Bad Aibling: Zwei Fahrtenschreiber bereits ausgewertet

12.2.2016, 14:50 Uhr
Bad Aibling: Zwei Fahrtenschreiber bereits ausgewertet

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Bei den voranschreitenden Aufräumarbeiten nach dem Zugunglück in Bad Aibling ist auch die letzte noch vermisste Blackbox gefunden worden. Dieser Fahrtenschreiber zeichnet relevante Informationen während der Fahrt auf und soll dazu beitragen, die Ursache für das Zugunglück mit bislang elf Toten herauszufinden. Die Zahl der Opfer könnte allerdings noch steigen: "Es ist leider so, dass einige Opfer in einem kritischen Zustand sind", sagte eine Polizeisprecherin am Freitag.

Es stehe zu befürchten, dass weitere Menschen in den Kliniken den Kampf um ihr Leben verlören. Am Donnerstagabend war ein 47-Jähriger seinen Verletzungen erlegen. Am Dienstag waren zwei Züge auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim ungebremst ineinander gerast.

Aufräumarbeiten kommen voran

Die Aufräumarbeiten kommen derweil voran: "Die zwei Triebwagen sind jetzt voneinander getrennt, die rollfähigen Zugteile werden langsam abtransportiert", erläuterte die Polizeisprecherin. Wenn alles wie geplant laufe, würden im Laufe des Freitags sämtliche Großteile abtransportiert. Am Samstag sollten dann noch kleinere Trümmer geborgen werden. Wann die Strecke wieder geöffnet wird, ist noch unklar. Nach den Bergungsarbeiten müssen noch Gleise und Oberleitungen instand gesetzt werden.

Zur Suche nach der Ursache sagte die Sprecherin: "Wir brauchen noch mehr Puzzleteile, um das gesamte Bild sehen zu können." Es sei noch nicht ausgemacht, ob es sich um menschliches oder technisches Versagen handele. "Da können auch mehrere Sachen zusammenspielen." Eine andere zuverlässige Quelle hatte der Deutschen Presse-Agentur bereits am Dienstag "menschliches Versagen" als Ursache genannt.

Wie der Spiegel und Spiegel Online berichten, habe der Fahrdienstleiter kurz vor dem Aufeinandertreffen der Züge einen Notruf über ein Mobilfunknetz ausgelöst, um die Züge noch zu stoppen. Der erste Notruf sei kurz vor dem Aufeinandertreffen heraus gegangen, beim zweiten Notruf war der Crash schon passiert. Über dieses Netz ist der Fahrdienstleiter direkt mit den Lokführern verbunden.

Die Polizei wollte den Bericht des Spiegels nicht bestätigen. Einem Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes zufolge wird der Zugfunkverkehr zwischen dem Stellwerk und den Triebwagenführern ausgewertet und ist Bestandteil der Ermittlungen. Die Deutsche Bahn wollte sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht zu dem "Spiegel"-Bericht äußern.

Zwei Fahrtenschreiber ausgewertet

Experten haben inzwischen zwei der drei Fahrtenschreiber aus den Zugwracks von Bad Aibling vollständig ausgelesen. "Es konnten keine Hinweise auf Missachtung von Signalen festgestellt werden", berichtete ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums mit Blick auf die Datenspeicherkassette desjenigen Zuges, der von Rosenheim nach Holzkirchen unterwegs war. Der eine der beiden Fahrtenschreiber des Gegenzuges sei ebenfalls bereits ausgewertet worden. "Daraus können keine Erkenntnisse auf die Handlungen des Triebfahrzeugführers gewonnen werden."

Die Auswertung der dritten, erst am Freitag geborgenen Blackbox werde derzeit versucht – die Blackbox sei allerdings beschädigt. Dass es in einem Zug zwei Fahrtschreiber gegeben habe, liege daran, dass in dem Fall ein zweiteiliger Zug unterwegs gewesen sei. Als nächstes würden nun die Zugfunkgespräche ausgewertet und mit dem Fahrtverlauf abgeglichen, erläuterte der Sprecher. Zudem würden die im Stellwerk registrierten und dokumentierten Bedienhandlungen mit den Aufzeichnungen der Datenspeicherkassette abgeglichen und dortige Abläufe untersucht.

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