Pautzfeld sagt Dorfereneuerungs-Wettbewerb ab

12.7.2017, 14:28 Uhr
Pautzfeld sagt Dorfereneuerungs-Wettbewerb ab

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Damit ist die einzige Ortschaft aus dem Landkreis Forchheim, die sich für den oberfränkischen Bezirksentscheid qualifiziert hatte, aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Das erklärte Christine Bender vom "Gartenbauzentrum Bayern Nord" in Kitzingen auf Anfrage. Das Gartenbauzentrum Bayern Nord organisiert die Besichtigungstour durch die Wettbewerbsdörfer. Sie führt die Kommissionsmitglieder seit Anfang dieser Woche durch ganz Oberfranken.

Dass es so kommen würde, bahnte sich am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung an: "Die Leute wollen das nicht mehr. Die haben die Schnauze voll", erklärte Thomas Bauer (WG Pautzfeld) damals. Der Grund für Bauers Resignation: Kurz zuvor war in der Sitzung ein knapper Beschluss gefasst worden, im kommunalen Flächennutzungsplan den Weg für einen Supermarkt vor den Toren Pautzfelds frei zu machen, gegen den aber rund 400 Protestunterschriften gesammelt worden waren (wir berichteten).

"Breite Zustimmung"

In einer gemeinsamen Erklärung zur Terminabsage teilten Bauer und Markus Düsel (ebenfalls WG Pautzfeld) gestern mit, dass "die beteiligten Akteure nicht mehr hinreichend motiviert sind, das Dorf überzeugend zu vertreten." Die Gemeinderatsbeschlüsse hätten "die Pautzfelder vor eine neue Situation gestellt" und die Dorfbewohner würden die geplante Supermarkt-Ansiedlung für "unnötig" und deren Flächenverbrauch für "falsch" halten: "Der Verlust von Landschaft, Lebensqualität und dörflicher Identität scheint den Pautzfeldern hier ein zu hoher Preis". Der Rücktritt vom Dorfwettbewerb sei "eine schwere Entscheidung" gewesen, finde aber "breite Zustimmung unter der Ortsbevölkerung".

Hier war noch alles harmonisch: Landrat Ulm, Pfarrer Steffel, Bürgermeister Gunselmann, Hans Schilling (2. v. re.), die Gemeinderäte Markus Düsel (li.) und Thomas Bauer (4. v. re.) sowie Vertreter der Dorfgemeinschaft.

Hier war noch alles harmonisch: Landrat Ulm, Pfarrer Steffel, Bürgermeister Gunselmann, Hans Schilling (2. v. re.), die Gemeinderäte Markus Düsel (li.) und Thomas Bauer (4. v. re.) sowie Vertreter der Dorfgemeinschaft. © Foto: Erlwein

Hans Schilling, der am Landratsamt die Teilnahme von Pautzfeld am Wettbewerb seit Monaten fachlich unterstützt hat, zeigt sich von dieser Absage tief getroffen: "Mich kotzt das an – Entschuldigung." Die drastische Wortwahl hat ihren Grund: Schilling investierte in den letzten Monaten viele Abende in Arbeitskreissitzungen und Besprechungen vor Ort und hat nach eigenen Angaben sogar seinen Skiurlaub unterbrochen, um für Vorbereitungstermine nach Pautzfeld zu fahren.

Auch die schon gedruckte Informationsbroschüre, in die unzählige Arbeitsstunden flossen und die der Bewertungskommission vorlag, ist nun Makulatur: "Ich habe darauf nur sehr positive Reaktionen bekommen", sagt Schilling. Pautzfeld hätte seiner Einschätzung nach "große Chancen gehabt, in den Landeswettbewerb aufgenommen zu werden". Dass diese Chance nun zerstoben ist, findet er "sehr, sehr schade." Zwei Stunden hätte die Bewertungskommission heute in Pautzfeld verbringen sollen. Alles sei "minutiös geplant" gewesen. Hans Schilling spricht von einer "hervorragenden Vorarbeit."

"Pautzfeld ist ein Ort mit viel Potential", meint auch Bürgermeister Torsten Gunselmann: "Ich hätte gern einen Sieg auf Landesebene erlebt und war überzeugt davon, dass wir für die Landesebene nominiert werden." Die Begründung der Absage durch die Dorfgemeinschaft "ist für mich nicht nachvollziehbar", so Gunselmann. Die Reaktion auf den Beschluss für die Supermarktflächen sei "maßlos überzogen". Denn mit diesem Beschluss sei einerseits "noch lange kein Baurecht geschaffen worden".

Andererseits verweist Gunselmann auf eine lange Liste von Investitionen, von denen Pautzfeld in der jüngsten Zeit profitiert habe. So sei die Ortsdurchfahrt komplett neu hergestellt worden, das Dorfgemeinschaftshaus werde gerade generalsaniert, das Kriegerdenkmal sei renoviert worden und die örtliche Feuerwehr habe eine Wärmebildkamera bekommen. Als nächstes stünden die Neugestaltung des Dorfzentrums mit Weiher, Backofen, Brunnen und Festscheune auf der Agenda.

Gunselmanns Fazit: "Wir haben so viel in Pautzfeld investiert wie die letzten 50 Jahre nicht." Daher sei es "jammerschade", dass die Gelegenheit, sich damit überregional im Dorferneuerungswettbewerb zu präsentieren, nicht mehr besteht. Die Bewertungskommission wird heute nach Auskunft von Christine Bender von Brunn im Landkreis Bamberg direkt nach Selb weiter fahren und die eigentlich vorgesehene Station in Pautzfeld auslassen.

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