Bamberger Stadtrat beerdigt Ostumfahrung

28.4.2016, 18:03 Uhr
Bamberger Stadtrat beerdigt Ostumfahrung

© Maximilian Hetzelein

Im Zuge des Projekts Deutsche Einheit 8.1 plant die Deutsche Bahn den viergleisigen Ausbau der Bamberger Bahnstrecke. In der Anfangsphase dieses Mammutprojekts standen neun Varianten zur Disposition und wurden sukzessive verringert. Pro und Kontra der Top-3-Vorschläge wurden in der Vergangenheit emotional und ausschweifend diskutiert.

Nun hat der Stadtrat entschieden: Die Ostumfahrung kommt nicht. Die Gründe lassen sich kurz zusammenfassen: der Schutz des Hauptsmoorwald und der Trinkwasserversorgung, keine Realisierung von Lärmschutz an der Bestandsstrecke sowie eine mögliche Gefährdung des ICE-Halts und einer angedachten S-Bahnhaltestelle im Süden der Stadt.

Damit soll die finale Entscheidung zwischen dem Bestandsausbau mit drei Metern hohen Schutzwänden (gemessen ab der Schienenoberkante) und einer verlängerten Tunnelvariante erfolgen. Deren Beginn soll nach neuem Planungsstand südlich der Eisenbahnunterführung Forchheimer Straße, etwa auf Höhe der Arena, liegen. Zwar müssten Forchheimer Straße und Münchner Ring infrastrukturell verändert werden, gleichzeitig wäre aber der Lärmschutz für das durchquerte Gebiet der Gereuth voll gegeben. Während ICE- und Güterverkehr den bergmännischen Tunnel benutzen, sollen die beiden mittleren Gleise für den Personenverkehr auf Höhe der Geisfelder Straße wieder nach oben gehen und den Bahnhof anbinden.

Lärmschutzwände als Barriere - kostspieliger Tunnel

"Das ist eine Wand mit wenig gestalterischer Freiheit, die eine Zweitteilung darstellen", betont Claus Reinhardt bezogen auf den Lärmschutz des oberirdischen Ausbaus, wenngleich der Mitarbeiter des Baureferenten bestätigt, dass ein langer Tunnelbau aller Voraussicht nach teurer kommt. Während ein Ausbau im Bestand etwa zehn Jahre Bauzeit bedarf, ist die für eine Tunnellösung mit sechs bis acht Jahren anberaumt.

Eine nun präsentierte VWI-Studie bestätigt, dass die vorhandene Bamberger Gleisinfrastruktur 144 Güterzüge pro Tag fassen kann. Dieser Wert liegt im Bereich der zu erwartenden Auslastung von 150 Güterzügen bis 2025, längstens 2030, ermittelt durch ein KCW-Gutachten. Ursprünglich hatte die Bahn eine Kennziffer von 260 Güterzügen angenommen. Ist ein Ausbau damit gar obsolet? Nein, glaubt Reinhardt, denn eine zwei- oder dreigleisige Version entspricht nicht den Vorgaben im Bundesverkehrswegeplan mit einem Zeithorizont über das Jahr 2030 hinaus. Dennoch forciert die Stadt einen bedarfsorientierten, abschnittweisen Ausbau mit besonderem Augenmerk auf den Lärmschutz.

In puncto Schallschutz ist man im Baureferat guter Dinge. Zwar kann die Bahn durch den Beginn des Planfeststellungsverfahrens die Schallschutzverordnung von 1990 zur Anwendung bringen, hatte aber laut Reinhardt zugesagt, in Bamberg jene aus dem Jahr 2015 zur Anwendung zu bringen. Hier hat die Stadt noch ein Ass im Ärmel: Laut eines Rechtsgutachten ist die Anwendung der neueren Vorschrift einklagbar. Nun soll ein Kompromiss die Lösung bringen: Entlang der sieben Teilräume an der Trasse soll Gebiet für Gebiet abgearbeitet werden, um im Dialog jeweils die bessere Variante zu wählen. Reinhardt betont im Gespräch, dass die ältere Verordnung im Einzelfall nicht nachteilig sein muss.

Zudem hat sich die Stadt für die Einrichtung einer dauerhaften Lärmmessstelle und als Teststrecke für die von Verkehrsminister Alexander Dobrindt im März vorgestellte Strategie "Leise Schienen" beworben. Der Bund will rund eine Milliarde Euro investieren, um den Schienenlärm in Deutschland bis 2020 zu halbieren. Viel Planungsverkehr rund um Bamberg.

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