Wildpinkler am Königstor: Stadtrat fordert Container

21.5.2015, 09:44 Uhr
Handwerker sanieren derzeit die Toiletten der Königstorpassage - und damit sollen die Wildpinkler gekommen sein.

© Michael Matejka Handwerker sanieren derzeit die Toiletten der Königstorpassage - und damit sollen die Wildpinkler gekommen sein.

„Man muss nicht mal nachts unterwegs sein, um die Wildpinkler zu beobachten“, sagt Jürgen Endreß. Der ist in Nürnberg als Organisator der „Klo-Aktivisten“ bekannt. Er kämpft ausdauernd für eine bessere Beschilderung der öffentlichen Klos und längere Öffnungszeiten derselben.

Mit gemischtem Erfolg – die Stadt will sechs Litfaßsäulen in öffentliche Toiletten umfunktionieren, drei noch in diesem Jahr. Was gut sei, sagt Endreß. Doch wenn die Beschilderung für diese neuen, ungewöhnlichen Bedürfnisanstalten schlecht gemacht sei, würde das Ganze ein Schuss in den Ofen. „Wir merken das jetzt gerade während des venezianischen Marktes in der Altstadt. Die Leute essen und trinken draußen, viele finden dann die öffentlichen Klos nicht und erleichtern sich in der Passage in der Kaiserstraße 8 oder in der Königstraße 2“, so Endreß. Die städtischen Hinweisschilder auf die Toiletten im Rathaus oder in der Königstraße seien einfach zu klein. „Warum kann man nicht zusätzliche neben die Essensstände stellen, wo die Leute sie auch sehen?“ Er habe dies Bürgermeister und Sör-Chef Christian Vogel vorgeschlagen, „aber der hat es offensichtlich nicht mehr nötig zu antworten“.

Der Aufmarsch der Wildpinkler vor der Königstorpassage sei ebenfalls ein stadtgemachtes Problem. „Warum muss es über vier Monate dauern, bis eine Toilette saniert ist? Kann Sör da nicht Druck machen?“ Das gehe leider nicht, bedauert Sör-Sprecher André Winkel. Denn der Einbau der Brandschutzanlage – bislang fehlte ein Anschluss an die zentrale Sprinkleranlage – sei kompliziert.

„Eigentlich wären nur zwölf Meter Leitung nötig, doch der Anschluss an die Sprinkleranlage liegt hinter der Glasfront der gegenüberliegenden Bäckerei.“ Und da beginnt das Problem: Das Glas ist in einen Stahlträger eingehängt, „und wir können in den schlecht ein Loch für die Leitung bohren“. Also zieht sich die Generalsanierung der Klos in der Königstorpassage hin. „Wir wollten Ende April fertig sein, jetzt wird es Mitte Juni“, sagt Winkel. Dafür ist dann alles – von den Kloschüsseln über die Waschbecken bis zu den Fliesen – schick. Und die Suche der Wildpinkler nach einem Örtchen hoffentlich Schnee von gestern. Die Kosten des Umbaus liegen im Übrigen bei 190.000 Euro.

Zur Problematik der Wildpinkler erhält Toiletten-Aktivist Endreß nun auch Rückendeckung von ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger. Wie er am Donnerstag in einer Pressemitteilung schrieb, ist es für ihn schwer nachvollziehbar, warum während der Sanierung der öffentlichen Toilettenanlagen in der Königstorpassage nicht eigens ein Sanitärcontainer aufgestellt wurde: „Unabhängig davon, ob der Umfang der Umbaumaßnahmen vorher bekannt war, hätte in jedem Fall eine Ersatztoilette zur Verfügung gestellt werden müssen“, empört er sich. Man wisse doch um die Dringlichkeit jeder einzelnen öffentlichen WC-Anlage in der Stadt. „Überall wo sie fehlen oder ausfallen, kommt es zu den bekannten unangenehmen Folgen, die unsere Stadt nicht gerade attraktiver machen. Für zahlreiche Touristen ist gerade die Königstorpassage das Tor zur Altstadt. Es wäre deshalb nicht dienlich, wenn sie jetzt in der Urlaubs- und Reisezeit zur Schmuddelecke verkommt.“ Schrollinger glaubt, dass sich ein Container rentieren würde, auch wenn wenn die Sanierung nur noch wenige Wochen dauern soll.

Verwandte Themen


15 Kommentare