Baustellen-Flut in Nürnberg: Hier droht Pendlern Stau
7.4.2017, 05:58 Uhr
Die Anzeichen sind bunt und unübersehbar: Es ist Frühling. Graue Asphaltwüsten platzen auf und geben den Blick auf gelb-braunen Sand und Erde frei, rot-weiße Sperrbaken sprießen über Nacht aus dem Boden und die ersten Scharen des orangefarbenen Frühlingsboten Homo Construens (auch bekannt als Bauarbeiter) schwärmen aus und nehmen ihr natürliches Sommerhabitat, die Straßen und Plätze der Stadt, in Beschlag.
Wie sich Autofahrer und Betroffene schmerzhaft erinnern, buddelten und baggerten sie im vergangenen Jahr so oft wie schon lange nicht mehr in Nürnberg. Über 14.000 Baustellen wurden 2016 gezählt. "Unsere Schlagzahl bleibt 2017 so hoch wie im Vorjahr", kündigt Uwe-André Bauer, Chef des Werkleiterbüros bei Sör, an. Das "Jahresbauprogramm 2017" enthält nicht weniger als 1017 Vorhaben. Die Bandbreite reicht von Fahrbahn-Sanierungen und Lärmschutzmaßnahmen über Leitungsarbeiten bis hin zu Baumpflanzungen. Neben Sör sind unter anderem auch die Stadtentwässerung und das U-Bahnbauamt sowie die VAG, die N-Ergie und Telekommunikationsunternehmen tätig.
Vogel warnt vor Gefahrenquellen
Größter Brocken ist der Umbau des Bahnhofsvorplatzes: Die Arbeiten erfolgen in drei Einzeletappen und erstrecken sich über das ganze Jahr. Sie wirken sich nicht nur massiv auf den Autoverkehr aus, der im Bauverlauf wechselnd umgeleitet wird. Auch die Taxis werden durch die Arbeiten zeitweise an Frauen- und Königstorgraben verdrängt. Die Kurzzeitparkplätze vor dem Bahnhof entfallen ebenso. Im Vergleich zu der "Mega-Baustelle", wie sie Sör-Werkleiter und Bürgermeister Christian Vogel bezeichnet, muten alle andere Maßnahmen vergleichsweise einfach an.
Dennoch nennt Vogel fünf weitere Stellen, an denen es brenzlig werden könnte. So zum Beispiel den Bereich Kieslingstraße bis Leipziger Platz, der in sieben Etappen bis August saniert wird. Grund: viel Durchgangsverkehr und eine, laut Vogel, "anspruchsvolle Logistik“. Ähnliches gilt auch für die laufende Wiederherstellung der Gehwege und Fahrbahnen in der Lindengasse in Johannis, die ebenfalls bis August läuft. "Das ist kleinteilig, da ist jeder Meter schwierig“ sagt Vogel. Immerhin wirken sich diese Arbeiten nur lokal aus, wie auch der Straßenausbau im Neubaugebiet Röthenbach-Ost (bis Juni).
Das gilt zwar auch für die Fahrbahnsanierung in der Eckernförder, Stettiner und Cuxhavener Straße (10. bis 28. April). Doch hier stehe man unter enormem Zeitdruck, da man mitten im Wohngebiet arbeite. Nicht zu vergessen: die laufende Sanierung der Oberen Karlsbrücke (bis Oktober), die eine Umleitung des Autoverkehrs von der Ledergasse durch die Kaiserstraße zum Jakobsplatz erfordert.
Nächtliche Bauarbeiten sind keine Lösung
"Es wird uns auch in diesem Jahr wieder nicht langweilig werden", sagt Sör-Chef Vogel. Um das Pensum so pünktlich abzuarbeiten wie im Vorjahr - von insgesamt 468 Maßnahmen im Juli und August 2016 lagen alle bis auf neun im Zeitplan - setzt er unter anderem auf regelmäßige "Elefantenrunden". Vertreter von Sör, Hoch- und Tiefbauamt und Verkehrsplanung sitzen dabei an einem Tisch, statt sich - wie früher - nur per Telefon oder schriftlich abzusprechen. Der direkte Kontakt und die Tatsache, dass "die Chefs" in Gestalt von Vogel und Baureferent Daniel Ulrich mit am Tisch sitzen, beschleunige die internen Abläufe enorm.
Nachts zu arbeiten - wie es viele oft fordern -, sei dagegen keine Lösung, betont der Bürgermeister und erklärt, weshalb: "Der Pendler aus dem Umland, der vor der Baustelle zeitweise im Stau steht, ärgert sich zwar und ruft nach Nachtarbeit. An Anwohner, die dann rund um die Uhr belastet wären, denkt er aber nicht." Auf die Betroffenen der anstehenden Arbeiten gehe man frühzeitig zu, sagt Christian Vogel und betont: "Wir führen keine Baumaßnahmen durch, weil wir jemand ärgern wollen, sondern weil es nötig und erforderlich ist."
Aktuelle Baumaßnahmen sowie Infos zum Umbau des Bahnhofsvorplatzes unter: www.soer-baustellen.nuernberg.de
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