Kommentar: Trump feuert FBI-Chef aus purem Eigennutz

10.5.2017, 16:24 Uhr
Trump, hier bei einer Kundgebung in Louisville, ist per Kündigungsschreiben einen unbequemen Gegner losgeworden.

© John Minchillo (dpa) Trump, hier bei einer Kundgebung in Louisville, ist per Kündigungsschreiben einen unbequemen Gegner losgeworden.

Trump feuert mal wieder - eine Beschäftigung, die ihm bisher immer viel Freude bereitet hat. Diesmal wird allerdings noch ein anderes Gefühl eine Rolle spielen: Angst. Denn offiziell hat er FBI-Chef James Comey zwar entlassen, weil dieser in den Ermittlungen rund um die E-Mail-Affäre von Hillary Clinton gepatzt hatte. Comey hatte zuerst verkündet, er stelle die Ermittlungen ein. Nur um sie gerade mal elf Tage vor der Wahl wieder aufzunehmen - wegen neuer Beweise, die sich später praktisch als wertlos herausstellten.

Wer glaubt, dass diese Geschichte der einzige Kündigungsgrund ist, muss schon ziemlich verblendet sein. Erstens hätte Trump Comey dann schon längst feuern können. Zweitens ließ Comey nicht nur gegen Clinton ermitteln, sondern auch gegen Trumps Wahlkampfteam und dessen Verbindungen nach Russland. Drittens hatte der FBI-Chef Trump zusätzlich verärgert - indem er immer wieder betonte, es gebe keinerlei Hinweise, dass Trump von seinem Vorgänger Barack Obama abgehört worden sei. Das hatte Trump aber vorher behauptet - und stand spätestens jetzt als Schwindler da.

Trump wird per Kündigungsschreiben also eine potenzielle Gefahr los. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass Comeys handverlesener Nachfolger weniger Energie in diese heiklen Untersuchungen steckt. 

Kommentatoren in den USA schreiben jetzt, der ganze Fall erinnere sie an Richard Nixon, der im "Watergate"-Skandal den damaligen FBI-Chef aus dem Amt drängte, weil der gegen ihn ermittelte. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: 1973 weigerte sich der Justizminister, den obersten Ermittler zu feuern - und trat aus Protest zurück. Auch das trug dazu bei, dass Nixon sein Amt letztlich verlor. Heute denkt offenbar niemand aus der Regierungsmannschaft daran, dem eigennützigen Präsidenten Paroli zu bieten.

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