Club-Remis in Würzburg: Erst Matchplan, dann Teuchert

24.4.2017, 14:37 Uhr
Siegtor gegen Aue, Ausgleich in Würzburg: Für Cedric Teuchert läuft es dieser Tage richtig gut.

© Sportfoto Zink / WoZi Siegtor gegen Aue, Ausgleich in Würzburg: Für Cedric Teuchert läuft es dieser Tage richtig gut.

Fast 40 Jahre, im Oktober 1977, war es her, da musste der 1. FC Nürnberg zuletzt zu einem Zweitliga-Spiel in Würzburg antreten. Eine verhältnismäßig kurze Auswärtsfahrt, mit dem Sieg gegen Erzgebirge Aue im Rücken - für den Club gab es schon schlimmere Auswärtsfahrten als den Sonntagsausflug nach Unterfranken. Mit einem ordentlichen Matchplan startete Nürnberg in den 30. Spieltag - doch dann schlug wieder einmal der Fußball zu. In seiner ganzen Einfachheit, die doch so komplex ist.

Die Vorzeichen waren klar: Würzburg war in der gesamten Rückrunde in allen zwölf Partien sieglos geblieben. Eine magere Ausbeute von nur fünf Punkten brachte das Team von Bernd Hollerbach in akute Abstiegsgefahr - und das trotz einer starken Vorrunde, welche die Kickers sogar als bester fränkischer Klub auf Rang sechs abschlossen. In den letzten Wochen aber holte die grausame Realität der 2. Liga die Kickers ein - immerhin das hatten beide Mannschaften am Sonntag gemeinsam.

Zu Beginn versuchte der Club, über die linke Angriffsseite Druck auszuüben und Würzburg früh anzugreifen, wie so oft in dieser Saison allerdings ohne die nötige Durchschlagskraft und die nötige Präzision im Abschluss. Nicht zuletzt, weil Winter-Neuzugang Mikael Ishak einmal mehr wie ein Fremdkörper wirkte, der einfach nicht ins Spiel fand. 17 Mal kam der Schwede an den Ball, kein einziger Torschuss sprang dabei raus. Insgesamt acht Pässe spielte der bullige Ishak, drei davon kamen nicht beim Mitspieler an. Ein weiteres Indiz dafür, wie isoliert die Sturmspitze in Würzburg war. Verständlich und folgerichtig, dass Ishak in der 57. Minute vorzeitig in den Feierabend musste.

Praktisch mit der ersten nennenswerten Offensivaktion erzielten die Kickers durch eine sehenswerte Einzelaktion von Valdet Rama das Tor zur Führung. Der Matchplan war dahin, es drohte zu einem dieser Spiele zu werden, die symptomatisch für den 1. FC Nürnberg in der Saison 2016/17 stehen. Der Club ließ nach dem Gegentor Kreativität, dauerhaften Druck und die nötige Aggressivität vermissen. "Da müssen wir ruhiger werden und geduldiger auf unsere Chancen warten", appellierte Georg Margreitter an seine Mannschaft. Am Ende gewann der fränkische Altmeister aber lediglich 46 Prozent der Zweikämpfe und sogar nur 41 Prozent der Luftduelle - zu wenig gegen einen Gegner, der um den Klassenerhalt kämpft und lieber über die physische als über die spielerische Komponente ins Spiel kommt.

"Es war das erwartete Spiel, sehr intensiv, sehr spannend", resümierte Club-Coach Michael Köllner nach der Partie. Ein Auswärtsspiel bei einem Abstiegskandidaten eben, der nach seinem Tor noch aggressiver verteidigte (vier gelbe Karten gegen die Unterfranken, auf Nürnberger Seite wurde nur Möhwald verwarnt) und sich dennoch nach vorne traute. Natürlich besaß der FCN auf dem Papier die höhere individuelle Qualität, dies zeigte das Köllner-Team phasenweise aber nur bei Standardsituationen. Kurz vor der Pause scheiterten Behrens und Margreitter am Würzburger Schlussmann Siebenhandl.

Die Gastgeber machten mit der Führung im Rücken das Spielfeld breit, hatten am Ende mehr Flanken und Eckbälle vorzuweisen als der Club. In der Schlussphase aber ging den Kickers ein wenig die Luft aus, Nürnberg wurde erstmals in der zweiten Hälfte gefährlich und konnte den inzwischen eingewechselten Cedric Teuchert besser ins Spiel einbinden, ehe der 20-Jährige in der 80. Minute dann für den Ausgleich sorgte. Das dritte Saisontor für den gebürtigen Coburger, der erst vergangene Woche gegen Aue den Siegtreffer erzielte. Schon wieder sticht der Joker, schon wieder Teuchert.

Schon wieder sticht der Joker

Georg Margreitter war häufig im Spielaufbau gefordert und brachte den Ball oft und Präzise an den Mitspieler: Lediglich zehn Fehlpässe bei 54 Versuchen zeugen von Spielmacherqualitäten, wie sie ein moderner Innenverteidiger heutzutage mitbringen muss. Nur ein Spieler auf dem Platz hatte mehr Ballbesitzphasen als der Österreicher: Constant Djakpa. In der Vorwoche noch gefeiert, konnte der Ivorer seine Leistung aus dem Aue-Spiel nicht erneut abrufen, blieb insgesamt aber ordentlich. Als seine Mannschaft dem Rückstand hinterherrannte, ging Djakpa bei Zuspielen oft ins Risiko. Am Ende standen den 21 angekommenen Pässen satte 23 Fehlpässe gegenüber - was dennoch nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass das Linksverteidiger einer der besseren Club-Akteuere an diesem Sonntagnachmittag war.

In der Nachspielzeit versuchte der FCN, den inzwischen verunsicherten Würzburgern den zweiten Treffer einzuschenken, die Kickers hielten aber Stand. So gab es am Ende eine gerechte Punkteteilung, weil der Club trotz der 56 Prozent Ballbesitz weitestgehend zu passiv war. Nur weil Joker Teuchert einmal mehr goldrichtig stand, entkam der neunfache deutsche Meister der Niederlage gegen den fränkischen Konkurrenten. Oder wie es Margreitter zusammenfasste: "Cedi ist da momentan sehr wichtig für uns" - ja, auch so einfach kann Fußball manchmal sein.

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