"AKK" muss die Union und ihre Lager zusammenführen

7.12.2018, 18:04 Uhr
Es kann nur eine geben: Annegret Kramp-Karrenbauer hat ihre Konkurrenten Jens Spahn und Friedrich Merz ausgestochen.

© Christian Charisius/dpa Es kann nur eine geben: Annegret Kramp-Karrenbauer hat ihre Konkurrenten Jens Spahn und Friedrich Merz ausgestochen.

Uff, das war eng. Aber es reichte zum Erfolg: Annegret Kramp-Karrenbauer setzte sich knapp durch. Und ist die zweite Frau an der Spitze der CDU. Aber ob sie wirklich nur "Merkel light" wird, wie ihre Kritiker sagten? Ihre Rede war kämpferisch und zeigte sehr wohl, in welche Richtung sich eine Partei bewegen kann, die zuletzt eine "bleierne Zeit" (so "AKK" selbst) erleben musste.

Die neue Chefin betonte jene Werte, die viele in der Politik vermissen, sie erwähnte auch das "C", sie machte einer in der Ära Merkel oft verzagten Partei Mut. Das tat Friedrich Merz auch - und setzte spürbar andere Akzente: mehr Markt, weniger Bürokratie, schärfere Attacken gegen die Grünen. Durchaus ein Kontrastprogramm.

Mehrheitsfähiger dürfte der Kurs von Kramp-Karrenbauer sein. Und das ist auch ein gewichtiger Grund für ihren Erfolg: Die CDU, stets mehr am Erhalt der Macht interessiert als etwa die SPD, wählte diejenige Kandidatin, die mehr Menschen erreichen kann als Merz. Der 63-Jährige hat sich zudem während des kurzen Wahlkampfs erstaunlich viele Schnitzer geleistet: Das Lavieren um sein Einkommen und seine denkwürdige Einschätzung, mit einer Million pro Jahr zur "oberen Mittelschicht" zu gehören. Das Rütteln am Asylrecht, wo er sich zumindest doppeldeutig ausdrückte. Die Empfehlung, die Bürger sollten sich doch bitte Aktien für die Altersvorsorge zulegen, besonders pikant für einen Vielfach-Aufsichtsrat, der eben diesen Aktiengesellschaften dient: Geschickt war das alles nicht, und es ließ ahnen, dass da einer mindestens einen Tick zu impulsiv, zu forsch agiert.


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Dann noch die öffentliche Wahlempfehlung von Wolfgang Schäuble für seinen Freund Merz: Das sah dann doch zu sehr nach dem aus, was es auch war - jenem Männer-Klüngel, wie er früher die Regel war nicht nur in der CDU. Das stieß viele ab.

Aber das höchst respektable Ergebnis für Merz zeigt auch, wie sehr sich diese Union nach den angeblich guten alten Zeiten sehnt, an die Merz auch in seinen Reden oft erinnerte. Mehr Markt, auch mehr nationales Selbstbewusstsein, mehr Leistungsdenken - all das ist  nichts Unappetitliches oder Ehrenrühriges, aber es wirkt doch auch etwas altbacken. Zumal viele Deutsche längst jene angemahnte Leistung bringen, aber zu oft nicht den angemessenen Lohn dafür erhalten.  

Geht eine Kluft durch die Union, zwischen dem eher liberalen, grün-nahen Merkel-Flügel und dem konservativeren Merz-Lager? Zumindest die Gefahr besteht. Und es ist daher Kramp-Karrenbauers erste Aufgabe, die Partei zusammenzuführen. Da hängt viel davon ab, wenn sie sich an ihre Seite holt. Kann es Merz sein -  dann wären beide Richtungen vertreten? Kaum anzunehmen, dass er sich mit Platz zwei begnügt. Aber einen Vertreter dieses Flügels einzubinden, das wäre ein geschicktes Manöver der neuen CDU-Vorsitzenden.

Angela Merkel hat sich mit einer Rede verabschiedet, die viele sich weit früher von ihr gewünscht hätten: klug, nachdenklich, auch selbstkritisch und mutmachend. Wenn sie die Lockerheit, die sie seit der Bekanntgabe des Amtsverzichts an den Tag legt, während ihrer Jahre an der CDU-Spitze gezeigt hätte - der Überdruss, den viele angesichts 18 Jahren Merkel empfanden, wäre nicht so groß geworden. 

Sprachfähig sein: Damit tat sich Angela Merkel zu oft schwer, zu selten gelang ihr das. Politik muss aber sprachfähig sein, sie muss die Menschen erreichen. Sieht so aus, als könne "AKK" das besser als ihre Vorgängerin.

Wenn die Streitlust, die während der Regionalkonferenzen zwischen den Kandidaten aufblitzte, der Partei erhalten bleibt und auf die politische Konkurrenz überspringt: Es wäre ein Segen für die Demokratie.

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