HCE-Keeper Walzik: Der Held aus der vierten Reihe

21.8.2017, 12:10 Uhr
Normalerweise ist Philip Walzik Ersatztorhüter der Reservemannschaft und muss in der dritten Liga ran - am Wochenende stand er aber überraschend auch im DHB-Pokal im Erlanger Kasten.

© Harald Sippel Normalerweise ist Philip Walzik Ersatztorhüter der Reservemannschaft und muss in der dritten Liga ran - am Wochenende stand er aber überraschend auch im DHB-Pokal im Erlanger Kasten.

Das mit dem Pokalhelden war so ja eigentlich gar nicht geplant. Geplant waren Weichbodenmatten und Schlafsack in der Herrschinger Turnhalle, ein paar letzte Einheiten in einem Kurztrainingslager vor dem Start der Dritten Liga kommendes Wochenende. Da trifft die U23 des HC Erlangen in der Dreispitzhalle auf die SG Bruchköbel. Und im Tor sollte vielleicht auch Philip Walzik stehen. Sollte die Nummer eins, Michael Haßferther, keinen guten Tag erwischen.

"Ich kann nicht mehr alle Einheiten absolvieren", sagt Walzik, seit vergangenem Jahr arbeitet er ja Vollzeit beim Stifteproduzenten Stabilo im Einkauf, Handball ist nur noch Nummer zwei. Oder drei, eine Freundin gibt es ja auch zu Hause in Erlangen.

Erst Duschen, dann Nussloch

Hingehetzt, sagt Walzik, sei er regelrecht nach der Arbeit zur Abfahrt Richtung Herrsching. Um dann, nach der ersten Einheit um 17 Uhr, wieder nach Erlangen zurückzufahren. "Es hatte sich schon abgezeichnet, dass Goradz Skof (Torwart der Profis, d. Red.) nicht spielen kann im Pokal. Bei Michael Haßferther hatten wir bis zuletzt die Hoffnung, dass er einspringen kann."

Doch auch Haßferther leidet anhaltend unter muskulären Problemen. Was sozusagen den Ersatzmann des Ersatzmannes des Ersatzmannes auf den Plan rief: Philip Walzik. Nach dem Duschen setzte er sich also mit dem Co-Trainer ins Auto, gegen 22 Uhr war er zurück in Erlangen. Ein A-Jugendtorwart wurde ein-, Walzik hingegen ausgeladen und fuhr nach Nußloch, wo die Bundesligamannschaft HC Erlangen die erste Pokalrunde bestritt.

"Natürlich hatte ich große Vorfreude", sagt Walzik, "aber es war schon auch stressig für mich." Das letzte Mal hatte er 2011 bei einem Zweitligaspiel in der Ersten ausgeholfen, zuvor als A-Jugendlicher ein paar Drittliga-Spiele neben Andreas Bayerschmitt bestritten. "Ich war nicht mehr so aufgeregt, als ich tatsächlich ins Tor musste. Aber gerechnet habe ich nicht damit, dass ich tatsächlich spiele."

"Ich weiß, dass das eine Ausnahme war"

Gleich den ersten Siebenmeter parierte Philip Walzik gegen Nußloch am Samstag, weitere Würfe gehörten ihm. "Das macht es natürlich viel einfacher." Auch am Sonntag gegen Bietigheim bekam er gleich beim ersten Versuch, einem freien Wurf vom Kreis, gleich wieder den Körper dazwischen: "Auf der Bank haben sie schon gefeixt."

Durch die beiden Siege steht der HC Erlangen nun im Achtelfinale des Handball-Pokals, was auch Trainer Robert Andersson freute: "Man kann durchaus im Pokal stolpern oder Probleme kriegen, das hat man auch heuer gesehen bei anderen Partien. Damit das nicht passiert, muss man fokussiert und konzentriert sein", betonte der Coach und fügte an: "Das haben wir, finde ich, hervorragend hinbekommen. Deshalb hatten wir auch am Ende keine großen Probleme."

Auf einen späten Karrierefrühling hofft U23-Keeper Walzik übrigens nicht. "Ich weiß, dass das eine Ausnahme war. Meine Aufgabe ist eine andere." Andersson lobte: "Philip hat seine Sache super gelöst." Häufiger aber wird er den Ersatzmann des Ersatzmannes des Ersatzmannes wohl nicht einladen. Gerade deshalb bleibt das Pokalwochenden in Nußloch für Philip Walzik eine besondere Erinnerung.

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