Fußball-EM: Die Slowakei steht auf Kartoffelspätzle

26.6.2016, 12:00 Uhr
Fußball-EM: Die Slowakei steht auf Kartoffelspätzle

© Fotos: Wikipedia, privat

Mit 19 Jahren verlässt Katharina Klobusicka ihre Heimat im Nordwesten der Slowakei, einem Örtchen nahe der Stadt Trencin. Ihre „Wanderjahre“ führen sie als Aupair-Mädchen nach Bad Mergentheim in Württemberg, dann lebt sie in Österreich und wieder in der Slowakei. Das richtige Timing ist nicht nur im Fußball entscheidend: Als Katharina Klobusicka erneut bei ihrer Aupair-Familie wohnt, inzwischen selbst Mutter, lernt sie über das Internet Johannes Lange kennen. „Unser Glück war, dass Katharina Bad Mergentheim als Heimatort angegeben hat. Mein Suchradius betrug 150 Kilometer. Hätte sie Trencin angegeben, wären wir uns nie begegnet“, erzählt der 36-jährige Schreinermeister aus Ebermannstadt. Im September 2010 treffen sich beide „und wir wussten sofort, dass wir heiraten“. Inzwischen ist die Familie zu fünft. Neben David (8) und Nina (3) gehört seit etwa einer Woche Rebekka dazu.

Katharina und Johannes Lange.

Katharina und Johannes Lange.

Bryndzove halušky, das slowakische Nationalgericht, „kann mein Mann besser kochen als ich“, sagt Katharina Lange und lacht. Die Spätzle aus Kartoffelteig werden mit einem speziellen aus der Slowakei stammenden cremigen Schafskäse Brynsa (Brimsen) und ausgelassenen Speckwürfeln serviert. „Mein Leibgericht wenn es um die slowakische Küche geht“, sagt Johannes Lange. Der 36-Jährige steht gerne am Herd, nicht nur jetzt, da seine Frau mit der kleinen Rebekka beschäftigt ist. Gekocht wird fränkisch und slowakisch. „Ich esse Schäufele sehr gerne, aber an die Klöße musste ich mich erst gewöhnen“, erzählt Katharina Lange.

Wenn die Langes die Familie in der Slowakei besuchen, dann arbeitet Johannes mit seiner Schwiegermutter Hand in Hand in der Küche: „Wir verständigen uns ohne viele Worte.“ Für den Schwiegersohn ist auch immer eine scharfe, paprikahaltige Rohwurst im Haus, die eher in der Ost-Slowakei typisch ist.

Viel Süßes

Zu den kulinarischen Traditionen aus der K.-und-K.-Zeit gehört vor allem im Südwesten des Landes die große Bandbreite an Süßspeisen, Pfannkuchen und viele süße Aufläufe. Auf jeden Fall aber ist eine Suppe unverzichtbarer Bestandteil des Essens. „Eine Suppe erinnert mich immer an meine Heimat.“ Die gelernte Bürokauffrau ist nahe der tschechischen Grenze mit drei Schwestern und einem Bruder aufgewachsen. Fußball war Nebensache. Eishockey ist in der Slowakei der Sport, der mit Leidenschaft ausgeübt und mit Begeisterung verfolgt wird.

Sohn David (8) hat dafür gesorgt, dass der Fußball nun sowohl bei seiner Oma in der Slowakei als auch daheim in Ebermannstadt angesagt ist. Mit seiner Mannschaft des TSV Ebermannstadt hat er das Länderspiel Deutschland gegen die Slowakei in Augsburg besucht. „Die Oma hat extra das Spiel angesehen.“ Und Schwager Karol hat Johannes Lange zu einem Eishockey-Spiel mitgenommen. „Sport verbindet die Kulturen, das ist doch toll“, sagt der Schreinerei-Besitzer. Am Sonntag, wenn das Achtelfinale Slowakei-Deutschland angepfiffen wird, dann fiebert aber jeder für sein Team. Nur David zieht den Joker: „Er ist für die Mannschaft, die gewinnt“, sagt Katharina

Lange und schmunzelt.

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