Der Klimawandel in Forchheim: Kiefern sind tot

17.8.2018, 18:00 Uhr
Der Klimawandel in Forchheim: Kiefern sind tot

© Fotos: Roland Huber

"Ich krieg als Förster das Elend Tag für Tag hautnah mit", erzählt Matthias Kraft. Der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz nimmt kein Blatt vor den Mund wenn er erzählt, dass der Klimawandel schon längst auch bei uns angekommen ist. Hitze, Trockenheit, Starkregen und Stürme: "Die Extrem-Ereignisse summieren sich."

Kraft erinnert auch an die "Windhose", als das Sturmtief "Burglind" Anfang des Jahres mit Macht über den Landkreis fegte und damals etwa in Kunreuth Scheunen und Bäume dem Erdboden gleichmachte (wir berichteten).

70 bis 80 Jahre alte Kiefern, die jahrzehntelang am Straßenrand zwischen Kersbach und Effeltrich standen, werden in den nächsten Tagen mit schwerem Gerät gefällt. "Die Kiefern sind tot", sagt Kraft, und zeigt auf die rostbraunen, verdorrten Äste. Überdies seien die abgestorbenen Bäume ein "enormes Gefahrenpotenzial" und mit dem Standort direkt an der Straße "nicht mehr zu verantworten".

Hagel, Pilze, Trockenheit

Geschädigt durch den heißen und trockenen Sommer 2015, sind die Baumkronen durch Hagel verletzt und der Stamm von Pilzen befallen: "Bereits im Jahr 2016 haben wir 2000 Festmeter Kiefer rausgeschnitten", erzählt der Förster.

Der Klimawandel in Forchheim: Kiefern sind tot

"Wir müssen aktiv werden, auch zum Schutz der Eigentümer", sagt Kraft. Denn die Waldbesitzer sind in der Pflicht und in der Verantwortung, falls ein Baum auf die Straße fallen sollte und Gefahr für Leib und Leben bringt.

Eindringlich mahnt Kraft die "Verkehrssicherungspflicht der Eigentümer" an. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Leiter des Forstreviers Neunkirchen am Brand haben deswegen die Eigentümer über die Sicherungs-Maßnahmen informiert und arbeiten auch in deren Auftrag. Streckenposten mit Warnwesten sperren die Straße immer dann, wenn der Harvester am Waldrand ein lautes Hup-Signal gibt: Dann knicken die kranken Kiefern, gefasst von einer riesigen Greifhand ein, als wären es Streichhölzchen und rauschen krachend zu Boden. Ein Rückezugfahrer bringt das Holz anschließend an die Lagerplätze.

Der Waldbesitzer zahle dabei zwar die Maßnahme, so Kraft, aber durch den Verkauf des Holzes kämen die Kosten durchaus wieder rein. "Wenn ich allerdings zu lange warte, dann entwertet sich der Wald von selbst", so Kraft. Will heißen: Ein toter, pilzbefallener Baum sei nur noch zu "Industrieholz" nütze.

Wurzeln reißen ab

Dass die Kiefern "in enormem Umfang sterben", das liegt nicht nur an den Krankheiten, sondern auch am Wassermangel: Der tonhaltige Boden bekommt durch die seit Monaten anhaltende Trockenheit Risse, was auch die Wurzeln der Baumriesen reißen lässt. Auf Dauer, sagt Kraft, mache die Kiefer in unserem Raum "nur noch auf Sonderstandorten" Sinn, "die Zukunft der Kiefer wird sich bei uns in den nächsten 20 Jahren auflösen".

Die Kiefer sei ein "borealer Baum" (aus dem lateinischen borealis = nördlich), der sich eigentlich im Norden Europas besonders wohlfühlt. Der Klimawandel mache gerade dem borealen Nadelwald besonders zu schaffen.

Doch wie muss der Baum der Zukunft aussehen? "Der Baum der Zukunft muss trockenheitstauglich sein", formuliert Kraft. Zum Neuaufforsten kämen auch weiterhin Waldbäume zum Einsatz, dann aber Bergahorn, Spitzahorn oder auch Elsbeere.

Die Stadt Forchheim setzt im Super-Sommer 2018 beim Gießen der Bäume auf die Hilfe der Feuerwehr und Oberbürgermeister Uwe Kirschstein probiert selbst ein neues Bewässerungssystem aus.

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