T-Roc: VW rockt den Golf

18.10.2017, 17:29 Uhr
T-Roc: VW rockt den Golf

© Hersteller

Ja, diese Schrittfolge kennt man seit Jahren: VW kommt spät, dann aber gewaltig, wenn es um das Besetzen interessanter Marktsegmente geht. Und so ist jetzt der Zeitpunkt da, vor dem Opel seit Jahren gezittert haben dürfte - weil er dem Mokka X endgültig die einstige Alternativlosigkeit raubt. Das Feld kompakter SUVs wird zwar nicht erst seit gestern auch von weiteren Vertretern beackert, von Ford Kuga, Audi Q2 oder Renault Captur beispielsweise, demnächst auch von Skoda Karoq, Kia Stonic und Hyundai Kona. Im Falle VW ist die Wucht, mit der man den Markt durchdringt, aber besonders groß.

Im November steht das neue VW-SUV also beim Händler. Wie der Golf und die Verwandten Audi Q2, Seat Ateca und Skoda Karoq baut es auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) auf. 4,23 Meter misst der T-Roc in der Länge und fällt somit 26 Zentimeter kürzer als der große Bruder Tiguan aus. Der Neue pflegt einen Auftritt, der einerseits progressiv genug ist, um lifestylebewusste jüngere Kunden zu ködern, der sich andererseits aber auch weit genug zurückhält, um konservativere Käufer nicht zu überfordern. Die einen erfreuen sich also an der coupéhaft geschnittenen Karosserie, an Zweifarblackierung und poppig bunten Farben fürs Interieur, den anderen gefällt die vertraute VW-Formensprache mit klaren Linien und scharfen Kanten.

Bequemer Einstieg, hohe Sitzposition

Man steigt bequem ein in den T-Roc, sitzt hoch und erfreut sich eines guten Ausblicks auf die Straße. Das ist es, was die Kunden am SUV lieben. Und das in aller Regel gute Platzangebot, wobei der T-Roc hier gegenüber einem Van schlechtere Karten hat. Vorne ist man zwar gut untergebracht und auch hinten fühlen sich die Passagiere einigermaßen wohl, denn es fehlt ihnen nicht an Kopffreiheit - und doch geht es, was den Bewegungsspielraum für die Beine betrifft, einen Tick knapper zu als im Golf. Einen Verschiebemechanismus für die Rücksitzbank sucht der T-Roc-Nutzer vergebens, die Variabilität des Kofferraums beschränkt sich also auf die im obligatorischen Verhältnis 60:40 umlegbare Rücksitzlehnen. Dann wächst der Gepäckraum von standardmäßigen 445 Litern (65 l mehr als beim Golf) auf 1290 Liter und es ergibt sich eine nahezu ebene Ladefläche. Wie es bei SUVs häufig der Fall ist, muss allerdings auch beim T-Roc eine verhältnismäßig hohe Ladekante überwunden werden.

T-Roc: VW rockt den Golf

© Hersteller

Bei Materialauswahl und Verarbeitung ist VW wie gewohnt sorgsam vorgegangen, jedoch sieht man manch harter Kunststoffoberfläche an, dass mit spitzem Stift gerechnet wurde. Was seine digitalen Talente betrifft, befindet sich der T-Roc freilich völlig auf der Höhe der Zeit. Die brillanten Touchscreens (6,5 oder 8,0 Zoll) der Infotainmentsysteme lassen sich mit dem fabelhaften volldigitalen Kombiinstrument "Active Info Display" kombinieren. In der Mittelkonsole suchen zwei USB-Schnittstellen Anschluss, auf Wunsch wird das Smartphone induktiv geladen und via Android Auto, Mirror Link oder Apple CarPlay ins Dasein an Bord eingebunden. Diverse Online-Dienste sind buchbar, mit freundlicher Unterstützung eines LTE-Sticks verwandelt sich der T-Roc in einen rollenden WLAN-Hotspot. Dass solche Segnungen des digitalen Zeitalters extra kosten, ist natürlich klar, beim LTE-Stick beispielsweise ist man mit 150 Euro dabei.

T-Roc: VW rockt den Golf

© Hersteller

Drei Benziner und drei Diesel

Für den T-Roc ist eine Auswahl von sechs Turbomotoren vorgesehen, drei Benziner und drei Diesel, nicht alle sind jedoch gleich zum Start verfügbar:

1.0 TSI: Die Dreizylinder-Basismotorisierung, 115 PS stark, mit 200 Nm Drehmoment, 187 km/h schnell, Norm-Mix 5,2 l/100 km. Nur in Kombination mit manuellem Sechsganggetriebe und Frontantrieb erhältlich. Ab 20.390 Euro.

1.5 TSI: Der wahrscheinlich interessanteste Benziner. 150 PS, 250 Nm Drehmoment. Arbeitet mit Zylinderabschaltung und wird wenige Wochen nach dem Marktstart des T-Roc eingeführt. Wahlweise mit Front- oder permanentem Allradantrieb 4Motion zu haben und jeweils mit 6-G-Getriebe oder 7-G-DSG.

