Als Vittek den Kölner Karneval beendete

15.2.2012, 07:30 Uhr
"Eine schöne Zeit": Robert Vittek, beglückwünscht von den Spielkameraden Dominik Reinhardt (links) und Markus Schroth, hatte 2006 in Köln-Müngersdorf gleich dreimal Grund zur Freude, erzielte binnen 16 Minuten einen lupenreinen Hattrick.

© dpa "Eine schöne Zeit": Robert Vittek, beglückwünscht von den Spielkameraden Dominik Reinhardt (links) und Markus Schroth, hatte 2006 in Köln-Müngersdorf gleich dreimal Grund zur Freude, erzielte binnen 16 Minuten einen lupenreinen Hattrick.

“Ich habe das immer im Kopf, auch in meinem Herzen“, sagt Robert Vittek. Wehmut, jedoch ohne Schwere, liegt in der Stimme von Nürnbergs ehemaligen Topangreifer, wenn er an seine treffsicheren Auftritte denkt - so auch an sein Torfestival in Köln. Anfang März 2006 machte Vittek rasch deutlich, dass er nicht in die Karnevalshochburg gekommen war, um Kamelle zu verteilen. Binnen 16 Minuten brachte er den Club durch seinen zweiten Dreierpack in Folge mit 3:0 in Front. Die Kölner reagierten auch nach einem Saenko-Treffer zum 4:1 mit wütenden Angriffen. Ein Doppelschlag brachte sie auf 3:4 heran – nicht aber zum Ausgleich.

“In der Hinrunde lief es nicht, in einer tollen Rückrunde umso besser“, sagt Vittek. Zur Winterpause noch ohne Torerfolg, hatte er am Saisonende 16 Treffer auf dem Konto. Während der Spieltage 24 bis 26 traf der Slowake ohne Unterlass. Drei Buden gegen Duisburg, drei in Köln. Als er gegen Bremen trotz weiterer Gala nur zwei Tore erzielte, riet ihm FCN-Coach Hans Meyer im Spaß, einen Psychologen aufzusuchen, verrät Vittek.

Auch beim letzten Treffen in Köln behielt der Club die Oberhand. Im September 2011 lieferte er dort eine seiner besten Saisonleistungen ab, feierte durch ein 2:1 den zweiten Auswärtssieg. Den Grundstein dafür legte Timmy Simons, der binnen vier Minuten zweimal vom Elfmeterpunkt antrat, Nervenstärke mit Zielsicherheit kombinierte und so den Club mit 2:0 in Führung brachte.

Im April 2011 begegneten sich in Köln-Müngersdorf zwei Serientäter. Der Club war auswärts fünfmal in Folge ungeschlagen, stellte das zweitbeste Rückrunden-Team. Der FC hielt im eigenen Stadion mit sechs Siegen am Stück den Saison-Bestwert. Der Club agierte strukturierter als elf Kölner, die kurz vor der Pause nur noch zehn hätten sein dürfen: Youssef Mohamad war Andy Wolf hinterher gehastet, hatte sich mit diesem verhakt und nachgetreten. Im zweiten Durchgang blieb Köln uninspiriert, Nürnberg zaghaft und die Schiedsrichterleistung schwach. So übersah Florian Meyer auch Geromels elfmeterreifen Schubser gegen Wolf. Als sich die Kontrahenten auf ein 0:0 geeinigt zu haben schienen, entschied sich Milivoje Novakovic anders und in der Nachspielzeit die Partie. Der FCN trauerte etwa der Chance von Jens Hegeler nach, der an Torwart Michael Rensing gescheitert war.

In der Hinrunde hatte sich der gebürtige Kölner zielsicherer gezeigt. In der elften Minute paarte Hegeler in Nürnberg zunächst Eleganz und Zielstrebigkeit bei der Ballbehandlung, um die Kugel anschließend in den rechten Winkel zu jagen. Die Gäste antworteten durch den aufgerückten Geromel mit dem 1:1. Doch der Club investierte mehr: Nach einer schwungvollen Kombination adressierte Mike Frantz eine Flanke auf den Kopf von Ilkay Gündogan, der ins linke untere Eck vollendete. Die Kölner mühten sich behäbig um den erneuten Ausgleich und liefen in der Schlussminute in einen Konter. Hegeler trieb den Ball bei seinem 40-Meter-Sprint leichtfüßig auf die zappelige Nordkurve zu. Er verzögerte vor FC-Keeper Miro Varvodic, legte quer zu Julian Schieber – 3:1!

