Senioren am Steuer - (K)ein Risiko?

6.11.2013, 07:00 Uhr
Senioren am Steuer - (K)ein Risiko?

© dpa

Senioren und Führerschein – an dieses heikle Thema wagen sich derzeit weder Politik noch Polizei wirklich heran. Mobil zu sein, das bedeutet für die Generation 65+ ein Stück weit, sich Freiheit und Unabhängigkeit so lang wie möglich zu bewahren.

Im ländlichen Raum gibt es überdies oftmals keine wirkliche Alternative zum Auto. Das Vorankommen mit Bus und Bahn ist schwierig und kompliziert. Ohne Auto geht den Senioren ein Stück Unabhängigkeit und Selbstverantwortung verloren – angesichts der Tatsache, dass beides mit zunehmendem Alter ohnehin abnimmt, wiegt die Entscheidung schwer, den Führerschein freiwillig abzugeben.

Dies steht erst zur Debatte, wenn der Krug bereits in den Brunnen gefallen ist, d.h. wenn der Senior einen Unfall verursacht hat oder sich so unsicher im Straßenverkehr verhält, dass nur noch das Ausweichen der anderen einen Unfall verhindert. Dann erst greifen Polizei und Behörden ein, laden den Unfallfahrer zu einem Gespräch, geben unter Umständen ärztliche Gutachten in Auftrag. Aber ist es dann nicht schon zu spät?

Statistisch gesehen werden nicht mehr Unfälle durch Senioren verursacht als durch junge Fahrer. Die jahrzehntelange Erfahrung gleicht körperliche Defizite eine Zeit lang aus. Tatsache ist aber, dass im Alter wichtige Fähigkeiten wie Sehen, Hören und das Reaktionsvermögen nachlassen.

Warum dann also keine regelmäßigen Gesundheitschecks im hohen Alter? In einigen Ländern Europas - wie beispielsweise Großbritannien oder Schweden - ist ein Gesundheits-Check ab 70 Pflicht - in Deutschland allerdings ist ein solcher Senioren-TÜV bislang nicht in Sicht. Das Land der Autofahrer fährt bei diesem Thema die Scheuklappen aus – noch.

Solange es keine gesetzliche Regelung gibt, ist deshalb vor allem eines wichtig: Dass sich Senioren eingestehen, wenn sie an ihre Grenzen stoßen – und dass sie die Warnungen und Sorgen der Angehörigen ernst nehmen, wenn sich diese zum Fahrstil kritisch äußern. Und das ist der eigentliche Knackpunkt: „Da bin ich zu alt für“, hört man häufig. Doch niemals im Zusammenhang mit Autofahren.

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