Erlangen will Flüchtlinge notfalls in Turnhallen unterbringen

16.1.2014, 18:00 Uhr
Provisorium 1: Bayern hat neue Wohnmodule für Flüchtlinge in der Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf geschaffen.

© Horst Linke Provisorium 1: Bayern hat neue Wohnmodule für Flüchtlinge in der Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf geschaffen.

Der Mann sagte das, was viele im Feuerwehrheim in Eltersdorf dachten: „Die Turnhalle ist auf Dauer weg“. Die Kinder werden keinen Sportunterricht mehr bekommen, und die Vereine, die können schauen, wo sie bleiben — das war die Befürchtung, die hinter den Worten steckte. Großer Beifall belohnte die Aussage. Dass die Kinder keinen Sportunterricht bekommen sollen, „das sehe ich nicht ein“, erklärte eine Dame.

Ein anderer Mann empfand dies ähnlich. Die Erfahrung zeige doch: Aus einer „kurzfristigen Lösung“ werde oft eine „langfristige Lösung“. Wenn die Halle erst einmal umgerüstet sei, dann werden die Veränderungen so schnell nicht wieder zurückgenommen. Und ein älterer Herr glaubte sogar das Ende der gesamten Grundschule in Eltersdorf stehe nun bevor: Die werde bald ganz geschlossen, vermutete er. Die Skepsis der Bürger war riesengroß. Einer erklärte unverblümt: „Ich traue keinem Politiker“.

Verpflichtung der Stadt

Um die Turnhalle der Grundschule in Eltersdorf ging es am Dienstagabend. Sie soll — so die Pläne der Stadt — im Notfall als kurzfristige Unterkunft für Asylbewerber dienen. Bürgermeisterin und Sozialreferentin Elisabeth Preuß war in das Feuerwehrheim gekommen, das aus allen Nähte platze, um zu informieren und zu sagen: Die Ängste der Eltersdorfer seien nicht begründet.

Elisabeth Preuß argumentierte gegen den Unmut der Eltersdorfer an. Das Erst-Aufnahmelager in Zirndorf sei überfüllt, deshalb werden die Flüchtlinge auf die Kommunen und Landkreise verteilt. Und: „Die Stadt ist verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen.“ Die Kommune bereite sich schon lange darauf vor. In der Michael-Vogel-Straße ist bald ein Haus fertig gestellt, in dem 50 Asylbewerber wohnen können, in zwei Containern, die im Röthelheimpark und in Alterlangen im Frühjahr bereit stehen werden, sei Platz für weitere 60 Flüchtlinge.

Erlangen will Flüchtlinge notfalls in Turnhallen unterbringen

© Horst Linke

Damit sei Raum geschaffen für 110 Flüchtlinge, und das bedeute — nachdem die Stadt mit 80 im Soll liegen: Es bestehe noch ein „Puffer“ von 30 Plätzen. Zudem sei die Stadt nach wie vor auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um Flüchtlingen eine Bleibe anbieten zu können.

Aus diesem Grunde meinte Preuß: Nur in einem äußerst unwahrscheinlichen Notfall, dass sehr viele Flüchtlinge auf einmal nach Erlangen geschickt würden, sei es denkbar, dass eine Notunterkunft in der Eltersdorfer Turnhalle auch tatsächlich benötigt werde. 20 Menschen sollen dann in der Halle aufgenommen werden.

Vergleichbare grundsätzliche Vorbereitungen werden auch für die Turnhalle in der Grundschule Büchenbach und in der Max-und-Justine-Elsner-Schule getroffen. Preuß betonte aber gleichzeitig, niemand wollte Flüchtlinge in Turnhallen unterbringen. Das sei nur der „allerletzte Schritt“. Und der sei natürlich zeitlich begrenzt, maximal auf drei bis vier Monate.

Über diese Strategie, erklärte Preuß, bestehe im Stadtrat Konsens — über alle Fraktionen hinweg. Und sie ergänzte explizit, Flüchtlinge seien keine unzumutbaren Nachbarn.

Unterstützung bekam Elisabeth Preuß von der Schulreferentin Birgitt Aßmus. Sie widersprach dem Gerücht, die Grundschule werde geschlossen. „Ich verbürge mich dafür, dass dies nicht so ist“, sagte Aßmus.

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