Novakovic händigt Oenning die Arbeitspapiere aus

Am 4. Advent 2009 zündeten die Rheinländer gegen einen im dichten Schneetreiben orientierungslosen Club drei Lichtlein an. Geromel leitete den 3:0-Heimsieg ein, als er sich bei einer Ecke am höchsten schraubte. In Hälfte zwei erhielt der FCN dann Anschauungsunterricht. Binnen sechs Minuten veredelte Novakovic erst eine punktgenaue Hereingabe von Sturmpartner Lukas Podolski. Wenig später wuchtete er den Ball mit dem Kopf ins Tor. An einem verkorksten Sonntag passte ins Bild, dass sich Juri Judt noch “Gelb-Rot“ abholte. Nach verlorenem Laufduell mit Podolski brachte er Kölns Lokal-Heiligen zu Fall. Tags darauf trennte sich der Club von Michael Oenning, um mit Dieter Hecking die Mission Klassenerhalt anzugehen. 

Abschluss-Spieltag 2009/10: In der Woche vor der Heimpartie gegen Köln waren die Nürnberger Abstiege 1994 und 1999 allgegenwärtig. Letztlich rettete die Hecking-Elf den Relegationsplatz. Andreas Ottl bewerkstelligte durch seinen Freistoßhammer spät den 1:0-Erfolg auf eigenem Platz.

Abschluss-Spieltag 2009/10: In der Woche vor der Heimpartie gegen Köln waren die Nürnberger Abstiege 1994 und 1999 allgegenwärtig. Letztlich rettete die Hecking-Elf den Relegationsplatz. Andreas Ottl bewerkstelligte durch seinen Freistoßhammer spät den 1:0-Erfolg auf eigenem Platz. © Zink

Beim Wiedersehen am 34. Spieltag schwebte er dennoch in unmittelbarer Abstiegsgefahr. Diese hatte sich dank der Schützenhilfe von Heckings vormaligem Arbeitgeber Hannover in Bochum bald verflüchtigt. Der FCN wollte trotzdem Schwung für die Relegation aufnehmen. Andreas Ottl schnappte sich in der 88. Minute zweimal den Ball und hämmerte diesen beim zweiten Versuch ins Tor. Im August 1991 seifte der Club die “Geißböcke“ ordentlich ein. Keine 60 Sekunden nach Anpfiff sorgte Martin Wagner durch einen Knaller ins Kreuzeck für einen Blitzstart. Keine Zeigerumdrehung benötigten auch Kay Friedmann und “Zaubermaus“ Zarate, um das Ergebnis auf 3:0 zu schrauben, ehe Dieter Eckstein in der 37. Minute Bodo Illgner ebenfalls das Nachsehen gab.

Es war ein Spiel, das Spaß machte. Bei so einem Spiel plant auch Robert Vittek bald in Nürnberg wieder mit dabei zu sein, als Zuschauer. “Ich beobachte alle Bundesliga-Spiele des Club“, erklärt er. Nach einem Kreuzbandriss absolviert der slowakische WM-Goalgetter seine Reha in München, wird von Physiotherapeuten der deutschen Nationalmannschaft betreut. Kraft fürs Comeback schöpft der 29-Jährige aus Auftritten wie damals in Köln: "Ich weiß dann, das alles gut wird, ich so etwas wiederholen kann. Das habe ich in meinem Herz – genau wie die schönen Zeiten beim FCN."

Ein, zwei, drei, vier - Eckstein: "Eckes", der hier FC-Schlussmann Bodo Illgner - gleichbedeutend mit dem 4:0 - keine Abwehrchance lässt, war 1991 beim Heim-Triumph des Club einer der Aktivposten auf Nürnberger Seite.

Ein, zwei, drei, vier - Eckstein: "Eckes", der hier FC-Schlussmann Bodo Illgner - gleichbedeutend mit dem 4:0 - keine Abwehrchance lässt, war 1991 beim Heim-Triumph des Club einer der Aktivposten auf Nürnberger Seite. © Stefan Hippel

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