles wunderbar, doch mehr als drei Millionen Euro Investitionskosten sind kein Pappenstiel, auch wenn die Gemeinde das Geld für das Projekt auf der hohen Kante hat.

Schwierige Abwägung

Die Entscheidung ist für viele Gemeinderäte eine Abwägungssache und extrem schwierig. CSU und NB/PW standen am Donnerstag uneingeschränkt hinter dem Vorhaben, die Freien Wähler waren dagegen. Bei SPD und Grünen gibt es keine einheitliche Meinung. Die Gegner sagen, mit drei Millionen Euro könne man Sinnvolleres anfangen. Von einem „Prestigeprojekt“ war die Rede. Ein „Prestigeprojekt des Bürgermeisters“ war gemeint.

Gerade bei der SPD wird deutlich, dass Pro und Kontra ganz eng beisammen liegen. SPD-Mann Heinz Röttenbacher, nebenbei Vorsitzender des Theatervereins, ist ein strikter Gegner des Neubaus. Der Saal sei für das Hembacher Theater zu groß. Zu viele Fremdproduktionen würden den heimischen Theaterspielern das Wasser abgraben.

Mehr Platz, besser Sicht

Sein Spielleiter (und Fraktionskollege) Jörg Deffner gehört dagegen zu den uneingeschränkten Befürwortern des Projekts. Endlich gäbe es für Theater (und Jugendkapelle) eine ausreichend große Bühne, eine bessere Akustik und, so ergänzte 2. Bürgermeister Joschi Leisinger (CSU), für Zuschauer in dem tribünenartig konzipierten Musentempel freie Sicht.

Weil Deffner sich im Hauptberuf als Angestellter der Gemeinde um das Gemeindezentrum kümmert, kommt für ihn ein weiterer Vorteil hinzu: Ein Konzert- und Theatersaal, gewissermaßen der dritte Saal im Gemeindezentrum, würde das bislang ständige Auf- und Abbauen von Bühnen und Bestuhlung in den häufig gebuchten alten Sälen und in der Mehrzweckhalle fast überflüssig machen und den Bauhof entlasten. „Wir wären viel flexibler“, assistierte Bürgermeister Jürgen Spahl.

Befürworter in der Überzahl

Dem Rathauschef und dem Beirat ist es in den vergangenen Monaten offenbar gelungen, eine ganze Reihe zu Beginn sehr kritisch eingestellter Gemeinderäte zu überzeugen. Ralf Schmidt (CSU) sah die meisten seiner ursprünglichen Fragen beantwortet, Richard Gußner (NB/PW) war zunächst dagegen und ist jetzt dafür, auch für Erwin Held (Bündnis 90/Die Grünen) überwiegen inzwischen die Vorteile.

13 Gemeinderäte sprachen sich nach intensiver Diskussion dafür aus, die Pläne für die Erweiterung des Gemeindezentrums weiterzuverfolgen. Gabi Müller, Marina Mösle (beide FW), Norbert Schlitz (Bündnis 90/Grüne), Robert Gödel und Heinz Röttenbacher (beide SPD) waren dagegen.

Noch kein endgültiges „Ja“

Dass jetzt in die nächste Stufe der Vorplanungen eingestiegen wird, bedeutet aber noch kein endgültiges „Ja“ für das Projekt. Am 9. Oktober wollen die Verwaltung und Architekt Wenzel die aktuellen Pläne in einer „BürgerInformationsveranstaltung“ vorstellen.

Damit kommt Rathauschef Spahl einer der Hauptforderungen der kritischen Anwohner nach. Die hatten sich, wie berichtet, von den Planungen überrumpelt gefühlt, auch wenn diese mehrfach im Tagblatt und im gemeindlichen Bürgerbrief vorgestellt worden waren.

Unabhängig von der Bürger-Informationsveranstaltung hat der Gemeinderat schon einmal die ersten Planungsleistungen offiziell vergeben. Das heißt: Auch wenn der Zug am Ende noch gestoppt werden kann: Er hat mit der Entscheidung vom Donnerstagabend weiter an Fahrt aufgenommen.

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