Club-Fans wettern gegen reuigen Schäfer

3.11.2013, 18:12 Uhr
Bild mit Symbolcharakter: Raphael Schäfer ist frustiert.

© dpa Bild mit Symbolcharakter: Raphael Schäfer ist frustiert.

Es ist beileibe kein Liebesverhältnis zwischen Raphael Schäfer und den Fans des 1. FC Nürnberg. Vielmehr scheint es einer Zweckehe zu ähneln. Irgendwie ist man aufeinander angewiesen, so richtig belastbar ist das Verhältnis aber nicht - vor allem in Ausnahmesituationen, wenn sich der eine auf den anderen verlassen muss. Und der Abstiegskampf ist eine Ausnahmesituation.

Seit Samstagnachmmittag hat das Missverhältnis zwischen der Kurve und dem Club-Kapitän eine neue Dimension. Im Krisengespräch nach der 0:3-Niederlage gegen Freiburg versuchte der FCN, seine aufgebrachten Anhänger zu beruhigen. Es sprachen Martin Bader und Per Nilsson, nicht aber Schäfer. Als dieser entäuscht vondannen stapfte und seine Kapitänsbinde frustriert auf den Boden feuerte, fühlten sich die Fans in ihrer Meinung bestätigt. Raphael Schäfer sei nicht mit dem Herzen dabei, heißt es im Szenemagazin "YA BASTA".

Nachdem der Torhüter eine Nacht drüber geschlafen hatte, erklärte er auf der Vereinshomepage: "Ich habe überreagiert. Das Kapitänsamt ist das höchste Gut." Gleichwohl obliege dem großen Zwist von Samstagnachmittag ein Missverständnis: "Als ich das Mikrofon ergreifen wollte, wurde mir unmissverständlich mitgeteilt, dass alles gesagt sei und ich das Wort nicht mehr an die Kurve richten sollte. Es wurde uns signalisiert, dass wir in die Kabine zurück gehen könnten." Erst später habe er erfahren, "dass der Kurve wohl nicht mitgeteilt wurde, dass mir gesagt wurde, dass ich das Wort nicht ergreifen soll." Heißt im Klartext: Schäfer wollte eigentlich sprechen, wurde aber davon abgehalten.

Dass das Wegwerfen der Binde "ein riesengroßer Fehler war, weiß ich, denn ich habe es immer als etwas Besonderes angesehen, Kapitän des 1. FC Nürnberg zu sein. Das wird mir nie wieder passieren." Kapitän wird er hingegen bleiben. "Ich habe heute früh sofort mit der Mannschaft und dem Trainer gesprochen. Sie haben mich aufgefordert, Kapitän zu bleiben. Ich werde mich dieser Verantwortung nicht entziehen."

So oder so. Der kühle, in Norddeutschland aufgewachsene, Schäfer ist nie richtig warm geworden mit den Nürnberger Fans. "Er wird - warum auch immer - nicht geliebt", sagte Martin Bader am Sonntag im SPORT1-Doppelpass. Und das obwohl er doch zu den Pokalhelden von 2007 gehöre. So recht verstehen mag Bader das nicht. "Es gibt kaum einen Profi beim Club, der sich mehr mit diesem Verein identifiziert als er." Und: "Mit ihm waren wir immer erfolgreich."

Tatsächlich ist der FCN just in dem Jahr abgestiegen, als Schäfer in Stuttgart seine Brötchen verdiente. Mit Schäfer ging es dann wieder rauf in die Bundesliga. Eine mögliche Erklärung hat Bader dann aber doch noch parat: "Raphael ist Kopf und Sprachrohr dieser Mannschaft. Er trägt die Meinung der Mannschaft und manchmal unpopuläre Entscheidungen nach außen." Dass dies nicht immer publikumswirksam ist, wurde nach dem vergeigten Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth klar.

Schäfer stellte sich und sagte, die Niederlage sei schlimm, viel wichtiger ist aber, dass der FCN weiter in der Bundesliga spielt. "Daraufhin," so Bader, "wurden er und die Mannschaft in die Ecke gestellt nach dem Motto, sie würden das Derby nicht ernst nehmen." Und Schäfer bekamm den Frust ab. Bader martialisch: "Schon im Mittelalter ist der Überbringer der schlechten Nachrichten geköpft worden." Nein, wahrlich kein Liebesverhältnis.

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