Lektorin würdigt Dr. Sabine Weigand als „bedeutende Autorin“

10.11.2014, 06:33 Uhr
Lektorin würdigt Dr. Sabine Weigand als „bedeutende Autorin“

© Foto: Schmitt

Die Qualität eines historischen Romans wird für Cordelia Borchardt dadurch bestimmt, wie gut es der Autorin gelingt, den Leser „so in ganz andere Zeiten zu versetzen, als habe er es selbst erlebt“.

In der Schwabacher Historikerin Sabine Weigand sieht die Lektorin der Frankfurter Fischer-Verlage eine Schriftstellerin, „die das Fremde der Vergangenheit mit dem zu verbinden versteht, was für uns heute selbstverständlich ist“, so Borchardt, die die Schwabacherin als eine der bedeutendsten deutschen Autorinnen dieses Genres bezeichnet. „Sie hat bis heute ein echtes Werk geschaffen“, so die Literaturexpertin.

Fakten und Fiktion

Sieben Mittelalter-Romane hat „die großartige Sabine Weigand“ seit 2004 vorgelegt. Bei der LesArt-Matinee am Sonntag im voll besetzten Evangelischen Haus haben Weigand und Borchardt nicht nur den jüngsten Roman dem Publikum nahegebracht. Sie führten auch einen Dialog über das Schreiben zwischen geschichtlichen Fakten und Fiktion.

Das Damen-Duo bot eine amüsante Lehrstunde für Geschichtsfans und lüftete einige Geheimnisse des Arbeitsprozesses Weigands. „Sie verbindet Genauigkeit und Seele“, sagt Borchardt, „und findet immer einen Weg, die analytische Perspektive zu beleben“.

„Das Buch der Königin“ heißt der Roman von Sabine Weigand, in dem sie die Geschichte der Sizilianischen Prinzessin Constanze erzählt, die 1184 den deutschen König Heinrich den Sechsten heiratet und zehn Jahre später als 40-Jährige Mutter des bedeutendsten Kaisers des Mittelalters wird.

Stauferkaiser Friedrich der Zweite erblickt 1194 im oberitalienischen Jesi bei einer öffentlichen Geburt das Licht der Welt. Constanze hatte Zeugen geladen, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, sie habe ihrem Ehemann ein Kind untergeschoben.

Eine Schlüsselszene in Weigands Buch, die sie auch vorträgt. „Kann man sicher sein, dass es so gewesen ist?“, will Borchardt anschließend wissen. Die Zuhörer im Evangelischen Haus horchen auf. „Nein“, sagt Weigand, und erklärt, warum selbst diese durch Quellen überlieferte Episode eine Erfindung sein könnte.

Im dauernden Konflikt mit den Staufern habe der Papst Zweifel an Friedrichs Herkunft gesät, woraufhin der natürlich Belege für seine Abstammung brauchte. Eine Geburt unter Zeugen, das war wie heute eine Urkunde des Standesamts. Da ist es: Das Fremde der Vergangenheit mit dem verbinden, was für uns heute selbstverständlich ist.

 

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