Wiedersehen nach 18 Monaten für junge syrische Familie

23.1.2015, 09:50 Uhr
Wiedersehen nach 18 Monaten für junge syrische Familie

© Foto: oh

Er hatte sie auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg zunächst in Ägypten zurücklassen müssen und war alleine nach Europa gekommen.

In Syrien hatte Jenyat um sein Leben gefürchtet. Mehrere seiner Kollegen waren bei Auslieferungsfahrten von Medikamenten getötet worden. Wurde Verbandsmaterial an die Armee geliefert, drohten die Helfer in den Kugelhagel der Rebellen zu geraten. Wollten sie den Rebellen helfen, gerieten sie ins Fadenkreuz des Assad-Regimes.

Flucht war für Jenyat und seine Familie also die einzige Möglichkeit, in Sicherheit zu leben.

Ziel war Deutschland

In Deutschland erhalten syrische Asylbewerber in der Regel binnen weniger Wochen Asyl und Bleiberecht. Bei Ahmed Jenyat war das nicht ganz so einfach. Denn er hatte in Ägypten ein Flugzeug nach Rom erwischt, hatte also in Italien europäischen Boden betreten.

Zuständig für ihn ist laut Dublin-Abkommen deshalb eigentlich der italienische Staat.

Ziel des Apothekers war jedoch, wie für so viele seiner meist sehr gut ausgebildeten Landsleute, Deutschland. Er schaffte es schließlich weiterzureisen und in der Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf Asyl zu beantragen. Anfang 2014 gehörte er zu den ersten Asylbewerbern, die in Rednitzhembach eine vorübergehende Heimat fanden.

Während viele seiner Landsleute schnell als Asylbewerber anerkannt wurden, schwebte über Ahmed Jenyat monatelang das Damoklesschwert der Abschiebung. Die Hoffnung, seine Familie bald wiederzusehen, wurde immer geringer.

Schicksalhafte Entscheidung

Jenyats Frau dachte derweil darüber nach, mit ihren beiden Kindern die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer zu wagen. Jenyat, seinen Helfern in Rednitzhembach und Syrischen Freunden gelang es in letzter Sekunde, sie davon abzuhalten. Wenige Tage später wurde über die Nachrichtenagentur BBC berichtet, dass das Schiff, mit dem Jenyats Frau mit den Kindern flüchten wollte, im Mittelmeer gesunken ist. Alle 500 Insassen ertranken.

In Rednitzhembach wurde derweil Ahmed Jenyat vom Helferkreis über Spendengelder der Besuch von Integrationskursen bis hin zur B1-Prüfung ermöglicht, die er mit sehr gutem Erfolg bestand. Er spricht inzwischen ganz passabel deutsch und hat damit die erste Voraussetzung geschaffen, bald wieder in seinem Beruf als Apotheker zu arbeiten.

Ein entscheidender Tag für die Familie Jenyat wurde der 7. November. An diesem Tag erhielt der Syrer die Anerkennung als Flüchtling in Deutschland. Sofort begannen die Helferinnen und Helfer des Arbeitskreises Asyl die Familienzusammenführung in die Wege zu leiten. Alle notwendigen Unterlagen wurden beschafft und eine Vorabzustimmung vom Ausländeramt am Landratsamt Roth für die Familienzusammenführung wurde erteilt.

Familienglück statt Leerstand

Als dann noch eine Rednitzhembacher Familie eine sehr schöne, vollständig möblierte Dreizimmerwohnung zur Miete für die Familie zur Verfügung stellte, waren alle formalen Voraussetzungen geschaffen, um für die Frau und die beiden Kleinkinder von Ahmed Jenyat bei der Deutschen Botschaft in Kairo ein Visum für die Familienzusammenführung nach Deutschland zu beantragen. „Gerade die Suche nach Wohnraum ist bei uns in der Region besonders schwierig“, sagt Hildegard Löffler-Dammer vom Helferkreis. „Dabei gäbe es, auch in Rednitzhembach, so viele leerstehende Wohungen“.

Unabhängig davon: In Sachen Familienzusammenführung ging es ausgesprochen schnell, Anfang des Jahres sah der Apotheker auf dem Münchener Flughafen nach eineinhalb Jahren seine Frau und seine Tochter, die er als drei Monate altes Baby zurücklassen musste, sowie seinen inzwischen viereinhalbjährigen Sohn wieder. Jetzt freuen sie sich auf ein neues Leben in Frieden und Freiheit.

Ahmed Jenyats Frau Akilah (Name von der Redaktion geändert) hat inzwischen mit Unterstützung von ehrenamtlichen Lehrern begonnen, Deutsch zu lernen. Der Sohn besucht ab März den Kindergarten in Rednitzhembach. Ahmed Jenyat beginnt Mitte Februar mit dem B2-Kurs, um danach seine Approbation als Apotheker zu beantragen und in seinem Beruf zu arbeiten.

Für die Asylarbeit in Rednitzhembach werden weiterhin dringend Spenden benötigt. Der Asyl-Helferkreis hat über die Gemeinde ein Spendenkonto eingerichtet:

BIC: BYLADEM1SRS, IBAN: DE86 7645 0000 0000 1958 00 (Stichwort Helferkreis Asyl).

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