Horrende Hotelpreise: Messebesucher flüchten aufs Land

31.1.2018, 15:00 Uhr
Horrende Hotelpreise: Messebesucher flüchten aufs Land

© Archivfoto: Distler

"Wir sind einfach nah genug dran und weit genug weg", wirbt das Landidyll Hotel Zum Alten Schloss in Kleedorf nördlich von Hersbruck um Messebesucher. Wer hier übernachtet und morgens ins Auto steigt, ist in etwa 35 Minuten am Messegelände in Nürnberg, logiert dafür aber mitten im Grünen. Derzeit ist das Hotel mit seinen 58 Zimmern komplett ausgebucht mit Messegästen.

Doch es liegt nicht nur am schönen Ambiente, dass sich die Besucher auch weit außerhalb Nürnbergs eine Unterkunft suchen. Es liegt vor allem am Preis. "Am ersten Messetag kosten Hotelzimmer in Nürnberg zwischen 350 und 418 Euro", sagt Yvonne Coulin, Leiterin der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg. Zu Messezeiten sei dies aber völlig normal.

Nur noch 36 Zimmer in Nürnberg gab es am Dienstag über das Online-Portal Booking.com, 23 über HRS und fünf über die Plattform der Tourismuszentrale. "Das ist völlig in Ordnung", meint Coulin. Die Auslastung sei normal, obwohl in Nürnberg mittlerweile 17.500 Hotelbetten zur Verfügung stehen. Nennenswerte neue Kapazitäten werden erst im Jahr 2020 hinzukommen, wenn die Hotels öffnen, die an Stelle der alten Hauptpost entstehen, die gerade abgerissen wird.

Vorbei sind immerhin frühere Verhältnisse, als Schlafwagen auf Abstellgleisen am Nürnberger Hauptbahnhof oder Hotelschiffe am Hafen bereitstanden. 2014 vermittelte die Spielwarenmesse sogar Zimmer in München, die selbst mit ICE-Ticket zur Anfahrt noch günstiger waren als die Nürnberger Unterkünfte. Wegen dieser Aktion ging damals ein Aufschrei durch die Hotellerie in der Region.

"Die großen, internationalen Messen wirken sich bis weit in die Region aus, mindestens bis Bayreuth und Hirschaid", verdeutlicht Andrea Luger, oberfränkische Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Ob Spielwarenmesse, BioFach, Fensterbau Frontale oder BrauBeviale, die Gäste weichen gerne aufs Land aus, um sich Hunderte von Euro an Zimmerkosten zu sparen.

45 Minuten Anfahrt zur Messe

"Von uns fahren sie knapp 45 Minuten zur Messe. Dafür haben sie aber auch einen Parkplatz, ein Abendessen und geringere Preise", meint Luger, die das Landhotel Frankengold in Behringersmühle (Landkreis Forchheim) betreibt. Natürlich sind auch hier derzeit alle 14 Zimmer belegt.

"Seit es die großen Online-Buchungsportale gibt, profitieren wir auf dem Land sehr. Die Messebesucher merken, dass sie auch außerhalb Nürnbergs eine Unterkunft finden, und wir brauchen die großen Messen einfach", sagt Luger. Die Leitschauen seien ein enormer Wirtschaftsfaktor. Touristen oder Hochzeitsgesellschaften suchten um diese Zeit dagegen kaum nach Zimmern, da gebe es keine Konflikte. "Wir sind ja in der Vorsaison und eigentlich noch im Winterschlaf", meint Luger.

Wer neu ist im Messegeschäft, tut sich besonders schwer, eine Unterkunft zu finden. "Manche Gäste kommen schon seit Jahrzehnten zu uns. Bei Messen, die nur alle zwei Jahre stattfinden, buchen sie teilweise schon zwei oder drei Jahre im Voraus. Andere haben da kaum eine Chance, an ein Zimmer zu kommen", erzählt Kerstin Müller, die mit ihrem Mann das Burghotel in Burgthann (Landkreis Nürnberger Land) betreibt.

Nur sechs Euro Aufschlag

Die Unterkunft ist begehrt, schließlich liegt sie nur 25 Autominuten vom Messezentrum entfernt - vor allem aber verlangt Familie Müller einen Messe-Zuschlag von lediglich sechs Euro. In Kleedorf kostet ein Standardzimmer statt 87 Euro momentan 110 Euro - immer noch weit entfernt von Nürnberger Dimensionen.

30 bis 50 Euro mehr als sonst muss man im Landhotel Weißes Roß in Illschwang (Kreis Amberg-Sulzbach) zahlen. Auch hier sind derzeit alle 37 Zimmer belegt, vor allem mit Messegästen, die seit Jahren hier logieren und gleich buchen, sobald der nächste Termin feststeht. "Wir liegen halt auch gut, nur drei Kilometer von der Autobahnausfahrt entfernt", verdeutlicht Silvia Reindl. Knapp 35 Minuten braucht man von hier zum Messezentrum. Nah genug dran eben - und weit genug weg, um das Reisebudget der Firma nicht komplett zu sprengen.

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