Ein Mann, der polarisiert: Söders größte Gefahr ist er selbst

15.3.2018, 21:16 Uhr
Mit Markus Söder will die CSU im Herbst einen neuen Anlauf schaffen, die absolute Mehrheit im Freistaat zu halten.

© Lino Mirgeler/dpa Mit Markus Söder will die CSU im Herbst einen neuen Anlauf schaffen, die absolute Mehrheit im Freistaat zu halten.

Söder, seit 24 Jahren Mitglied des Landtags, polarisiert wie kaum ein anderer CSU-Politiker. Wahrscheinlich muss man bis zu Franz Josef Strauß zurückgehen, um einen ähnlich gelagerten Charakter zu finden. Entweder man schätzt Söders Intelligenz, Entscheidungsfreudigkeit und Durchsetzungsfähigkeit und ist überzeugt, dass er den Freistaat weiter modernisieren kann, ohne dabei die traditionelle Prägung des Landes aufzugeben.

Oder aber man lehnt die Brachialgewalt und Raffinesse ab, mit der er seit Jahren nach dem höchsten Amt im Freistaat gestrebt hat. Sehr oft stellte er sich dabei in den Mittelpunkt. Kritiker wurden mit allen verbalen Mitteln kleingemacht. Hinzu kommt noch sein schillerndes Verständnis von Moral. Doch bei aller Kritik muss man auch fair bleiben, denn Söder war in allen seinen Ämtern erfolgreich. Er löste als Finanzminister das für die CSU sehr gefährliche Landesbankdebakel bilanzverträglich auf. Wenn man den Spruch "viel Feind, viel Ehr" ernst nimmt, dann müsste Söder in Bayern der Politiker sein, der mit den größten Ehrerbietungen zu rechnen hat. An ihm haben sich schon viele Gegner abgearbeitet.

Interesse für soziale Belange

Söder weiß das. Obwohl es oft scheint, dass er spontan reagiert, so ist er doch im Kern ein pragmatischer und vor allem strategisch handelnder Politiker. In den vergangenen Wochen hat er eine weitere Verwandlung durchgemacht. Neben dem Machtpolitiker versucht er sich auch schon in der Rolle des Landesvaters. Aufgrund seiner politischen Biographie, vom Vorsitzenden der Jungen Union bis zu seiner Funktion als Finanzminister, dürfte kein anderer Politiker den Freistaat so gut kennen wie er. Auch das Überbringen von Förderbescheiden zahlt sich aus.

Söder stichelt weniger, sorgt sich um das Ganze und zeigt auch Interesse für soziale Belange, wie sein 10-Punkte-Programm vom Januar belegt. Politik wird im Freistaat wieder spannend, denn der designierte Ministerpräsident hat ein konkretes Programm. Er weiß auch um die Schwächen in Bayern wie die noch immer unzureichende Infrastruktur beim Internet. Markus Söders größte Gefahr ist er selbst, wenn er zu schnell abhebt und sich von niemandem etwas sagen lässt. Denn Demut und Selbstreflexion gehören nicht zu seinen charakterlichen Stärken.

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