2.0 TSI: Der Top-Benziner. 1985 ccm, 190 PS, 320 Nm, 216 km/h Spitze, Norm-Mix 6,8 l. Eine gleichermaßen drehfreudige wie souveräne Antriebsquelle, die in Kombination mit dem hier serienmäßigen Allradantrieb und dem gleichfalls obligatorischen DSG viel Fahrfreude bereitet. Auf ersten Testfahrten wies der Bordcomputer einen Praxisverbrauch von knapp acht Litern aus. Zum Marktstart nur in Top-Ausstattung "Sport", Preis ab 30.800 Euro.

1.6 TDI: Der Einstiegs-Diesel. 115 PS, 250 Nm. Nur mit 6-G-Getriebe und Frontantrieb. Kommt Anfang 2018.

2.0 TDI: Avanciert vermutlich zum beliebtesten Selbstzünder. 150 PS, 340 Nm, 200 km/h Topspeed, nach Norm 5,1 l/100 km sparsam, in der Praxis laut Bordcomputer 6,4 l. Schiebt nachdrücklich an, lässt in keiner Fahrsituation adäquat-relaxte Kraftentfaltung vermissen, mehr Motor braucht eigentlich kein Mensch. Zum Marktstart nur mit Allradantrieb und 7-G-DSG, ab 31.825 Euro. Später auch als Fronttriebler und mit 6-G-Getriebe zu ordern.

2.0 TDI: Der Top-Diesel. 190 PS, 400 Nm Drehmoment, immer mit Allradantrieb und 7-G-DSG. Kommt zum Jahresende.

Fürs Protokoll: Alle Diesel begegnen der NOx-Problematik mit SCR-Kat und AdBlue.

So sportlich wie er aussieht

Auf der Straße erweist es sich, dass der T-Roc ebenso sportlich unterwegs ist, wie er aussieht. Mit Verve stellt er sich den Anforderungen kurviger Landsträßchen, flitzt flink von Kehre zu Kehre und vermittelt dabei ein munteres Maß an Fahrvergnügen. Selbst tiefere Narben im Fahrbahnbelag werden kompetent ausgebügelt, auch in dieser Hinsicht überzeugt das VW-SUV. Bei der "Sport"-Version trifft das nur mit Einschränkungen zu, hier müssen die noch ausgeprägteren Fähigkeiten als Kurvenräuber mit Einbußen beim Komfort bezahlt werden.

T-Roc: VW rockt den Golf

© Hersteller

Bei den Allradmodellen werden die Antriebskräfte bedarfsgerecht auf Vorder- und Hinterachse verteilt, serienmäßig ist hier die sogenannte "Active Control" an Bord, die - einstellbar über einen Drehknopf auf der Mittelkonsole - die Straßen-Modi "Street" und "Snow" sowie zwei Offroadprofile vorsieht. Dazu gibt es eine ebenfalls serienmäßige fünfstufige Fahrprofilauswahl, die sich für die Fronttriebler extra ordern lässt. Zeitgemäß umfangreich ist die Zahl der Assistenzsysteme, insgesamt sind es deren 13, Multikollisionsbremse, Spurhalteassistent, City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung sind schon beim Basismodell serienmäßig.

Neue Nomenklatur

Beim T-Roc weicht VW erstmals von der gewohnten Ausstattungs-Nomenklatur ab. Statt der vertrauten Levels Trendline, Comfortline und Highline gibt es jetzt T-Roc (Basismodell), Style und Sport. Beim Grundmodell sind unter anderem Radio und Klimaanlage an Bord, beim Style ist die schicke Zweifarblackierung im Preis inbegriffen, hinzu kommen beispielsweise Aluräder, Müdigkeitserkennung, Telefon- und USB-Schnittstelle. Der Sport beschränkt die Bicolor-Möglichkeiten auf ein schwarzes Dach und setzt auf Details wie Sportfahrwerk, Progressivlenkung, schwarzen Dachhimmel, Sportsitze oder in Edelstahl gebürstete Pedale.

Mit dem T-Roc, der im portugiesischen Setubal bei Lissabon gebaut wird, ist die SUV-Offensive von VW noch nicht beendet. Der Markt verlangt nach den Hochbeinern, inzwischen ist weltweit schon jeder dritte Neuwagen ein SUV. 2018 kommt also nicht nur die nächste Generation des großen Touareg, sondern es wird auch der freie Platz am anderen Ende der Größentabelle besetzt - mit einem kleinen Polo-SUV namens T-Cross.

Ulla Ellmer

VW T-Roc in Kürze:

Wann er kommt: Im November 2017

Wen er ins Visier nimmt: Audi Q2, Renault Captur, Ford Kuga, Skoda Karoq, Hyundai Kona, Kia Stonic

Was ihn antreibt: Benziner und Diesel mit jeweils 115, 150 und 190 PS

Was er kostet: Ab 20.390 Euro

Was noch folgt: Sehr wahrscheinlich eine 310 PS starke "R"-Variante  

Keine Kommentare