Tourismusmesse in Berlin: Türkei ist großer Verlierer

7.3.2017, 18:05 Uhr
Tourismusmesse in Berlin: Türkei ist großer Verlierer

© dpa

Litt die Türkei eh schon unter den Auswirkungen der Terroranschläge auf Touristen, haben viele jetzt erst recht die Lust verloren, an die Strände Kleinasiens und in die anatolischen Metropolen zu reisen. Man will Erdogan für sein Benehmen nicht auch noch belohnen, denken viele. Gingen die Türkei-Buchungen also schon vor einem Jahr zurück, sind sie für den Sommerurlaub 2017 bis Ende Januar um dramatische 58 Prozent gefallen - eine Entwicklung, die sich durch die aktuelle politische Großwetterlage zwischen Deutschland und der Türkei weiter verschlimmern dürfte.

Und auch US-Präsident Donald Trump zerschlägt derzeit viel Porzellan: "Umfragen belegen, dass knapp jeder zweite Deutsche derzeit keine Lust auf die USA als Fernreiseziel hat", verrät Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands DRV bei der Eröffnungs-Pressekonferenz.

Viel Geld für Reisen

Dabei haben die Deutschen durch die vergleichsweise solide wirtschaftliche Lage so viel Geld wie kaum zuvor. Sie sind in Konsumlaune, geben den Euro gern für Reisen aus und buchen ihre Reise immer früher. Das Umsatzplus in den Reisebüros für die Sommersaison 2017 liegt schon jetzt bei sechs Prozent, Fiebig spricht für 2017 sogar von "sonnigen Aussichten". Sein Kollege vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel, ist ebenfalls optimistisch, dass "die Reiselust der Deutschen ungebrochen ist und wir mit durchschnittlich 20 Tagen pro Kopf und Jahr noch lange Reiseweltmeister bleiben werden."

Viele Deutsche suchen sich andere Ziele aus als früher: Der Schwerpunkt hat sich tendenziell vom östlichen Mittelmeerraum, wo das Anschlagsrisiko vermeintlich größer ist, in den nördlichen und westlichen Mittelmeerraum und nach Deutschland verschoben.

Davon profitieren vor allem: Deutschland, seine mit dem Auto gut erreichbaren Nachbarländer, Spanien mit den Balearen und Kanaren, Portugal, Griechenland, Bulgarien und Kroatien.

Verlierer bei den Buchungen

Die großen Verlierer 2016 und wohl auch 2017 sind die Türkei, Ägypten und Tunesien – wobei in den beiden letztgenannten Ländern die Buchungen allmählich wieder anziehen. Von den Bestmarken vergangener Jahre sind sie allerdings noch meilenweit entfernt.

Kreuzfahrten laufen schon seit Jahren immer besser, nun legten sie noch einmal zweistellig zu. Die USA, traditionell der Deutschen liebstes Fernreiseziel, schwächeln diesmal nicht nur wegen Trump, auch der stärkere Dollar verteuert eine Reise über den Atlantik. Die geht daher nach Kuba, in die Dominikanische Republik, die Karibik und nach Mexiko.

Doch nicht nur die Gründe für den Auf- und Abstieg mancher Destinationen werden auf der ITB analysiert, die Messe ist mit über 10 000 Ausstellern aus 184 Ländern Treffpunkt der wichtigsten Entscheider der Reisebranche, die hier ihre Geschäfte unter Dach und Fach bringen. Und sie ist ein Gradmesser für Trends. Davon gibt es heuer gleich zwei: Sicherheit und Digitalisierung.

"Wir mussten auf die vielen Anschläge auf Touristen in den letzten Jahren reagieren und haben dazugelernt", sagt Michael Frenzel. Und die Digitalisierung hat dazu geführt, dass inzwischen mehr als ein Drittel aller Reiseleistungen online gebucht wird, deshalb hat inzwischen fast jeder - ob Reiseportal, Reiseveranstalter oder das klassische Reisebüro – seine eigene Internetseite, über die gebucht werden kann.

Doch immerhin zwei Dritteln aller Reisewilligen sind Buchungen im Internet noch immer zu umständlich, zumal sie ja selten im Preis günstiger sind. Die meisten Deutschen bleiben daher der Pauschalreise treu, sie gehen noch immer lieber persönlich ins Reisebüro, lassen sich von Angesicht zu Angesicht beraten oder greifen zum Telefonhörer.

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