Digitalisierung der Schulen: Städtetag fordert klare Vorgaben

21.3.2019, 20:20 Uhr
Digitalisierung der Schulen: Städtetag fordert klare Vorgaben

© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) ist eigentlich ein ruhiger Mensch, der ungern polarisiert. Wenn es aber um die Digitalisierung der Schulen geht, poltert er los: "Der Freistaat soll endlich seinen Job machen. Schule ist eine staatliche Veranstaltung, keine kommunale."

Immerhin sind die Kommunen aber Sachaufwandsträger und dazu gehört auch die Ausrüstung mit Kabeln und Computern. Was Janik und seine Bürgermeisterkollegen auf die Palme bringt: Alleine eine einzige Grundschule zu verkabeln, kostet einige Hunderttausend Euro. Der Freistaat hilft mit einer befristeten Anschubfinanzierung, aber das reicht den Rathauschefs nicht. Sie wollen eine "dauerhafte Förderung des digitalen Klassenzimmers" und Geld für die laufende Systembetreuung. Wie das aussieht, zeigt Janik an einem Beispiel. Mit den Städten Fürth und Schwabach hat sich Erlangen zusammengeschlossen, um gemeinsam ein IT-Unternehmen für die Verwaltung zu betreiben. Aber Fachkräfte sind rar. Und für die Schulen müsste dringend zusätzliches Personal eingestellt werden.

Wenig Interesse der Lehrer

Dem pflichtet Alfons Brandl (CSU) aus Herrieden im Landkreis Ansbach bei. Um in den Schulen mit Internet arbeiten zu können, musste er zunächst eine Breitbandverbindung organisieren: "Diese Zeche sollen wir auch noch bezahlen", schimpft er empört. Und sein Neustädter Kollege Klaus Meier (SPD) pflichtet ihm bei: Manche Lehrer interessieren sich für die Digitalisierung, andere kaum. Also werde es bald riesige Unterschiede unter den Schulen geben.

Ohnehin, so der Städtetag, dürfe die Ausstattung des digitalen Klassenzimmers nicht von der Finanzkraft der jeweiligen Kommune bestimmt sein. Und: Damit alle Kinder in allen Schulen des Freistaats gleiche Chancen haben, seien einheitliche Standards und ein pädagogisches Gesamtkonzept für IT-Ausstattung und IT-Anwendung nötig. Das gibt es bisher in Bayern nicht.


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Baden-Württemberg hat ein solches Konzept. Dort fehlt es aber am Geld für die Ausrüstung, schmunzeln die bayerischen Bürgermeister. Sie werden aber gleich wieder ernst und verweisen auf die starren Lehrpläne, die es für jedes Fach gibt. Das müsse auch für den Übergang von der "Kreidezeit" ins digitale Klassenzimmer gelten.

"Freibiermentalität gefördert"

Kritisch sehen die Bürgermeister auch die Ankündigung der Regierungskoalition in München, Erschließungsbeiträge für Altanlagen in das Ermessen der Kommunen zu stellen. Bürgermeister Brandl aus Herrieden sieht hier einen "Abschied von der Solidargemeinschaft", zugleich werde eine "Freibiermentalität" gefördert: "Das stärkt die Erwartungshaltung, dass die Kommune die Straßen ausbaut", aber irgendwer müsse ja schließlich zahlen, heißt es beim Städtetag.

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