Brand in Marthakirche: Wiederaufbau dauert ein Jahr länger

24.11.2015, 17:52 Uhr
Nahezu jeden Tag wird in der ausgebrannten Marthakirche gerettet, was noch zu retten ist.

© Roland Fengler Nahezu jeden Tag wird in der ausgebrannten Marthakirche gerettet, was noch zu retten ist.

Wohl noch zwei Jahre wird in St. Martha saniert und gebaut, bis Ende 2017. Mit dieser Nachricht korrigiert die Gemeinde ihren ursprünglichen Zeitplan kräftig. Noch im September ging sie davon aus, schon 2016 zum Advent wieder in ihre Kirche einziehen zu können. Doch mit Sanierungsbeginn der Wände wurde klar: Der Aufwand vergrößert sich.

Zu der Verzögerung führt vor allem die schlechte Statik, berichtet Georg Rieger, der Wiederaufbaukoordinator der evangelisch-reformierten Gemeinde, im NZ-Gespräch. „Die Wände sind marode, drohen auseinanderzudriften.“ Daran ist nicht allein das Großfeuer im Sommer 2014 schuld. Auch das teils sechs Jahrhunderte alte Material zeigt Schwächen. Bei den Voruntersuchungen war das Ausmaß nicht zu erkennen gewesen.

Derzeit verstärken Arbeiter die Wände, indem sie Stangen hineintreiben und Hohlräume im Sandstein mit Mörtel auffüllen. „Das sind etliche Arbeitsschritte, die von Hand gemacht werden müssen“, erklärt Rieger. Trotz aller Schwierigkeit: Ein Teilabriss käme nicht infrage. Die gotische Kirche steht auch nach der Brandzerstörung unter Denkmalschutz. Der Münchner Architekt Florian Nagler, dessen Entwurf in einem Wettbewerb im Frühjahr den Sieg davontrug, will deshalb so viel von der Bausubstanz erhalten wie möglich.

Die Gemeinde geht ihre zweite Weihnachtszeit ohne eigenes Gotteshaus recht gefasst an. Weiterhin darf sie mietfrei in der katholischen Jesuitenkirche St. Klara Gottesdienste feiern, gleich gegenüber an der Königstraße. „Wir sind dort super gut untergebracht“, lobt Rieger. Dennoch will die Gemeindeleitung Entfremdungserscheinungen durch die lange Umbauzeit vorbeugen. Die 1400 Mitglieder sollen über alle Fortschritte informiert bleiben. Deshalb soll es bald regelmäßig ein „Baucafé“ geben, bei dem man Handwerker treffen kann.

Sechs Millionen reichen nicht aus

Der Kirchenraum wird jetzt beheizt, damit die Arbeiter keine Frostpause einlegen müssen. Es sind schon Restauratoren am Werk, um Risse zu füllen und historische Putzschichten zu sichern. Eine Steinmetzfirma bereitet Reparaturen vor. Manche Schäden sollen nach der Restaurierung sichtbar bleiben. „Man soll auf den zweiten Blick sehen: Da ist
was passiert“, sagt Rieger. Auch der neue Dachstuhl ist bereits in Planung. Im August wurden alle Wände vom Ruß gereinigt.

Die jüngste Kostenschätzung beziffert den Wiederaufbau auf sechs Millionen Euro. Schon jetzt sei aber klar, dass diese Summe überschritten werde, meint Georg Rieger. Die Versicherung komme klaglos für die Kosten auf. Der Spendenfluss aus der Bevölkerung ist inzwischen abgeebbt. Bürger gaben nach dem Brand mehr als 300 000 Euro – das bietet der Gemeinde erst einmal ein Polster für Sonderausgaben, etwa für eine Fußbodenheizung.

Warum die Kirche in der Nacht auf den 5. Juni 2014 in Brand geriet, lässt sich bis heute nicht sagen. Die Brandfahndung der Polizei kam zu keinem abschließenden Ergebnis. Es gab weder Indizien für Brandstiftung noch für einen Kurzschluss an elektrischen Geräten, die damals wegen Sanierungsarbeiten im Raum standen.

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