Deutliche Worte! HCE will zurück zu alter Form finden

19.2.2019, 15:14 Uhr
"Wenn du mit zehn Toren verlierst, musst du dir an die eigene Nase fassen": Trainer Adalsteinn Eyjolfsson kritisierte auch sich selbst.

© Foto: Daniel Marr/Zink "Wenn du mit zehn Toren verlierst, musst du dir an die eigene Nase fassen": Trainer Adalsteinn Eyjolfsson kritisierte auch sich selbst.

Es war nach dem knappen 25:26 bei den Füchsen Berlin, als Michael Haaß einen wichtigen Satz sagte: "Der Dezember ist immer unser Monat", so der Kapitän, "auch wenn wir müde sind – die Pause jetzt ist für uns nicht günstig."

Einfach weiterspielen wollte Michael Haaß zwei Tage nach Weihnachten, doch die Weltmeisterschaft stand an, ein Urlaub mit der Familie, eine Verschnaufpause vom Bundesliga-Handball. Bis auf Rang zehn war der HC Erlangen zuvor durch fünf Siege in Folge geklettert, war erstmals im Pokal-Viertelfinale gestanden. Eine neue Leichtigkeit hatte den Bundesligisten erfasst, großes Selbstbewusstsein sowie gewisse Erleichterung, alle Spiele gewonnen zu haben, die man gewinnen muss, wenn man nichts mit dem Abstieg zu tun haben will.

Nicht ganz zwei Monate sind vergangen seit den Worten von Michael Haaß in Berlin, zwei Spiele hat der HCE seitdem in der Bundesliga bestritten - er hat beide verloren. Gegen Minden gab es zu Hause ein 25:29, bei der SG Flensburg-Handewitt einen chancenlosen Auftritt mit einem 18:28. Erlangen ist in der Tabelle wieder auf Rang 13 abgerutscht, der angekündigte Angriff auf Platz neun ist - vorerst - aus den Augen verloren.

"Die Ergebnisse sind nicht schlimm", beruhigt der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Carsten Bissel. "Gegen Minden haben wir nicht gut gespielt, gegen den Deutschen Meister kann man auch hoch verlieren." Noch dazu, wenn mit Nikolai Link, Dominik Mappes und Nicolai Theilinger drei Rückraumspieler verletzungsbedingt fehlen. Nach 17 Minuten fiel zudem Niko Büdel mit Roter Karte aus. "Das können wir nicht kompensieren", sagt Kevin Schmidt, der Sportliche Leiter. "Uns sind zu viele wichtige Spieler weggebrochen."

Man darf jedoch davon ausgehen, dass auch mit diesen vier Spielern die Chancen auf eine Überraschung beim verlustpunktfreien Flensburg äußerst gering gewesen wären. So aber fehlte in der Flens-Arena auch die Möglichkeit, den verbliebenen Akteuren mit Wechseln kurze Verschnaufpausen zu gönnen. Die hatten Michael Haaß, Christoph Steinert und Andreas Schröder bitter nötig, denn derart ideen- und mutlos, dass der Angriff gar zweimal ohne jeglichen Torwurf ins Zeitspiel rasselte und den Ball kampflos hergeben musste, hatte man Erlangen länger nicht mehr erlebt.

"Das sind nicht unsere Werte"

Auch die Würfe aufs Flensburger Tor in den zwanzig Minuten nach der Pause waren meist aus der Not geboren, gute Wurffenster hatten sich selten ergeben. So gelang es dem Meister, den HCE durch Ballgewinne spielend leicht zu überlaufen und das Ergebnis vorentscheidend in die Höhe zu treiben. Hier kann die Kritik bei allem Respekt für die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse am Sonntag ansetzen, findet Kevin Schmidt: "Das war dann nicht mehr die Körpersprache, die wir erwarten." Der Trainer sieht das ähnlich: "Das waren nicht die Werte, die wir vertreten wollen. Wir müssen schnell zu den Tugenden zurück, die uns im November und Dezember ausgezeichnet haben."

Für einen leidenschaftlichen Kampf von der ersten bis zur letzten Minute zeigte sich der HC Erlangen bald im Ergebnis zu weit entfernt, zu frustriert und auch zu erschöpft. "Die zweite Hälfte hat uns enttäuscht", so Schmidt. "Jeder hat für sich gekämpft, wir aber nicht mehr als Mannschaft füreinander. Das darf nicht passieren", findet Eyjolfsson.

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Die andere Kritik greift tiefer: Wie erfahrene Spieler das Team mit Undiszipliniertheiten schwächten, war nicht nur unnötig, sondern töricht. Aus einem guten Anfangs-Rhythmus brachte sich der HCE so selber – und nicht etwa das Publikum, wie Eyjolfsson kritisiert hatte: "Vielleicht war das zu scharf formuliert. Wenn du mit zehn Toren verlierst, musst du dir an die eigene Nase fassen."

Das fordert auch Carsten Bissel: "Wir müssen uns mehr auf uns konzentrieren. Wir sind nun in der Situation, unserem Publikum zeigen zu müssen, dass wir bereit sind, wieder zu brennen. Damit wir den Weg weiterführen, den wir noch im Dezember gegangen sind." Gestern gab es klare Worte von Eyjolfsson ans Team – und eine Laufeinheit, "die wir zu diesem Zeitpunkt normalerweise nicht planen", so der Trainer. Vielleicht wäre es wirklich das Beste gewesen, wenn es diese WM-Pause gar nicht gegeben hätte.

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